Zu Fuss von Artegna nach Breitenbach

Aldo Daici, ehemaliger Gemeindepräsident von Artegna, wanderte die 750 Kilometer von Italien nach Breitenbach, um der Gemeinde die Ehre zu erweisen. Die beiden Orte verbindet eine bewegte Geschichte.

Willkommensgruss: Aldo Daici (r.) wird von Luigi Del Fabbro, dem letzten in Breitenbach lebenden Artenieso begrüsst.
Willkommensgruss: Aldo Daici (r.) wird von Luigi Del Fabbro, dem letzten in Breitenbach lebenden Artenieso begrüsst.

Nach dem zweiten Weltkrieg bis Mitte der siebziger Jahre nahmen über 100 Menschen des italienischen Dorfes Artegna den langen Weg in Kauf, um nach Breitenbach zu kommen, um hier zu wohnen und zu arbeiten. Nun wanderte der ehemalige Gemeindepräsident von Artegna, Aldo Daici, die 750 Kilometer in 19 Tagen zu Fuss nach Breitenbach. Sein Weg ging alles der Strasse entlang, wo möglich auf Fahrradwegen, und sein Gepäck zog er auf einem selbst gebauten Einradanhänger mit. Mehrere Pässe musste er dabei überwinden. Übernachtet hatte er in Hotels und Bed and Breakfast.

Auf dem letzten Abschnitt, von Egerkingen bis in den Thiersteiner Hauptort, wurde er von Breitenbachs Gemeindepräsidenten Dieter Künzli und den Gemeinderäten Christian Thalmann und Willi Spaar begleitet. «Das war mir ein Vergnügen und eine Ehre», freute sich Daici. Es war bereits das dritte Mal, dass der 70-Jährige diesen langen Weg auf sich genommen hatte. Die Jahre zu vor kam er einmal joggend und einmal per Fahrrad nach Breitenbach.


Partnergemeinden
Seit Jahren sind Breitenbach und Artegna durch die Geschichte miteinander verbunden. Diese Verbundenheit wurde im Jahr 2013 in einem Partnerschaftsvertrag besiegelt.

Zur Zeit der Immigration der Italiener profitierten die Breitenbacher von den Auswanderern. Diese arbeiteten in den lokalen Bauunternehmen und der Industrie und trugen so zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde bei. Sie waren am Bau bedeutender Bauwerke wie dem Schulhaus Mur (1951-1952) und der römisch-katholischen Kirche (1964-1966) beteiligt. Als im Jahr 1976 Artegna von einem Erdbeben heimgesucht wurde, bei dem zahlreiche Menschen ihr Leben verloren, kehrten die meisten der in Breitenbach lebenden Arteniesi in ihre Heimat zurück, um beim Wiederaufbau ihres fast vollständig zerstörten Dorfes mitzuhelfen. Die Breitenbacher Bevölkerung half durch Spenden mit, die grösste Not zu lindern. «So entwickelten sich gegenseitige Achtung und Freundschaften. Das neue Schulhaus im Herzen unseres Schulgartens auf den Namen ‹Artegna› zu taufen, ist Ausdruck des Willens, uns in Notzeiten gegenseitig beizustehen, denn der Wohlstand ist ein Geschenk, das uns jederzeit weggenommen werden kann», schreibt Willi Spaar in der Chronik.

Luigi Del Fabbro ist der letzte Artenieso, der noch in Breitenbach lebt. Auch er hatte am Freitag Aldo Daici ein kurzes Stück begleitet. Am Montag kehrte Daici schliesslich mit dem Bus nach Italien zurück.

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