Eier sind nicht nur zum Tätschen da

Es ist schwer, sich loszureissen. Sehr schwer sogar. Wer je einer Schar Hühnerküken zuhören durfte, kennt das. Ein Kükenchor macht auf der Stelle glücklich.

 Glück: Heiri Bachmann und Franz Hänggi haben besonders zahme Federfüssige Zwerge.
Glück: Heiri Bachmann und Franz Hänggi haben besonders zahme Federfüssige Zwerge.

Bei Franz Hänggi und Heiri Bachmann im Nunninger Weiler Roderis piepst es nun seit zwei Wochen. Die ersten zwanzig Küken sind geschlüpft. Und es wird noch etliche Monate piepsen. Insgesamt lassen sie in 120 Eiern Leben entstehen. «Die ersten Eier brüten wir in einem Apparat aus, damit wir bald an Ausstellungen gehen können», erklärt Bachmann. Wenn das Wetter wärmer wird, dürfen die Hennen dann selber ran. Voraussetzung ist natürlich, dass sie brütig werden. Nur wenn sie diese hormonelle Umstellung machen, bleiben sie auf den zehn Eiern sitzen, die ihnen unterlegt werden. Dann verlassen sie 21 Tage lang das Nest nur, um in aller Eile das Allernötigste zu erledigen.

Haben im Hausgarten Platz

Im Roderis züchten Hänggi und Bachmann Federfüssige Zwerge. Diese gehören zu den ältesten Rassen, die es gibt. Die Hühner sind 800 Gramm schwer. Sie legen rund 4 Eier pro Woche, die 35 Gramm wiegen. Das ist eine enorme Leistung. Möchte ein 60 Kilo schwerer Mensch seinem Stoffwechsel die gleiche Leistung zumuten, so müsste er täglich knapp 40 Kilometer joggen!

Solche Zahlenakrobatik kümmert die Federfüssigen Zwerge nicht. Sie tun, was alle freilaufenden Hühner eigentlich immer so tun. Sie hühnern herum. Sie ignorieren den aufgeblasenen Gockel. Sie picken Mücken auf. Sie scharren. Sie scharren? Oh nein! Federfüssige Zwerge scharren sehr wenig, was der Weide sehr zugutekommt. Bekanntlich zerscharren nacktfüssige Hühner mit Inbrunst jede Wiese, bis nur noch nackte Erde vorhanden ist. Nicht so die Federfüssigen Zwerge. Der Auslauf im Roderis ist deshalb grösstenteils mit einem feinen, saftigen Rasen bedeckt.

Zweinutzungshühner

Hänggi sorgt im Augenblick für 24 Hennen, 5 Hähne und 7 Fasane, die er in mehreren Gehegen hält. Erst vor vier Jahren hat er damit begonnen, die zitron-porzellanfarbigen Federfüssigen Zwerge zu züchten. «Und er hat das totale Fieber bekommen», sagt Bachmann. Kein Wunder, denn bereits im ersten Jahr wurde Hänggi bei der Ausstellung der Federfüssigen Zwerge Vize-Schweizer-Meister. Und im zweiten Jahre wurde er gar Schweizer Meister!

Hänggi sorgt dafür, dass seine Tiere genügend Platz haben und dass es ihnen gut geht. «Es sind Zweinutzungshühner – Eier und Freude!», sagt er strahlend. Letztes Jahr durften Nunniger Primarschulkinder im Unterricht Eier vom Roderis ausbrüten. «Einen Tag haben die Kinder auch hier bei uns verbracht und ich bin jederzeit wieder bereit, ein solches Projekt durchzuführen», sagt Bachmann. Und was geschah dann mit den jungen Hühnchen? Als sie alt genug waren, durften die Küken bei etlichen Familien einen neuen Lebensplatz finden.

So erobern diese zitron-porzellanfarbigen Federfüssigen Zwerge langsam Nunningen und verbreiten überall Freude.

Weitere Artikel zu «Thierstein», die sie interessieren könnten

Thierstein16.10.2024

Die Schule Gilgenberg steckt in einer Krise

Die Mitglieder der Schulleitung sowie die Finanzverwalterin der Schule Gilgenberg haben gekündigt. Friedrich Wüthrich, Präsident des Zweckverbandes Schule…
Thierstein16.10.2024

Mehr als nur Fasnacht

Die Fasnachtsclique «Litzlerchnertsch» gestaltet seit 53 Jahren die Dorffasnacht in Kleinlützel. Fasnacht wird das Hauptthema des Vereins bleiben. Weitere…
Thierstein09.10.2024

Mut zu riskanten Gratwanderungen

Die in Breitenbach wohnhafte Trompeterin und Alphornistin Jennifer Tauder-Ammann führt musikalisch ein Patchwork­leben zwischen Musikschule, Dirigaten,…