Die Schule Gilgenberg steckt in einer Krise

Die Mitglieder der Schulleitung sowie die Finanzverwalterin der Schule Gilgenberg haben gekündigt. Friedrich Wüthrich, Präsident des Zweckverbandes Schule Gilgenberg bot an, die Schulleitung zu übernehmen.

Daniel Nussbaumer: Im Schulvorstand und Gemeinderat von Himmelried. Foto: zvg

Im Sommer erfuhren die Eltern, dass bei der Schule Gilgenberg die Gewaltentrennung ausgehebelt wurde. Das Präsidium des Zweckverbandes ist nun auch die Schulleitung. «Der Schulvorstand wird in der Übergangsorganisation die Koordination des laufenden Tagesgeschäfts der Schule Gilgenberg übernehmen», hiess es in einem Infoschreiben, unterschrieben vom Schulvorstand Schule Gilgenberg. Seit Anfang dieses Jahres umfasst der Zweckverband Schule Gilgenberg nicht nur die Oberstufe, sondern auch die Primarschulen von Fehren, Meltingen, Zullwil, Nunningen und Himmelried. Aus einem 1,5 Millionen Franken Betrieb wurde ein Gebilde mit einem Budget von acht Millionen Franken und etwa 60 Angestellten. Die Neustrukturierung wurde von Streitigkeiten überschattet. Über die Gründe schweigen sich die Betroffenen aus. Von früheren Behördenmitgliedern ist zu erfahren, dass es bei den Kompetenzen zu Überschreitungen und innerhalb des Verbandes zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sei. Die Unruhen führten dazu, dass die Schule ohne Verwaltung dasteht. Die Mitglieder der Schulleitung und auch die langjährige Finanzverwalterin reichten ihre Kündigungen ein. Auch beim Schulsekretariat kam es zur Vakanz. Bis zur Wiederbesetzung bot sich Friedrich Wüthrich an, zusammen mit seinen Kollegen des Vorstands, die Schulleitung zu übernehmen. Wüthrich ist Gemeindepräsident von Meltingen, Landwirt und Hirt des Weidebetriebs Meltingerberg und Vater von schulpflichtigen Kindern. «Die neue Führungssituation bei der Schule Gilgenberg ist eine Machtkonzentration, die nicht einfach hingenommen werden sollte», halten Eltern gegenüber dem Wochenblatt fest.

Nachgefragt in Solothurn beim Bildungsdepartement stellt Regierungsrat Remo Ankli klar, dass der Ball beim Zweckverband, beziehungsweise den Gemeinden liege. Sie stünden in der Verantwortung. «Die Gemeinden bestimmen, wer in den Gremien des Zweckverbandes Einsitz nimmt und die Schule mitgestaltet. Es sind die Gemeinden, welche die Schule strategisch führen und nicht die kantonalen Amtsstellen», gibt Ankli zu verstehen. Selbstverständlich stelle der Kanton sicher, dass der Schulbetrieb funktioniere. «Wir stehen der Schule Gilgenberg beratend zur Seite», erklärt Ankli. Die Fachstelle Qualitätssicherung des Volksschulamtes befinde sich in regelmässigem Austausch mit dem Schulvorstand, der ad interim die Schulleitung ersetzt. «Der Vorstand hat zudem einen Massnahmenkatalog erarbeitet und diesen dem Volksschulamt vorgelegt. Sollte der Fahrplan nicht eingehalten werden, wird die kantonale Aufsicht die Lage neu beurteilen», hält Ankli fest.

«Es gibt ein Krisenmanagement-Team»

Das Wochenblatt konfrontierte den Schulvorstand mit Fragen. Daniel Nussbaumer war bereit, Rede und Antwort zu stehen. Der Gemeinderat von Himmelried mit dem Ressort Bildung übernahm vor einem halben Jahr den frei gewordenen Sitz im Zweckverband Schule Gilgenberg und fungiert in der Rolle des Mediators. Er ist beruflich in der Bildungslandschaft zu Hause — doch ausserhalb der Region und in der Privatwirtschaft.

