Woher die Dorfnamen kamen

Seit Sonntag lässt das Dorfmuseum in einer Sonderausstellung hinter 120 Dorfnamen blicken. Der Nunninger Albert Pflugi hat monatelang recherchiert.

Albert Pflugi (l.) und Ambros Hänggi gehen mit der Kirchenuhr einig: Die Aufarbeitung der Dorfnamen brauchte viel Zeit.   Foto: Roland Bürki
Albert Pflugi (l.) und Ambros Hänggi gehen mit der Kirchenuhr einig: Die Aufarbeitung der Dorfnamen brauchte viel Zeit. Foto: Roland Bürki

Weder das «Dürluft Eisi» von Gotthelf noch «Bottebrächts Miggel» von Traugott Meyer weckten beim Nunninger Albert Pflugi Interesse an Dorfnamen. Schuld daran war einzig ein alter Schwarzbuben-Kalender. «Vor drei Jahren stiess ich beim Blättern im «Schwarzbueb» auf eine Geschichte mit drei Nunninger Dorfnamen», erinnert sich der frühere Kadermann von Postfinance noch ganz genau. Plötzlich habe es bei ihm Klick gemacht, mehr über die früheren Dorfnamen zu erfahren und sie systematisch zu erfassen.
«Die Dorfnamen haben früher die Unterscheidung vieler Doppelgänger mit gleichen Namen und Vornamen möglich gemacht», so Pflugi. Noch heute gebe es im Dorf viele Gasser, Hänggi, Häner oder Stebler, teilweise mit gleichen Vornamen. Zu Beginn seiner Recherchen seien ihm spontan noch rund 20 Dorfnamen aus seiner in Nunningen verbrachten Jugendzeit eingefallen, weist Pflugi auf den steinigen Weg zu über 100 weiteren Dorfbeinamen hin.

Keine Renaissance der Dorfnamen
130 Tafeln mit gegen 400 abgebildeten Personen warten seit der Vernissage vom vergangenen Sonntag im auch sonst sehenswerten Dorfmuseum auf interessierte Besucher. Laut Ambros Hänggi, dem Präsidenten des Vereins Dorfmuseum, will diese Sammlung ein Erbe der Vorfahren, also ein Stück Dorfkultur, erhalten und zugänglich machen, die Dorfnamen aber nicht reaktivieren.
«Spottnamen, wie sie auch heute immer wieder kursieren, haben wir ganz bewusst ausgeklammert», betont Hänggi. Auch habe der Verein sich bei den Personen und Fotos auf die Epoche bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs beschränkt. Albert Pflugi hat sich in monatelanger Arbeit vieler Quellen bedient, wie er dem Wochenblatt erläutert: Da waren Interviews mit älteren Nunningern, da war der «Schwarzbueb», da waren Fotos aus dem Dorf, der Schule, den Vereinen und aus dem Museum. «Die Dorfnamen nehmen vielfach Bezug auf einen Beruf, einen Ort oder einen Familiennamen mit Vornamen», fasst Pflugi seine Erfahrungen zusammen. So fänden sich bei den Berufen etwa «’s Forsterbuebe, ’s Posimänters oder ’s Brieftragers», bei den Orten etwa «’s Brunngassers, ’s Antäglers» und bei den Familiennamen zum Beispiel «’s Findelis». Letztere leiten sich vom weiblichen Vornamen Seraphine ab.
Die Ausstellung lässt auf spannende Weise ein Stück altes Nunningen wieder aufleben. Sie ist jeden 1. Sonntag im Monat offen von 14.00 bis 17.00 Uhr.

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