«Ich hänge an jedem Knopf»

Der Fortbestand des Bakelit-Museums in Breitenbach hängt am berühmten seidenen Faden. Der Gründer Jörg Zimmermann kann seine Leidenschaft für Gegenstände aus gepresstem Kunststoff finanziell nicht mehr stemmen.

Leidenschaftlicher Sammler: Jörg Zimmermann weiss noch von jedem Gegenstand, wo er ihn herhat. Foto: Melanie Brêchet

Jörg Zimmermanns Augen leuchten, wenn er von der Geschichte des Kunststoffs Bakelit erzählt. Er weiss alles über dessen Entstehung und die Erfinder dahinter und wie sich Bakelit zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis Ende der Sechzigerjahre langsam rund um den Globus für die Herstellung von allerlei Gegenständen etabliert hat: Haartrockner, Knöpfe, Zigarettendosen, Bügeleisen, Schmuckschatullen, Radios, Telefone, Staubsauger, Dekorationsgegenstände — die Liste könnte fast endlos weitergeführt werden. Und von jedem Gegenstand in der rund 10000 Objekte umfassenden Sammlung weiss der gelernte Dekorateur noch ganz genau, wo er ihn herhat. Die Sammelleidenschaft führt ihn und seine Frau Manon seit 1984 rund um den Globus, aber auch in nahe gelegene Brockenstuben oder auf Flohmärkte. Vor zwei Jahren zügelten sie in die Halle auf dem Brac-Areal in Breitenbach, wo nun rund ein Drittel der Sammlung zu sehen ist — der grosse Rest ist eingelagert. Mittlerweile habe man auch einen Verein gegründet, der als Trägerschaft für das Museum dient. «Wir fühlen uns sehr wohl hier», sagt Jörg Zimmermann. «Die finanzielle Lage bereitet mir jedoch zusehends Bauchschmerzen.» Er zahle jeden Monat rund 1500 Franken an Miete und weitere Unterhaltskosten. Jeweils am Wochenende sei das Museum geöffnet, die Besucherfrequenzen seien dabei sehr unterschiedlich, die Leute kämen aber von überall her. «Wir bieten auch Führungen an und organisieren gerne Apéros und Anlässe. Damit kommen aber zu wenig Mittel zusammen, um das Museum kostendeckend zu führen.» Man sei auf diverse Akteure zugegangen und auch auf die Gemeinde Breitenbach oder die Brac-Werke selbst — schliesslich sei in Breitenbach noch lange Zeit Bakelit hergestellt worden — bis jetzt habe sich jedoch noch keine Lösung ergeben. Eine Anfrage an das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, die Sammlung zu übernehmen, sei bisher unbeantwortet geblieben.

Verkauf als letzter Ausweg

Bis September bleibe das Museum in Breitenbach sicher noch offen. «Wenn sich bis dahin keine Lösung ergeben hat, werde ich die Sammlung schweren Herzens auflösen und die Objekte verkaufen», bedauert Zimmermann die Aussichten. «Das würde mir sehr wehtun, denn ich hänge an jedem Knopf. Und ich finde, die Sammlung sollte als Kulturerbe der Schweiz erhalten bleiben. Das wäre mein Lebensziel.» Sollte sich eine Lösung finden, wäre Jörg Zimmermann auch bereit, das Museum weiterzuführen. Der 77-Jährige hat noch einige Ideen im Köcher: «Ich würde gerne Kalligrafie-Kurse oder Schokoladen-Giess-Kurse mit alten, belgischen Schokoladenformen aus Bakelit durchführen. Mir schweben auch Lesungen vor. Gerne würde ich auch Anlässe mit ehemaligen Brac-Angestellten durchführen, die von ihrer Arbeit mit Bakelit erzählen. Auch Schulklassen sind hier immer willkommen — es gibt so viel zu entdecken.»

Bakelit-Museum Breitenbach: Passwangstrasse 35-4 in Breitenbach. Öffnungszeiten Samstag und Sonntag, von 14 bis 17 Uhr. Weitere Informationen unter www.bakelit.ch.

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