Schön war sie, die Ritterzeit
Wenn Schwerter aufeinanderschlagen, Met in Strömen fliesst und Dudelsäcke ertönen, dann ist auf der Ruine Gilgenberg das Mittelalter mit voller Wucht zurückgekehrt.
Wer am vergangenen Samstag den Weg zur Zullwiler Schlossruine Gilgenberg unter die Füsse nahm, staunte nicht schlecht, als er unter dem Schlossfelsen plötzlich einen Wegzoll berappen musste, um ins Mittelalter zurückgebeamt zu werden. Manch einer war wohl froh um den Becher, den er dafür erhielt, denn Tranksame war bei dem heissen Wetter mehr als erwünscht. Andere bedienten sich ihres Trinkhorns, welches sie am Gürtel trugen. Solls ein Kinder-Met oder gar ein Honig-Whisky sein? An den Marktständen konnte man sich an altem Handwerk erfreuen. Ein Goldschmied zeigte seine nach originalen Vorbildern gestalteten Ketten, Spangen und Ringe. Ein Kiltnäher fertigte vor Ort Schottenröcke, und man musste sich vergegenwärtigen, dass auch die Schotten ihr Mittelalter hatten. Eine Handleserin orakelte die Zukunft, es wurde gefilzt und es roch nach von Hand gemachter Seife. Wunderbar waren die edlen Gewänder, welche einst die Frouwen und die Recken getragen haben mochten, als die Minne in ihnen erwachte. Und einige Besucher zeigten ihre Liebe und Sehnsucht nach der vergangenen Zeit durch ihre Mittelalter-Kleidung, wobei dem einen oder der andern der Unterschied zur Fasnacht nicht ganz klar schien.
Zum Fürchten schön
Handfester ging es auf dem Schnitzelplatz zu, wo ein Herold nach der Königin Brunhilde der Eisernen ausrufen liess und sich schliesslich mit Alexandra der Ersten aus dem Publikum zufrieden- gab. Die Schaukampftruppe Bunter Haufen aus Basel nahm die Gelegenheit wahr, einige Händel vor der Königin zu schlichten, um mit Schwertern aufeinander loszugehen, sei der Grund ein Ehrenhändel, Wilderei oder auch nur Hurerei. Dabei wurde tüchtig zugepackt und einige Kinder mussten mit «dasch nid ächt» beruhigt werden. «Wir kommen auch als Piraten oder römische Gladiatoren daher, wenns denn sein muss», erklärte Claudia Kunz Sälinger, die jede Woche mit ihren Kolleginnen und Kollegen drei Stunden trainiert.
Musik quer durch Raum und Zeit
Ein künstlerischer Höhepunkt hoch oben im Schlosshof: Die siebenköpfige Musikantentruppe Koenix präsentierte ihre treibende Mittelaltermusik mit Dudelsäcken, Schalmeien und irischen Bouzoukis, mit der sie die begeisterten Zuhörer zum Wippen und Hüpfen brachte. Dass die aufgestellten Jungs es mit der Werktreue nicht so genau nehmen, zeigte der Einsatz von Djembé, Darbouka und anderem beatbetonendem Schlagwerk. «Wir machen Volksmusik, früher mehr originale, mittelalterliche, heute schreiben wir die meisten Stücke selbst», meinte Bläser und Schlagzeuger Jonas Schneider. Daraus wird dann eine ungemein in die Füsse fahrende mittelalterlich tönende Weltmusik, die auch vor Balkanbeats keine Angst zeigt.
Am Sonntag waren dann leider vor allem neuzeitliche Regenschirme und Regenjacken gefragt. Es regnete stundenlang in Strömen, was die Organisatoren um Walter Stebler dazu brachte, die Vorführungen in die Zelte zu verlegen. «Fürs erste Mal sind wir mit den etwa 1600 Besuchern zufrieden», meinte dieser. Und kündigte an: «Vielleicht gibt es nächstes Jahr in einer andern Burg ein weiteres Mittelalterfest.» Zu hoffen ists.