Ist dies ein langfristiger Erfolg?

Neue Aufträge, wieder mehr Mitarbeitende, kleinerer Energieverbrauch, weniger Ausschuss: Die Breitenbacher Von Roll verdient wieder Geld.

Neue Produkte: Stefan Finckh zeigt einen halbfertigen Armee-Helm. Gefertigt wird er in Deutschland aus Gewebe, das die VonRoll herstellt.Foto: Gini Minonzio
Neue Produkte: Stefan Finckh zeigt einen halbfertigen Armee-Helm. Gefertigt wird er in Deutschland aus Gewebe, das die VonRoll herstellt.Foto: Gini Minonzio

Es geht wieder aufwärts. Das Breitenbacher Werk der Von Roll Schweiz AG schreibt seit Anfang Jahr jeden Monat positive Betriebsergebnisse. «Wir konnten sogar wieder monatlich bis drei neue Mitarbeiter einstellen», erklärte der Leiter des Werkes, Stefan Finckh. Letzte Woche führte er die Arbeitsgruppe Wirtschaft des Vereins Forum Schwarzbubenland (siehe letzte Seite) durch die neuen Werkhallen. Genaue Zahlen wollte Finckh dabei keine nennen. «Wir sind ein börsenkotiertes Unternehmen. Deshalb müssen wir uns an sehr strenge Vorgaben zu Informationen halten», erklärte er.

Zum Erfolg beigetragen haben Umstrukturierungen, neue Produkte und die neuen Hallen. So wird ab Juli der Hauptsitz der Von Roll Holding AG von Wädenswil nach Breitenbach verlegt, was bis zu 20 neue Mitarbeitende bringen wird. Im Augenblick beschäftigt das Werk rund 240 Personen, die je nach Bereich in 1-4 Schichten arbeiten, so Finckh. Noch 2016 musste das Werk 30 Personen entlassen und das Jahr davor sogar 55 (die AZ Medien berichteten).

Zudem kann das Werk in Breitenbach neue Produkte herstellen. Als prominentes Beispiel zeigte Finckh ein Aramid-Gewebe, das mit Reaktionsharzen imprägniert ist, in der Fachsprache Aramid-Prepreg genannt. Aramid-Gewebe ist auch unter dem Markennamen Kevlar bekannt. «Wir können dieses Gewebe nach Deutschland exportieren, wo unter anderem auch Helme für die Schweizer Armee gemacht werden», sagte Finckh.

Emissionen und Ausschuss halbiert

Die neuen Hallen wurden vor zwei Jahren bezogen. Und haben Unglaubliches bewirkt. «Wir konnten unseren Ausstoss von Treibhausgasen in Rekordzeit halbieren», freut sich Finckh. Das Werk hatte mit dem Bund vereinbart, den Ausstoss der Treibhausgase von jährlich 7000 Tonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2014 auf 4000 Tonnen im Jahr 2020 zu reduzieren. Nach nur zwei Jahren habe man das Ziel schon erreicht und stosse nur noch 3600 Tonnen CO2-Äquivalent aus, sagte Finckh. Das Werk brauche viel weniger Öl und Gas, weil nun diverse Anlagen mit einer Wärmerückgewinnung ausgerüstet seien. Zudem können nun die verwendeten Lösungsmittel, welche sich während der Produktion verflüchtigen, vollständig aufgefangen und der Abluftreinigungsanlage zugeführt werden, so Finckh. Einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Einsparung leistet genau diese neue Abluftreinigungsanlage, welche das Breitenbacher Werk zusammen mit dem Hersteller entwickelt hat. Die Verbrennung der Abluft braucht nun nur noch sehr wenig zugeführten Brennstoff.

Die neuen Hallen scheinen auch einen positiven Schub in die Produktion gebracht zu haben. Seit einem Jahr versammelt Finckh jeden Morgen alle elf Teamleiter in der Halle für eine kurze Besprechung. Die wichtigsten Themen sind Sicherheit, Abwesenheiten und Qualität. Es geht dabei darum, näher an der Produktion zu sein, direkt zu hören, wo es Probleme gibt und diese unkompliziert und direkt zu lösen. «Ich hätte nicht gedacht, dass dies möglich ist, aber wir konnten so innerhalb eines Jahres den Ausschuss halbieren!», freut sich Finckh über die gewichtige Einsparung.

Finckh ist zuversichtlich, was die Zukunft des Werkes in Breitenbach angeht. So wird ein Grossteil der weltweiten Forschungsgelder der Von Roll Gruppe in der Breitenbacher Entwicklungsabteilung ausgegeben. Und die habe vielversprechende Produkte in der Pipeline, so Finckh.

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