Wochenblatt: Wie kam es dazu, dass die Schule Gilgenberg seit einiger Zeit keine Schulleitung mehr hat?

Daniel Nussbaumer: Die Schule Gilgenberg befand sich in einer Phase der Veränderungen und der strukturellen Anpassungen. Der Rücktritt der Schulleitung kam in einer Zeit, in der auch die internen Abläufe optimiert werden mussten, um die künftigen Anforderungen besser zu erfüllen. Wir sind uns der Verpflichtungen der geleiteten Schule bewusst und arbeiten intensiv daran, eine nachhaltige und professionelle Lösung zu finden.

Wie sieht die Notlösung aus?

Die Schule wird ad interim von Mitgliedern des Schulvorstandes geleitet. Das Leitungsteam wird von externen Fachkräften unterstützt.

Wie wird der reibungslose Schulbetrieb sichergestellt?

Die aktuelle Lösung gewährleistet, dass alle administrativen und pädagogischen Abläufe reibungslos funktionieren. Wir arbeiten eng mit den Lehrpersonen zusammen. Wir stellen sicher, dass der Unterrichtsbetrieb ohne Unterbrechungen weiterläuft. Das Sekretariat wird in Kürze durch eine qualifizierte Person verstärkt werden, um die täglichen Abläufe effizient zu bewältigen.

 

Es handelt sich um einen Betrieb mit einem Budget von acht Millionen Franken. Dieser wird von einem Laiengremium geführt?

Da der Schulvorstand aus engagierten Personen besteht, die nicht zwingend aus dem Bildungsbereich stammen, haben wir umgehend Massnahmen ergriffen. Ein externer Berater, der mit den Anforderungen an Schulführung und -management vertraut ist, unterstützt uns in dieser Übergangsphase. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die Schule weiterhin professionell geführt wird und die Qualität gewährleistet bleibt. Des Weiteren haben wir eine Expertise in Auftrag gegeben.

 

Welche Massnahmen hat der Vorstand eingeleitet?

Der Vorstand hat als erste Massnahme die Stellenausschreibungen für die Schulleitung und das Sekretariat gestartet, um diese Positionen schnellstmöglich und qualifiziert zu besetzen. Parallel dazu haben wir ein internes Krisenmanagement-Team eingerichtet, das in der Übergangszeit den operativen Betrieb sichert. Zudem haben wir externe Unterstützung hinzugezogen, um sicherzustellen, dass die Schule weiterhin effizient geführt wird.

 

Welche Änderungen braucht es langfristig?

Mittel- bis langfristig planen wir eine umfassende Neustrukturierung, um die Schule zukunftssicher aufzustellen. Dazu gehört die Einführung klarer Verantwortlichkeiten in der Schulleitung und im administrativen Bereich. Ausserdem werden wir die internen Kommunikationsprozesse sowie die Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand und der Schulleitung optimieren. Auch die Einbindung externer Fachberatung wird langfristig Teil der Strategie sein, um sicherzustellen, dass wir den aktuellen Anforderungen im Bildungswesen gerecht werden.

 

Der bestehende Verband der Kreisschule Gilgenberg war erst vor kurzem mit den Primarschulen erweitert worden. Was hat das Konstrukt aus der Bahn geworfen?

Bei der Erweiterung des Verbands war es eine Herausforderung, die verschiedenen Interessen und Erwartungen der Mitglieder in Einklang zu bringen. Einige Prozesse und Verantwortlichkeiten waren anfangs nicht klar genug definiert, was zu Verzögerungen geführt hat. Allerdings haben wir aus diesen Erfahrungen gelernt und sind daran, Strukturen und Abläufe zu verbessern. Unser Fokus liegt darauf, die langfristige Stabilität und Effizienz des Verbands zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Schule Gilgenberg gut geführt wird.

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