Pilotprojekt für besseres Lesen
Während die Kinder aus dem Schwarzbubenland noch einen Feiertag geniessen konnten, starteten die Laufentaler am Montag voll motiviert in das neue Schuljahr. In Liesberg taten sie das in Begleitung von Regierungsrätin Monica Gschwind.
Den Start ins neue Schuljahr 2022/23 gestalteten die rund 50 Schülerinnen und Schüler, die sich in Französisch mit «Salut, ça va?» vorstellten. Sie empfingen die neuen Erstklässlerinnen und Erstklässler vor der Kulisse der Angehörigen.
Der prominente Besuch — nebst der Vorsteherin für Bildung, Kultur und Sport war auch Beat Lüthy, Leiter des Amts für Volksschulen vor Ort — galt nicht nur dem Schuleintritt der Neulinge, sondern dem Start des Pilotprojekts «Leseförderung an den Baselbieter Schulen» im Rahmen des Massnahmenpaketes «Zukunft der Volksschule».
Die Primarschule Liesberg mit ihren drei Doppelklassen wurde als Pilotschule für ein Projekt ausgewählt, das bei positiven Ergebnissen ab 2028 an allen Volksschulen im Kanton eingeführt werden soll: die Verankerung einer stufen- und fächerübergreifenden Leseförderung an den Baselbieter Volksschulen.
Schulleiterin Vanessa Schlup freute sich über die kompetente Prominenz, die mediale Präsenz und über die Aufnahme ihrer Schule in das Pilotprojekt als eine von fünf Baselbieter Primar- und zwei Sekundarschulen. Darunter übrigens auch die Primarschule Grellingen.
Ausgangslage für verstärkte Massnahmen zur Stärkung der Leseförderung, für die der Kanton in den nächsten sieben Jahren 1,8 Mio. Franken investiert, war laut Monica Gschwind eine Überprüfung der Grundkompetenz Lesen an Schweizer Volksschulen, bei denen der Kanton Basel-Landschaft mit einem Resultat von 85 Prozent 3 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der Vergleichskantone abgeschlossen hatte.
Auf allen Stufen Gegensteuer geben
Einen Grund für die allgemein abnehmende Lesekompetenz sehen die Verantwortlichen der Studie unter anderem in der schnellen digitalen Kommunikation, die sich auf Abkürzungen, Stichwörter und Bilder konzentriert. «Es geht darum, auf allen Schulstufen Gegensteuer zu geben», erklärte Beat Lüthy, der zugab, dass er als Primarschüler auch nicht gerne las und sich diese wichtige Kompetenz später erarbeiten musste. Wer den Sinn eines Textes nicht erfassen könne, leide in allen Lebensbereichen, sagte er. Nur viel lesen genüge nicht, viel wichtiger sei das Erfassen eines Textes, «und das ist ein Prozess über alle Schulstufen hinweg», zeigte sich die Liesberger Schulleiterin überzeugt.
Während einer kurzen Teillektion an der 5./6. Klasse konnten sich die Medienvertreter anhand von Schüleraufträgen einen Eindruck verschaffen, was mit der neuen Leseförderung gemeint ist. Zum Beispiel lösten textliche Anweisungen auf Kärtchen beim Verstehen nicht nur die erwünschte Handlung, sondern auch deren richtige Reihenfolge aus.
Im Pilotprojekt, das über vier Schuljahre gehen soll, bevor es im gesamten Kanton zur Regel wird, geht es um die Förderung der inneren Bereitschaft für das Lesen sowie um das individuelle Erarbeiten eines positiven Selbstkonzeptes im Bereich verstehendes Lesen. «Dazu gehören viel lesen, laut lesen und vorlesen», brachte es Vanessa Schlup auf den Punkt. «Die Stärkung der Leseförderung bedeutet nicht nur ‹besser lernen›, sondern auch ‹besser leben›», ergänzte Bildungsdirektorin Monica Gschwind.