Zeuge eines alten Handwerks
In Beinwil konnten Interessierte einen Blick in die alte Hammerschmiede werfen. Fachleute informierten dabei über die anspruchsvolle Arbeit des Erhaltens von Industriedenkmälern.
Europaweit besteht jeweils am zweiten Septemberwochenende, an den Tagen des Denkmals, die Möglichkeit, historische Gebäude zu besichtigen. Im Kanton Solothurn konnten Interessierte unter anderem die alte Hammerschmiede in Beinwil besichtigen und sich über die laufenden Unterhaltsarbeiten informieren lassen.
Mühle gehörte einst dem Kloster
Regula Graf von der Denkmalpflege des Kantons Solothurn wies vor zahlreich erschienenen Interessierten darauf hin, dass Industriedenkmäler selten sind. Die Hammerschmiede gehörte ursprünglich zum Kloster Beinwil, das die Schmiede verpachtete. Als während des Kulturkampfs die Klöster aufgehoben wurden, kaufte 1874 Georg Ankli, der die Hammerschmiede seit 1858 als Pächter bewirtschaftete, das Gebäude. Bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde hier geschmiedet. Seither unterhält die Familie Ankli mit viel Engagement die Hammerschmiede, die seit 1949 unter Denkmalschutz steht.
In vierter und fünfter Generation sorgen Georg und Kilian Ankli heute für den Unterhalt der Werkstatt aus dem 17. Jahrhundert. In einem Nebengebäude hat Georg Ankli 1973 die Firma Ankli Metallbau AG eingerichtet. Sohn Kilian wird das Unternehmen ab nächstem Jahr weiterführen. Kilian Ankli dankte der kantonalen Denkmalpflege für die Unterstützung bei den aktuellen Unterhaltsarbeiten.
Schon vor 30 Jahren hatte der Architekt Toni Eggenschwiler an Sanierungsarbeiten mitgewirkt. Er ist auch dieses Mal dabei. Es sei eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn es gehe auch darum, den Betrieb der Mühlräder zu erhalten. Die für deren Bau benötigten Hölzer und Metalle sollen möglichst authentisch aussehen, weshalb etwa für die Schrauben die heute übliche Verzinkerei nicht infrage komme. Dafür, wie auch für die Zimmereiarbeiten sind eigens Spezialisten zu finden, die aber rar geworden seien.
Eggenschwiler erinnerte daran, dass im Lüsseltal ab dem Mittelalter Eisenerz abgebaut wurde. Dies war auch der Grund für die Standortwahl des Klosters. Zudem gab es Wasserkraft, was ideale Bedingungen für eine Hammerschmiede bot. Der Familienname Erzer und der Flurname Erzberg zeugen heute noch vom früheren Bergbau in der Region.
Besondere Eiche nötig
«Ohne Schmiede könnte ich mein Handwerk nicht ausüben», sagte Moritz Schiess. Der Zimmermann, der sich auf die Sanierung historischer Bauten spezialisiert hat, wies damit darauf hin, aus welchem Material seine Werkzeuge hergestellt sind. Die Restaurierung sei eine interdisziplinäre Arbeit. Gemeinsam untersuchen die Expertinnen und Experten, was noch funktioniert und was nicht. Wichtig sei die Wahl der richtigen Eiche. Es müsse eine mit dicken Jahresringen und möglichst wenigen Astlöchern sein. Solche finde man vor allem im Elsass. Für die grosse Welle, welche die Drehbewegungen überträgt, benötige man einen 9,9 Meter langen, bolzengeraden Stamm, der gut und gerne 1,4 Tonnen schwer sein kann.
Wie Kilian Ankli ausführte, wendet sein Vater Georg wöchentlich im Durchschnitt zwei Stunden für den Unterhalt der Hammerschmiede auf. Ihm und seiner Familie sei der Erhalt der historischen Hammerschmiede ein Herzensanliegen. Davon konnten sich die interessierten Besucherinnen und Besucher an den Tagen des Denkmals überzeugen.