Wieder gesund

Stefanie Müller* erkrankte vor vier Wochen am Coronavirus. Nun durfte sie das Bruderholzspital wieder verlassen. Sie will mit ihrer Schilderung Hoffnung machen. «Viele werden wieder gesund», warnt aber gleichzeitig, «diese Krankheit wünscht sich niemand».

<em>Spital für Coronapatienten: </em>Stefanie Müller* war während neun Tagen Patientin im Bruderholzspital. Foto: zvg
<em>Spital für Coronapatienten: </em>Stefanie Müller* war während neun Tagen Patientin im Bruderholzspital. Foto: zvg

Sie möchte anonym bleiben, denn sie fürchtet negative Reaktionen. Trotzdem wendet sich Stefanie Müller* ans Wochenblatt und erzählt ihre Geschichte: «Es geht dabei nicht um mich. Ich möchte den Menschen die Angst nehmen. Die meisten überleben eine Ansteckung mit dem Coronavirus. Trotzdem ist es sehr wichtig, sich weiterhin zu schützen, den Kontakt zu anderen zu meiden und gerade jetzt über Ostern nicht gleichgültig zu werden.»

Stefanie ist 55 Jahre alt, wohnt in der Region Thierstein und war körperlich fit. Die Anweisungen des Bundesrates nahm sie ernst, ging auf Abstand und mied den Kontakt zu ihren Eltern. Trotzdem steckte sie sich mit dem Coronavirus an. Wo, weiss sie nicht. «Es war Montag, der 16. März, und ich fühlte mich unglaublich müde.» Auch in den folgenden Tagen blieb sie wegen der enormen Müdigkeit im Bett. Bald folgte ein intensiver Husten. «Eine schwere Grippe ist ein Spaziergang im Vergleich zu dem, was ich erlebte», erzählt Stefanie. Da sie zu keiner Risikogruppe gehört und das Fieber nicht besorgniserregend hoch war, wollte anfangs kein Arzt einen Test bei ihr durchführen. Nach neun schweren Tagen kam Atemnot dazu und nach einem positiven Test wurde sie ins Bruderholzspital eingewiesen. Das Röntgenbild zeigte eine beidseitige Lungenentzündung.

Um eine eventuell zusätzliche bakterielle Lungenentzündung zu heilen, werden alle Coronapatienten mit Antibiotika behandelt. Dies hilft jedoch nicht gegen ein Virus, genauso wenig wie andere Medikamente. Der Körper muss damit alleine fertig werden. Bei einer normalen viralen Grippe hat der Körper meist schon eigene Abwehrzellen, beim Coronavirus, da dieses neu ist, noch nicht.

Wer nicht auf die Intensivstation muss, bekommt im Bruderholzspital, ein Zimmer auf der Allgemeinabteilung. Das Spital wurde in kurzer Zeit ausschliesslich für Coronapatienten umgebaut. «Alle werden gleich behandelt», erklärt Stefanie und lobt das Spital in allen Belangen. Insgesamt waren zu dieser Zeit 70 Personen in Pflege. Platz hat es für 350 Patienten. Stefanie erhielt eine Infusion, um den Flüssigkeitsverlust der letzten Tage auszugleichen. Täglich wurde Blutdruck, Fieber und Sauerstoffsättigung gemessen. «Anfangs hatte ich unglaublich Angst. Man hat die Bilder der Medien im Kopf von all diesen Menschen, die auf der Intensivstation liegen. Doch die Ärzte nahmen sich viel Zeit und konnten mich beruhigen.» Überhaupt leiste das ganze Team, das neu zusammengewürfelt aus Pflegenden von Laufen und Liestal bestehe, eine hervorragende Arbeit, betont Stefanie. Am letzten Donnerstag durfte sie das Spital wieder verlassen. Auch ihre 75-jährige Zimmernachbarin besiegte die Krankheit. Stefanie ist geheilt, aber fühlt sich noch sehr schwach. Die Energie reiche nicht einmal, um die Geschirrwaschmaschine auszuräumen.

Stefanie appelliert an den gesunden Menschenverstand. Die Leute sollen aufhören zu jammern, dass sie zu Hause bleiben müssen. Sie sollen froh sein, dass sie gesund sind. Viele werden nach einer Ansteckung zwar wieder gesund, aber diese Krankheit wünsche sich niemand. Und obwohl Stefanie jetzt immun gegen das Coronavirus ist, bleibt auch sie weiterhin aus Solidarität gegenüber den anderen zu Hause.

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