«Wir servieren das ganze Jahr ein ausgezeichnetes Fondue»

Das Restaurant Remel sei keine Besenbeiz im klassischen Sinn, sagt das Wirtepaar Kägi. Viel lieber sprechen sie von einer Bergbeiz — beheimatet in einer Alphütte von 1906, ohne Strom, einfach eingerichtet und mit einfachem Angebot.

Ein eingespieltes Team: Ute und Peter Kägi mit ihrem Sohn Loris. Foto: Melanie Brêchet
Ein eingespieltes Team: Ute und Peter Kägi mit ihrem Sohn Loris. Foto: Melanie Brêchet

Der Remelturm, der im ersten Weltkrieg als Bewachungsposten erbaut wurde, ist ein beliebtes Ausflugsziel oberhalb von Kleinlützel. Nicht alle Ausflügler wissen jedoch, dass in nur wenigen Minuten Gehdistanz zum Turm eine kleine Oase zur Pause und Stärkung einlädt: Die Besenbeiz Remel. Die gemütliche Sonnenterrasse mit Festbänken — in der kalten Jahreszeit mit Decken ausgestattet, im Sommer mit einem Sonnensegel abgedeckt — ist sie für Wanderer, Velofahrerinnen und andere Ausflügler ein willkommener Ort zum Rasten.

Peter und Ute Kägi führen den Betrieb bereits seit 2017. Zuvor führten sie die Jugendherberge in Delémont und hatten beschlossen, wieder Richtung Basel zu ziehen. Weit sind der Basler und die Hamburgerin aber nicht gekommen — das Schicksal wollte es, dass sie die Ausschreibung für die Besenbeiz Remel entdeckten und sich bewarben. Nach dem Zuschlag bauten sie die Hütte, mit etwas Hilfe der Bürgergemeinde Kleinlützel, um: Aus der ehemaligen Wohnung der Hirten wurden eine Küche und eine kleine, gemütliche Gaststube, die auch bei schlechtem Wetter und Kälte rund 30 Personen Platz bietet. Im unteren Teil befindet sich immer noch ein kleiner Stall, der im Sommer im Bedarfsfall noch einige Rinder beherbergen kann. Denn der Remel ist von Frühling bis Herbst auch die Alp der Kleinlützler Bauern.

Die Besenbeiz Remel betreiben Peter und Ute Kägi als Vollzeitjob, auch wenn sie nur an Wochenenden und allgemeinen Feiertagen geöffnet hat und unter der Woche für Anlässe und Gruppen ab vier oder fünf Personen öffnet. «Es ist ein sehr grosser Aufwand. 60 bis 80 Stunden Arbeit pro Woche sind keine Seltenheit», sagt Peter Kägi. «Wir fahren jeweils alles rauf und wieder runter, inklusive dem schmutzigen Geschirr.» Ute Kägi ergänzt, dass sie die Speisen aufgrund des geringen Platzes in der Beiz teilweise zuhause zubereiten würden. «Wenn die Besenbeiz um 11 Uhr öffnet, sind wir bereits seit fünf Stunden auf den Beinen und zuhause in Laufen am Kochen, Backen und Vorbereiten. Aber klagen wollen wir nicht — wir machen das gerne und mit Leidenschaft.»

Kleine Karte auf hohem Niveau

Kägis sind Quereinsteiger. Er hat früher als Projektleiter gearbeitet, sie hat ein Wirtschafts- und Chinesischstudium in der Tasche und unterrichtet unter der Woche Deutsch für Expats, die in die Schweiz kommen, um zu arbeiten. Beide legen bei ihrem Angebot grossen Wert auf regionale Produkte, am liebsten auch aus biologischer Landwirtschaft. Ihre Produzenten kennen sie alle persönlich. Kägis beziehen ihren Käse von Höfen aus Liesberg, Biederthal oder Beinwil; die Wurstwaren vor allem aus dem Jura. Auf dem Remel wird Bier aus Laufen und dem jurassischen Saignelégier und Wein aus dem nahen Soyhières und vom Tüllinger bei Basel getrunken. Um den Hunger zu stillen, bietet die Besenbeiz Remel ganzjährig Fondue an. Für dieses wurde die Beiz von der «Weltwoche» sogar zu einer der schweizweit zehn besten Adressen gekürt. Ansonsten werden eine saisonale Suppe, liebevoll garnierte Platten (auch vegetarisch) oder Wurstsalat und Kuchen angeboten — Letzterer von der Schreibenden getestet und für sehr gut befunden. «Die Leute melden sich manchmal schon freitags bei uns und reservieren für das Wochenende ein Stück Kuchen», sagt Peter Kägi und ergänzt, dass eine solche Reservation nur von Montag bis Freitag möglich sei, da man auf dem Remel keinerlei Empfang habe. Das sei für die Ruhe förderlich, fürs Geschäft manchmal weniger.

Die Familie habe in den letzten Jahren viel investiert und sich einen riesigen Kundenstamm aufbauen können. Es gebe Leute, die fast jedes Wochenende einkehren, wenn sie mit dem Velo oder zu Fuss unterwegs sind. Werbung mache man kaum. Die Tische würden sich über Mund-zu-Mund-Propaganda sehr gut füllen. Gerade im Frühling, wenn die ersten Sonnenstrahlen locken oder im Herbst, wenn es denn die letzten warmen Tage sind, ist die Besenbeiz Remel manchmal sehr voll. Man habe aber bisher noch immer für fast alle einen Platz gefunden, sagt Peter Kägi, mit Festbankgarnituren auf Vorrat versuche man so flexibel wie möglich zu sein. Dank vier bis fünf Aushilfen habe man den Ansturm auch dann im Griff. Bei Bedarf packe sogar der zehnjährige Sohn Loris mit an.

Ferien macht die Familie Kägi nur selten: Die Besenbeiz ist jeweils in den Fasnachtsferien eine Woche geschlossen und auch im Monat Juli gönnt sie sich eine Auszeit.

Das Konzept der Besenbeiz Remel funktioniert hervorragend und die Familie Kägi hofft, die Beiz noch lange weiterführen und ihre Stammkundschaft «uf em Rämel» empfangen zu können.

Weitere Artikel zu «Thierstein», die sie interessieren könnten

Thierstein16.10.2024

Die Schule Gilgenberg steckt in einer Krise

Die Mitglieder der Schulleitung sowie die Finanzverwalterin der Schule Gilgenberg haben gekündigt. Friedrich Wüthrich, Präsident des Zweckverbandes Schule…
Thierstein16.10.2024

Mehr als nur Fasnacht

Die Fasnachtsclique «Litzlerchnertsch» gestaltet seit 53 Jahren die Dorffasnacht in Kleinlützel. Fasnacht wird das Hauptthema des Vereins bleiben. Weitere…
Thierstein09.10.2024

Mut zu riskanten Gratwanderungen

Die in Breitenbach wohnhafte Trompeterin und Alphornistin Jennifer Tauder-Ammann führt musikalisch ein Patchwork­leben zwischen Musikschule, Dirigaten,…