«Improvisieren war immer meine Stärke»

Ein Zeitungsartikel genügt nicht, um das bewegte Leben von Paul Jermann wiederzugeben. Er nahm die Dinge so an, wie sie kamen. Auch als Pensionär nahm er noch einmal Anlauf und erlernte das Steinbildhauen. Als Künstler möchte sich Paul Jermann jedoch nicht bezeichnen.

Arbeitete mit Stein aber auch mit Holz: Paul Jermann fertigte eine Skulptur aus Armierungseisen und bunten Fischen aus Holz an. Foto: zvg / Sarah Haerden

Seit neun Monaten lebt Paul Jermann in Kleinlützel und fühlt sich dort ausgesprochen wohl. «Ich fühle mich hier angenommen. Die Leute sind immer zu einem Schwatz aufgelegt», fasst er das Dorf­leben zusammen. Zuvor lebte er über Jahre in Laufen, aufgewachsen ist er in Dittingen.

Den jungen Paul Jermann zog es schon früh in die Welt hinaus. «Nach meiner Lehre als Mechaniker kehrte ich der Schweiz schon bald den Rücken und wanderte nach Johannesburg in Südafrika aus. Dort arbeitete ich für eine Firma und erfuhr, was es heisst, in einem Apartheidstaat zu leben. Da passierten Dinge, die man als Mensch nicht erleben möchte.» Nach einem Jahr zog er weiter nach Kapstadt, wo die Kriminalität etwas weniger vorherrschte. Nach drei Jahren kehrte er mit seiner südafrikanischen Frau in die Schweiz zurück. Die Ehe zerbrach jedoch und Paul Jermann stürzte sich in die Arbeit. Mit seiner zweiten Frau war er zehn Jahre zusammen, sie erkrankte an Krebs und Paul Jermann pflegte sie bis zum Schluss. «Das war eine grosse Belastung, aber für sie habe ich diese auf mich genommen.» Nach ihrem Tod zog er nach Biel, machte sich selbstständig und übernahm Aufträge für renommierte Firmen. Er bediente grosse Maschinen und arbeitete da, wo er gebraucht wurde. «Improvisieren war immer meine Stärke, und das war sehr gefragt.» In Biel verliebte er sich neu und Jermann und seine Partnerin schmiedeten den Plan, eine Beiz im Solothurnischen zu übernehmen. Noch bevor die beiden ihren Traum wahr machen konnten, erkrankte seine Freundin an Krebs. Sie überstand die Krankheit, die Beziehung ging aber in die Brüche. «Wir haben jedoch heute noch Kontakt und verstehen uns gut», sagt er.

Eine besondere Begegnung

Kurz nach seiner Pensionierung lernte Paul Jermann in der Schachlete die Steinbildhauerin Lara Oser kennen. Sie kamen ins Gespräch und er ging ihr zur Hand, bis sie eines Tages fand, er solle doch selbst einmal versuchen, einen Stein zu bearbeiten. Sie schenkte ihm einen Steinrohling und von da an war es um Paul Jermann geschehen: Er kniete sich sieben Tage die Woche und teilweise bis zu 13 Stunden täglich in die handwerkliche Arbeit — und dies trotz seines Rückens, der ihn schon seit Jahren mit Schmerzen plagte. In rund sieben Jahren erschuf er rund 120 Schalen und 35 Skulpturen aus Stein, teilweise in der Schachlete, teilweise in der Neumatt in Laufen, in deren Nähe er bis vor kurzem wohnte. «Das Bearbeiten des Steins machte mir grosse Freude, anders kann ich meine Ausdauer nicht erklären», sagt er heute. Seine Objekte habe er meistens verschenkt und nicht verkauft. «Es ging mir nie darum, Geld zu verdienen mit meinen Stücken.» Als Künstler sieht sich Paul Jermann nicht. «Das Steinbildhauen war einfach eine späte Passion von mir. Um mit 67 noch ein solches Hobby anzufangen, muss man allerdings schon ein wenig ein Spinner sein», schmunzelt er im Gespräch.

«Ich bleibe immer in Bewegung»

Vor zwei Jahren hat Paul Jermann sein Werkzeug an den Nagel gehängt beziehungsweise verschenkt. «Ich hatte schlicht keinen Platz mehr für meine Skulpturen und auch gesundheitlich liegt die anstrengende Tätigkeit nicht mehr drin», erklärt er. Mit 75 Jahren dürfe man ja aber auch einmal aufhören. Langweilig wird es Paul Jermann aber nicht. «Ich treffe mich mit Freunden und Bekannten, wir spielen Schach oder jassen. Ich bleibe zudem immer in Bewegung.» Seine 10000 Schritte am Tag erreiche er fast immer und er sei auch viel mit dem ÖV unterwegs. «Ich gehe immer noch meiner zweiten Passion, dem Pilzesammeln, nach — früher in der ganzen Schweiz, heute mehrheitlich in der Region.»

Über sein bewegtes Leben wollte Paul Jermann sogar einmal ein Buch schreiben. «Ich hatte schon 260 Seiten zusammen. Aber in einem schwachen Moment verbrannte ich diese. Nun wird es wohl doch kein Buch mehr geben.»

www.skulpturengarten-pauljermann.ch

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