Tante Frieda durchschaute alle Spielchen
Die Musikgesellschaft (MG) Beinwil feierte ihre 90 Jahre und gleich auch die 50. Auflage des Konzert- und Theaterabends mit einem fulminanten Konzertrückblick und einem ausgebufften Lustspiel um eine «Ehefrau wider Willen».
Die «Beibler» seien ein besonderes Völkchen und hätten ergo auch ein besonderes Theater- leben, beschied man dort kürzlich dem Schreibenden. Zum Besonderen Beinwils muss aber auch die MG Beinwil gezählt werden, die laut Präsident Stefan Borer dieses Jahr ihre 90 Jahre feiert, am letzten Samstag bei der 50. Auflage des beliebten Konzert- und Theaterabends aber «forever young» daherkam. Dem exakten, eifrigen und jungen Dirigenten Manuel Borer ist es offensichtlich gelungen, den Mix aus erfahrenen und jungen Kräften zu einer Power-Formation zusammenzuschmieden. Den Beweis lieferten im fulminanten Konzertrückblick auf das Jahr 2017 etwa der künftige Militärtrompeter Patric Bader in seinem Posaunensolo zu «Londonderry Air» oder die jungen Solisten Janick Roth (Cornet) und Mathias Roth (Eufonium) im vertraut klingenden Verdi-Stück «Brindisi». Erste verhaltene Pfiffe galten den beiden Roth-Cousins, während die beiden jungen Moderatorinnen Chantal Bieli und Jasmin Saner mit ihrer frischen, unbekümmerten «Bad Girl – Good Girl»-Präsentation bald einmal das Publikum im Sack hatten. Vor allem die älteren Semester bewiesen mit längerem Applaus, dass Hanns In der Gands Lied von «Gilberte de Courgenay» auch als Marsch noch heute ein absoluter Hit ist. Mit der Ankündigung von «Best of Polo» trafen die beiden Girls am Mikrofon ins Schwarze. Die Songs «Wäge dir», «Kiosk» und «Giggerig» rissen das Publikum förmlich zum frenetischen Beifall um Zugaben mit. «Was hier abgeht bei diesem düsteren Wetter, ist hellster Wahnsinn», bedankte sich Präsident Stefan Borer beim Publikum, das nach entsprechendem Steilpass von Chantal echt «giggerig» geworden war auf die zwei nachfolgenden Zugaben und die «Ehefrau wider Willen».
Theater im «Beibel» – ein Höhepunkt
Dass die «Beibler» Lustspiele können, zeigt der jährliche Andrang zu ihrer komödiantischen, immer mit humorvoll-bissigen Anspielungen gespickten Schauspielkunst. Im Mittelpunkt dieses Jahrs stand der an Schlitzohrigkeit nicht zu überbietende Junggeselle und Lebemann Willi Meier (Jürgen Kaufmann), der seinem schwerkranken Erbonkel Alois Käser (Stefan Bader) und dessen Gattin Frieda (Susana Mateos) brieflich immer ein Leben als Ehemann und frischgebackener Vater vorgegaukelt und dafür ordentlich «Stütz» bezogen hatte. Als die beiden Alten aber auftauchen, um das Baby zu sehen, organisieren Freund Walter Maier (Kilian Ankli) und dessen modebewusste Gattin Petra (Stefanie Borer) eine «Gattin wider Willen» namens Paula (Naomi Jeker), was aber deren ultralieber «Freund» Walter (Nicolas Bader) nicht goutieren will. Weiteres Sperrfeuer in diese Familienidylle schiesst die elegante Frau Vogel (Claudia Saner), Besitzerin einer Modeboutique, die bei Frau Petra Modeschulden einkassieren will, aber von Schlitzohr Willi mit Hinweis auf Vogels geheime Affäre ebenso elegant geblockt wird. Nicht erst, als gerade drei Babys im Wohnzimmer aufkreuzen, fällt bei der vermeintlich harmlosen Tante Frieda der Groschen: «Die stecken alle unter einer Decke!» Da kann Hausangestellte Luisa (Maja Amport) nur wissend schmunzeln. Ob da Willi aus diesem Schlamassel noch rauskommt?