Vom Schindelboden nach Tadschikistan
Georg Liesch wuchs als dritter Sohn einer sechsköpfigen Familie im Schindelboden auf. Nach einer Jugend im idyllischen Kaltbrunnental studierte er Medizin und leistet heute humanitäre Einsätze als Arzt. Mit seinen Swiss Medical Teams bereist er die Mongolei und Tadschikistan und wirkt dort mit einer ganz speziellen Art der Entwicklungshilfe.
Der von seiner Familie und von Freunden «Pop» genannte Georg Liesch durchlief die Schulen der Region, legte 1996 am Gymnasium in Laufen seine Matur ab und studierte danach Medizin in Basel. Seine Studienrichtung war kein Zufall: Im Alter von 14 wurde bei Pop ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert, welcher nur dank einer damals noch nicht üblichen, innovativen Therapieform geheilt werden konnte. Die lange Zeit im Spital weckte bei Pop das Interesse an der Medizin — ein Interesse, das bis heute hellwach ist.
Hilfe durch Selbsthilfe
Mittlerweile arbeitet Liesch als Viszeralchirurg in Aarau. Parallel zu seinem Vollpensum als Chirurg engagiert sich Liesch dezidiert und mit grossem Einsatz für humanitäre Belange. Er leitet die Swiss Medical Teams (SMT), eine Vereinigung von Ärzten, welche sich der Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal in Entwicklungsländern verschrieben haben. Der Fokus dieser Einsätze liegt auf Tadschikistan. In diesem Land herrschen medizinische Bedingungen, die hierzulande als unhaltbar bezeichnet würden: Sowohl bezüglich Infrastruktur als auch Ausbildung hinken diese Länder westlichen Standards weit hinterher. Eine erhöhte Sterblichkeit sowohl bei Geburten als auch bei operativen Eingriffen ist die Folge. Lieschs Teams leisten hier eine wertvolle Unterstützung in Form von Hilfe zur Selbsthilfe. Sie bilden Chirurgen, Anästhesisten, OP-Personal und auch Hausärzte aus und vermitteln ihnen Know-how zum Umgang mit modernen Medizinaltechniken.
Minimales Budget
Lieschs SMT arbeiten mit einem sehr kleinen Budget von ca. 140000 Franken pro Jahr. Dieses basiert hauptsächlich auf Spenden und wird zu 70 Prozent für die notwendigen Flüge und Versicherungen eingesetzt. Somit bleibt eigentlich kein Geld mehr für die Lieferung von medizinischer Infrastruktur. Diese muss von den unterstützten Ländern selber beigebracht werden. Allenfalls wird (behelfsmässiges) Kleinmaterial geliefert, wie zum Beispiel Präservative, welche zur Entfernung von Gewebeteilen aus dem Körper dienen, wenn minimalinvasiv operiert wird. Liesch gibt zu, dass das Jahresbudget kaum zur Deckung aller Kosten reicht. Vielfach begleichen die Ärzte der SMT ihre Aufwendungen «aus dem eigenen Sack». Administrativkosten fallen kaum an: Die SMT organisieren sich selber und als Präsident amtiert Pop Liesch gleich selbst. Ein Aspekt, der die Arbeit dieser SMT besonders wertvoll macht.
Mit der Region verbunden
Dass Pop Liesch neben seinen grossen beruflichen Einsätzen auch ein hervorragender Fotograf ist, der seine humanitären Missionen mit sensationellen Bildern dokumentiert, erstaunt wenig. Liesch ist ein Energiebündel — und macht aber wenig Aufhebens von seinem Wirken. Wichtiger sind ihm Dinge wie ein guter Draht in die Region seiner Jugend: Er nimmt seit langen Jahren an der Laufner Fasnacht teil und kennt dadurch viele Locals. Dass er dabei auch einige Zeit Musikleiter der Guggenmusik Birs-gugger war und dabei gerade auch noch deren Webseite gestaltete, ist nur eine zusätzliche Facette dieses Nimmermüden.