Mut zu riskanten Gratwanderungen
Die in Breitenbach wohnhafte Trompeterin und Alphornistin Jennifer Tauder-Ammann führt musikalisch ein Patchworkleben zwischen Musikschule, Dirigaten, Soloauftritten und dem Hornroh Modern Alphorn Quartet.
Aufgewachsen ist Jennifer Tauder in Veitsch im Mürztal im österreichischen Bundesland Steiermark, wo Magnesit zur Wärmespeicherung in Kaminöfen abgebaut wurde. Ihr Vater dirigierte 25 Jahre lang die Veitscher Werkskapelle. Schon mit sechs Jahren erhielt sie Trompetenunterricht bei ihrem Vater. Zu Hause wurde Familienmusik gepflegt. An der Kunstuniversität in Graz begann Jennifer schon während ihrer Schulzeit am Musikgymnasium ihr Bachelor-Studium. Als Austauschstudentin im Erasmus-Programm kam sie 2006 an die Hochschule für Musik FHNW in Basel in die Klasse von Professor Klaus Schuhwerk. Statt nach Österreich zurückzukehren, blieb sie in Basel und schloss 2010 mit dem Master of Arts in Pädagogik ab. 2013 absolvierte sie den Master of Arts in Performance mit dem Nebenfach Gesang. Zu Beginn dirigierte sie verschiedene Musikvereine, unter anderem in Märkt am Rhein und Hofstetten. Sie erhielt eine Stelle an der Musikakademie Basel. Ihre Dirigatstellen führten sie weiter nach Meltingen, Aesch, Frenkendorf und Brislach. Seit 2023 dirigiert sie die Luzerner Blaskapelle (Lublaska), wo vor allem die österreichische Blasmusikkultur gepflegt wird: Polka, Walzer und Märsche. Sie spielte auch in den Sinfonieorchestern Bern und Biel. Bei den 24. Blasmusiktagen in Weinfelden im September 2024 schwang Lublaska mit 350 Punkten obenaus, sodass sich Jennifer Tauder als amtierende Schweizer Meisterin der Blasmusik bezeichnen darf.
Karriere im Hornroh Modern Alphorn Quartet
Im Jahr 2000 gründete der Alphornist Balthasar Streiff unter anderem die Formation Hornroh Modern Alphorn Quartet, wo neben dem Alphorn auch der Büchel, Alpofone Meerschnecken und Tierhörner geblasen werden. Immer mehr wurden moderne und experimentelle Stücke gespielt. Jennifer Tauder kam im Jahr 2014 zur Formation hinzu. «Das Alphorn machte mich von Anfang an süchtig», erklärt sie. «Wir spielen sowohl traditionelle Stücke mit Überstimmen, aber wir arbeiten auch mit Komponisten wie Georg Friedrich Haas, Georg Haider oder Lukas Langlotz zusammen.» Hornroh spielte unter anderem schon im Goldenen Musikvereinssaal in Wien, in der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, in der Zürcher Tonhalle, im Konzerthaus Berlin und bei der Neueröffnung des Stadtcasinos Basel 2020 mit dem eigens dafür komponierten Stück «Einkreisung» von Helena Winkelman. «Das Highlight war aber der Auftritt in der Royal Albert Hall in London», erklärt Tauder; dort erhielt sie sogar eine eigene Garderobe. Gespielt wurde das Concerto grosso Nr. 1 von Georg Friedrich Haas.
Ihr Terminkalender sei immer voll, sagt sie. Trotzdem hat sie Zeit, sich nebenher ihren Hobbys Wandern, Kaltbaden und Lesen zu widmen. Seit sechs Jahren ist sie verheiratet; ihr Mann spielt selbst Posaune. Tatsächlich: ein Patchworkleben!