Gips und Kalk aus Bärschwil
An den Europäischen Tagen des Denkmals vom 7. und 8. September öffneten historische Orte ihre Türen. Am Samstag führte eine geologische Wanderung zu den Relikten des früheren Gips- und Kalkabbaus in Bärschwil.
«Das Thema der diesjährigen Denkmaltage lautet ‹Vernetzt›. Es geht der Frage nach: Wie hat das kulturelle Erbe unsere Landschaft, unsere Dörfer geprägt? Dem wollen wir heute anhand von ausgesuchten Stationen auf die Spur gehen», begrüsste Jürg Hirschi, Denkmalpfleger des Kantons Solothurn, die rund 15-köpfige Wandertruppe beim Hölzlirank in Bärschwil. Fachlich ergänzt wurde die geführte Wanderung durch den Geologen Dr. Peter Jordan und den Projektleiter Michael Fürstenberger.
Bärschwiler Mühle
Bei der Mühle in Bärschwil erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass das erste Dokument, welches über den Gipsabbau in Bärschwil berichtet, von 1842 datiert. In der Kriminalprozedur von 1842 befindet sich eine Kartenskizze, welche die «Bärschwiler Mühle, Gipsstampfe & Säge» zeigt. «Daraus kann man gesichert auf die Gipsherstellung in Bärschwil schliessen», erzählte Peter Jordan. Gips sei im wüstenartigen Klima aufgrund der Verdunstung von Wasser entstanden, erklärte der Geologe. Die Gipsbildung geschah in der Trias-Zeit vor ca. 230 Millionen Jahren. Ganz finster erinnerte sich die Schreibende bei diesen Worten an den längst vergangenen Schulunterricht: Bevor der Jura von einem Meer bedeckt war, herrschte ein wüstenähnliches, heisses Klima. In dieser Zeit also verdunstete Wasser und es bildete sich Gipsgestein, wie hier in Bärschwil. «Der gebrannte Gips wird gestampft und je nach weiterer Verwendung zusätzlich gemahlen, in der Fachsprache: gerieben», erklärte Peter Jordan.
Die Brücke der ehemaligen Gipsbahn
Nach einem kurzen Anstieg durch den Wald befand sich die Gruppe am Verlauf der ehemaligen Gipsbahn, welche ab 1894 betrieben wurde. Diese verband den Ort des Abbaus am Gupf mit der Bahnstation und diente dem Transport des abgebauten Gipsgesteins. Danach gelangte die Wandergruppe zu einer Brücke, welche parallel zur Hauptstrasse verläuft. Die Brücke ist mittlerweile in die Jahre gekommen: von Rost zerfressene Stützbalken und Geländer mit roter Rostschutzfarbe. «Die Brücke ist heute der einzige Überrest der früheren Gipsbahn», erklärte Jürg Hirschi. Drum werte er die Brücke als ein schützenswertes Industriedenkmal, fügte er an.
Kalkofen
Letzte Station der Wanderung bildete ein ehemaliger Kalkofen in der Nähe des Stritterenbachs. Der Ofen wurde inzwischen restauriert und mit einem Dach gegen Wetterschäden geschützt. Die Gruppe erfuhr an diesem Ort, dass gebrannter Kalk mit Wasser vermischt zu Mörtel wird, welcher früher als Baustoff verwendet wurde. «Diese Art Mörtel erlaubt heute im Sinne der Denkmalpflege eine authentische Restauration», meinte Jürg Hirschi und ergänzte: «Zwar benötige er länger bis zur Festigung. Aber dieser Mörtel hat eine bessere Feuchtigkeitsregulierung und ist ein nachhaltiges Material.»