Was schön aussieht, kann gefährlich sein
Die Pilzsaison hat begonnen, der Verein für Pilzkunde Laufental-Thierstein ist mit seinen Bestimmungsabenden, Exkursionen und Zusammenkünften ordentlich beschäftigt. Pilzkontrollen für die Bevölkerung setzen vor allem Weiterbildung und Praxiserfahrung voraus.
Es ist Dienstagabend, die Mitglieder des Pilzvereins trudeln mit Körben voller Pilze im Clublokal ein. Alle versammeln sich um den Tisch und sind gespannt, was gefunden wurde. Chefkontrolleurin Suzanne Lüthi verteilt die Pilze auf Kartonteller, um sie den Mitgliedern zur Bestimmung vorzulegen. 30 Teller mit je einer Sorte grosser, kleiner, wohlbehaltener oder beschädigter Exemplare nehmen die Mitglieder in Beschlag, um sie mit Hilfe von Büchern und Experten zu bestimmen.
Von allen sofort erkannt wird die imposante und wohlschmeckende Schleiereule, die mit zarten Schleierresten behangen ist. Etwas ramponiert sieht der Mehlräsling aus; er riecht stark nach Mehl, ist weiss und sehr bekömmlich. Aber Achtung Doppelgänger: Daneben liegt der weisse Rasling, ein eleganter, silbergrau gefärbter Pilz, der bei Genuss das Erbgut schädigen kann. Vom Eispilz weiss Lüthi zu berichten, dass er ungekocht gegessen werden kann. Die unter dem Mikroskop ersichtlichen Lebewesen seien aber nicht unbedingt appetitanregend. Pilze werden schnell von Maden und Schnecken befallen, müssen gut gereinigt und gekocht werden. Um 21 Uhr sind alle Pilze bestimmt, der Abend hat viel Neues und Interessantes geliefert.
Pilzkontrolle
Die vorsitzende Pilzkontrolleurin Suzanne Lüthi und ihre Kollegen Kurt Minder, Walter Flück und Moritz Antony (Gebiet und Tel.-Nummer siehe www.pilzverein.ch) stehen der Region zur Verfügung, um Pilze der Sammlerinnen und Sammler zu kontrollieren. «Von den 900 Pilzarten im Laufental sind 200 essbar», erklärt Lüthi. 114 Arten dürfen von Händlern sogar verkauft werden. Die Pilzkontrolleurin erwartet, dass die Leute die gereinigten Pilze in Körben vorbeibringen und sie nach Aussehen sortieren. Alte, junge nicht bestimmbare oder stark verletzte Exemplare akzeptiert sie nicht. Das Sammelgut darf nicht in Plastik- oder Papiersäcken gesteckt werden. Lüthi gibt auch keine Ferndiagnose und warnt vor Ammenmärchen, dass gut gekochte — wenn möglich noch mit einem Silberlöffel — geniessbar würden. Maden und Schnecken vertragen übrigens auch giftige Pilze!
Empfehlungen
Wer Pilze sammelt, sollte mindestens ein gutes Pilzbuch haben. Kurt Minder rät unmissverständlich von Pilzbestimmung-Apps ab. Die Pilze ändern während ihres Wachstums nicht nur Grösse, sondern auch Farbe und Aussehen. Bilder in Büchern und Internet sind nicht unbedingt aussagekräftig, sondern die einzelnen Merkmale müssen genau kontrolliert werden. Walter Flück ergänzt, dass es nicht ratsam sei, nach der Pilzkontrolle nochmals in den Wald zu fahren, um die als essbare Pilze bestimmten Exemplare zu ergänzen. Eine frivole Begegnung hatte er an einer Pilzausstellung, wo ein dubioser Besucher nach dem Pilz «Psycho» fragte. Gemeint hatte er den giftigen spitzkegeligen Kahlkopf, der nach Genuss Rauschzustände und Wahnvorstellungen hervorruft und innere Organe schädigt.
Vereinspräsident Stefan Grun würde sich über neue Mitglieder im Pilzverein freuen. Exkursionen im Wald, Kurse und Bestimmungsabende tragen zur guten Kameradschaft bei. Fränzi und Claus Maler leisten auch grosse Kinder- und Jugendarbeit und tragen das geheimnisvolle Pilzwesen gerne in die Schulklassen.