Vom Arachnophobiker zum leidenschaftlichen Sammler und Züchter
Sven Jeker aus Büsserach hält bei sich zu Hause und in Wahlen im Haus seiner Grossmutter Hunderte von Spinnen. Früher noch Arachnophobiker, der wissenschaftliche Ausdruck für einen Menschen, der Angst vor Spinnen hat, hält sich seine Faszination für die Tiere heute kaum in Grenzen.
Für Tiere konnte sich Sven Jeker schon immer begeistern. «Ich hatte schon Schlangen und Echsen. Mit Spinnen konnte ich früher aber gar nichts anfangen und kam nicht in die Nähe dieser Tiere. Alltagssituationen, wie der Gang in den Keller, waren nicht möglich.» Der Wendepunkt sei vor einigen Jahren gekommen. Sven Jeker war damals mit dem Auto unterwegs und erblickte plötzlich eine kleine, harmlose Spinne im Fahrzeuginnern. «Ich hätte fast einen Unfall verursacht. Da wusste ich: Jetzt muss ich etwas tun.» Er nahm mit dem «Spiderman aus dem Aargau», Bastian Rast Kontakt auf, um eine Therapie zu machen. «Er konnte mich heilen und mich für Spinnen begeistern. Bis heute halten wir Kontakt.» Sven Jeker glaubt, dass die Angst vor Spinnen mit der Angst vor dem Unbekannten zu tun hat. Denn die wenigsten würden über Wissen über die Tiere verfügen. Ihm hätten Bilder geholfen. Gemeinsam mit Rast habe er die Tiere unter dem Mikroskop angeschaut: Beine, Haare, Augen, etc. Und er habe gelernt: «Spinnen können dich nicht nicht mögen — sie haben kein Hirn.» Heute bietet Jeker selbst Angsttherapien oder auch Führungen für Schulklassen an.
Über 400 Tiere
Im Erdgeschoss im Haus seiner Grossmutter in Wahlen stapeln sich die Kunststoffboxen und Terrarien, alle bewohnt von einer Spinne. Rund 400 sind es an der Zahl, Jungtiere nicht mitgerechnet. Namen haben sie keine. Die Vogelspinnen nennt Jeker aber gerne mal «Flauschi». Einzig die älteste Vogelspinne im Bunde trage einen richtigen Namen: Mutti.
Sven Jeker ist nicht nur Sammler von Spinnen, er züchtet die Tiere auch. Besonders stolz ist er darauf, die Australische Schwarze Witwe zu züchten, wohl eine der giftigsten Spinnen der Welt, deren Biss unbehandelt tödlich enden kann. «In der Zucht der Witwen war ich eine Zeit lang führend in der Schweiz.» Auch der Basler Zolli habe bei ihm schon Witwen bezogen und er beliefere auch andere Zoos mit seinen Tieren. «Meine Grossmutter weiss, worauf sie sich eingelassen hat», schmunzelt Jeker. «Wenn eine Spinne verschwindet, muss ich suchen, bis ich sie finde. Eine Alternative gibt es nicht.» In Jekers Besitz sind auch die Sechsäugige Sandspinne oder die Brasilianische Wanderspinne, nicht minder giftig als die Schwarze Witwe.
Die beiden Basel mit Vorreiterrolle
Wer Giftspinnen halten will, benötigt in den Kantonen Basel-Landschaft, Basel Stadt und Genf eine Haltebewilligung. In allen übrigen Kantonen braucht es diese bisher nicht, da Spinnen nicht unter das Tierschutzgesetz fallen. «Ich und viele andere Spinnenzüchter befürworten strengere Regeln. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Gifttieren ist wichtig. Denn gerade Australische Schwarze Witwen könnten auch bei uns Winter überstehen, wenn sie sich in Häusern verstecken.» Jeker hat darum auch an der Entwicklung eines Kurses mitgearbeitet, den es im Kanton Basel-Landschaft zu absolvieren gilt, wenn man Giftspinnen halten möchte.
Sein Hobby, mit dem er auch schon seine ganze Familie angesteckt hat, betrachtet der gelernte Automonteur nicht als Aufwand. Er mache das gerne, auch wenn es gemäss Wissenschaft keine Bindung zwischen Mensch und Spinne gäbe. «Ich glaube aber, dass es die sehr wohl gibt.» Er verbringe zwischen eine bis zwei Stunden pro Woche bei den Spinnen. Es könnten aber auch gut einmal 20 Stunden werden. «Ein Hund als Haustier macht sicherlich mehr Aufwand», ist Jeker überzeugt. Und: Es ist die Vielfalt und das Wesen der Spinnen, die mich faszinieren. Die Spinne ist ein primitives, uraltes Tier. Wir leben schon seit Ewigkeiten mit ihnen und wissen doch so wenig über sie.»
Wer sich für eine Angsttherapie oder eine Führung interessiert, kann sich bei Sven Jeker melden: tsoterraristik@gmail.com.