Sich auf Augenhöhe begegnen

Ein öffentlicher Vortrag von Bettina Ugolini ging auf erfrischende Art auf Familienbeziehungen ein. Organisiert wurde er durch Susanne Tosch vom Zentrum Passwang und Leuchtturm Demenz.

Wie gute Beziehungen gelingen: Bettina Ugolinis Rezept heisst «gleiche Augenhöhe». Sie zeigt anhand von Beispielen, wie dies (nicht) gelingt. Foto: Carlo Lang

Während vor nicht allzu langer Zeit Familienbanden breit und jung waren, sind sie heute dünn und hoch. Früher hatte man viele Geschwister, Tanten und Onkel — und man wurde im Durchschnitt nicht sehr alt. Heute gleichen Familienbanden eher dünnen und hohen Tomatenranken: Man hat nur noch wenige Geschwister und wenige Tanten und ­Onkel — und man wird viel älter. Vier Generationen in einer Bande sind keine Seltenheit. Über dieses Thema hat Bettina Ugolini ihr drittes Buch geschrieben. Sie ist Gerontopsychologin und beschäftigt sich mit den psychischen Veränderungen auf der kognitiven Verhaltensebene.

Beziehungen innerhalb einer Familienbande

Bettina Ugolini geht in ihrem Referat darauf ein, wie die Liebe von den Eltern zu ihren Babys ist: eng und bedingungslos. Diese Beziehung ändert sich im Verlaufe der Zeit und sollte sich auf Augenhöhe einpendeln, wenn die Kinder älter sind und eventuell selber eine Familie gründen. Diese Augenhöhe, wie sie Bettina Ugolini nennt, sollte bestehen bleiben, bis die Eltern einmal nicht mehr da sind; selbst dann, wenn die Eltern beginnen zu vergessen. Doch oft passiere eine falsch gemeinte Umkehr, indem die Kinder das Gefühl haben, ihren Eltern zurückgeben zu müssen, was sie als Baby erfahren haben. Dort entstehen Konflikte, von denen Bettina Ugolini Beispiele aus dem Alltag nennt — sicher vielen bekannt. Diese Beispiele, obwohl eigentlich tragisch, bringt die Referentin auf eine erheiternde Weise auf den Punkt, die zum Schmunzeln anregen — oftmals, weil man sich ertappt fühlt. Man will eigentlich nur Gutes, bewirkt aber Unzufriedenheit. Ugolini spielt ein Telefongespräch zwischen Mutter und Tochter oder eine Sequenz beim Putzen eines Lavabos in Vaters Wohnung nach. Am Schluss sind beide Parteien unglücklich und deprimiert. Weshalb? Die ­Augenhöhe stimmt nicht! Jeder hat sein eigenes Leben, seine eigenen Vorstellungen, sein eigenes Denken, das respektiert sein will.

Der vergangene Welt-Alzheimertag brachte und bringt weitere Themen aufs Tapet. Ein Thema ist das Jubiläum der Tagesstätte Leuchtturm, welche bereits seit einem Jahr besteht. Sie ist von Dienstag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr offen. Ebenfalls im Zentrum Passwang fanden letzte Woche ein Impulsreferat «Palliative Care: Demenz und Delir» und ein interprofessionelles Podiumsgespräch unter der Leitung von Cornelia Mackmuth statt. Sie ist Leiterin der Koordinations- und Geschäftsstelle Palliative Care Kanton Solothurn.

Ein Theaterstück «Hin-über oder anders gesagt — tot, töter, am tötesten» von Murielle Kälin kommt vom 7. bis zum 10. November anlässlich des 15-Jahr-Jubiläums von palliative.so und der Hospizgruppe Solothurn wieder auf die Bühne. Es sei ein Stück über den Tod, welcher alles beinhaltet, was das Leben so ausmacht. Und am 26. November wird die Studie zum Projekt der zugehenden Beratung des Leuchtturms Demenz im Zentrum Passwang präsentiert.

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