Orgelglanz und Engelsstimme

Am letzten Freitag- abend fand in der Kirche Erschwil das Sommer- konzert der Freunde und Freundinnen Brosy-Orgel Erschwil statt. Als Sopran brillierte Kristine Jaunalksne, an der Orgel Nadiya Yuriychuk.

Grosse Stimme und virtuose Hände: Kristine Jaunalksne (l.) und Nadiya Yuriychuk. Foto: Thomas Brunnschweiler

Gerade einmal nur 18 Zuhörerinnen und Zuhörer kamen in den Genuss dieses hervorragenden Konzertes. Warum fristen die Orgelkonzerte auf der Brosy-Orgel immer noch ein solches Dornröschen­dasein? Eigentlich unbegreiflich. Wer diese Konzerte nicht in seiner Agenda führt, verpasst tatsächlich etwas. Ein Tag nach Mariä Himmelfahrt war der Gesangsteil des Sommerkonzerts marianisch geprägt. Kristine Jaunalksne sang das «Et Exultavit» aus Johann Sebastian Bachs «Magnificat», Felix Mendelssohn Bartholdys «Salve Regina», Richards Dubras «Beata es, Virgo Maria» und Wolfgang Amadeus Mozarts «Alleluja» aus «Exultate jubilate». Die in Riga geborene Sopranistin hat eine grosse, volle und runde Stimme mit einem angenehmen Timbre. Sie überzeugte auch in den Koloraturen und Verzierungen sowie mit eleganten Phrasierungen. Die aus der Ukraine stammende Organistin Nadiya Yuriychuk, die heute in Frankreich lebt, war der Sopranistin eine zuverlässige und präzise Begleiterin.

Abwechslungsreiches Programm

Die Orgelstücke reichten von Dietrich Buxtehude bis in die Moderne. Zuerst spielte Nadiya Yuriychuk das Präludium g-moll BuxWV 149 des dänisch-deutschen Organisten und Komponisten Buxtehude. Es ist ein farbiges, virtuos durchkomponiertes Paradestück barocker Orgelkunst. Es folgte die Chaconne f-moll von Johann Christoph Pachelbel, das im Gegensatz zum ersten Stück intim und meditativ wirkt und als eines der schönsten Pachelbels gilt. Als nächstes Orgelstück wurde Präludium und Fuge c-moll BWV 847 angekündigt. Anstelle dieses Werks aus dem «Wohltemperierten Klavier» ertönte aber eine andere Komposition von Bach, die gravitätisch, volltönig und erhaben sich Gehör verschaffte. Nach dem geschmeidig vorgetragenen «Salve Regina» von Mendelssohn erklang auf der Orgel die Passacaglia von Mykola Kolessa, einem renommierten ukrainischen Komponisten, der 2006 im Alter von 102 Jahren starb. Die Passacaglia beginnt dunkel in gebrochener Tonalität, schwillt dann an und geht über in ein wildes Gewühl dissonanter Cluster. Obwohl dieses Stück modern ist, vermochte es dem Publikum doch zu gefallen. Nach dem schönen Volkslied «Wenn die blauen Berge schlafen» von Anatolij Kos-Anatolskyj und dem «Beata es, Virgo Maria» des noch lebenden lettischen Komponisten Richards Dubra spielte Nadiya Yuriychuk aus der «Suite Gotique» op. 25 «Introduction et menuet» des Franzosen Léon Boëllmann, eine Komposition, die sich durch grosse dynamische Kontraste auszeichnet. Den Schlusspunkt bildete Mozarts «Alleluja», von Kristine Jaunalksne glasklar und innig vorgetragen. Der Applaus war derart anhaltend, dass die beiden Künstlerinnen zwei Zugaben geben mussten, eine davon aus Händels Oratorium «Josua».

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