«Diese Arbeit hält mich jung»

Während 17 Jahren war Martin Staub Redaktionsleiter des «Wochenblatts». Zuvor war er Lehrer und davor Laborant. Seit sechs Jahren ist er pensioniert und immer noch fürs «Wochenblatt» unterwegs, jetzt als freier Journalist.

In seinem Daheim in Kleinlützel: Martin Staub bearbeitet am PC Fotos für seine Bilder und schreibt auch immer wieder Artikel fürs Wochenblatt. Foto: Gaby Walther

Liebe Leserinnen und Leser

In den kommenden Wochen werden wir Ihnen einige Gesichter hinter den Artikeln, die Sie Woche für Woche in dieser Zeitung lesen können, näherbringen. Unsere Lokaljournalistinnen und -journalisten stehen im Mittelpunkt dieser Serie. Wir haben sie zu ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen, Herausforderungen und Inspirationen befragt.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Kennenlernen unserer «Freien».

Wochenblatt: Wie lange arbeitest du schon für das «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental»?

Martin Staub: Seit über 23 Jahren schreibe ich fürs «Wochenblatt». Anfangs schrieb ich als freier Journalist unregelmässig über Anlässe, Gemeindeversammlungen und Konzerte — vor allem über jene in Kleinlützel, meinem Wohnort. Dann war ich während 17 Jahren Redaktionsleiter des «Wochenblatts» und seit meiner Pensionierung schreibe ich wieder als freier Journalist für diese Zeitung.

Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Es war im Jahr 2002, drei Wochen vor den Sommerferien, als mich die damalige Redaktionsleiterin fragte, ob ich als Redaktor beim «Wochenblatt» einsteigen möchte. Ich hatte damals, wie schon gesagt, hin und wieder Artikel fürs «Wochenblatt» geschrieben. Zu jener Zeit war ich Reallehrer in Grellingen und die Planung fürs neue Schuljahr stand bereits. Eine neue Aufgabe anzunehmen, reizte mich aber. Ich hatte das Glück, dass eine Lehrerin, die Vertretungen machte, spontan zusagte, meine Lehrerstelle für ein Jahr zu übernehmen. So nahm ich einen einjährigen Urlaub und wechselte nach Breitenbach in die Redaktion.

Die Arbeit und das Kollegium gefielen mir so gut, dass ich nicht mehr in den Lehrerberuf zurückkehrte. Da ich bereits nach einem halben Jahr die Leitung des «Wochenblatts» übernehmen konnte, stieg auch der Lohn und war wieder näher bei dem eines Lehrers.

Kannst du den Leserinnen und Lesern etwas mehr über deinen beruflichen Werdegang erzählen?

Ich absolvierte eine Ausbildung zum Laboranten bei der Sandoz in Basel (heute Novartis). Nach zwei Jahren Berufserfahrung absolvierte ich eine zweieinhalbjährige Umschulung in Solothurn zum Primarlehrer. Ich unterrichtete während 12 Jahren in Dornach, Büren, Kleinlützel, Bättwil und Meltingen. Dann wechselte ich nach Büsserach. Dort war es sehr schön, das Unterrichten einfach und irgendwann wurde es mir zu langweilig. So suchte ich nach weiteren elf Jahren Unterricht eine neue Herausforderung. Ich machte eine Ausbildung zum Reallehrer (heute Sekundarstufe A) und unterrichtete in Grellingen. Das war anspruchsvoll. Dann wechselte ich schliesslich zum ­«Wochenblatt». Ich war zwar sehr gerne Lehrer, fand es toll, Lager zu leiten und Projekte auf die Beine zu stellen, aber ich liebe auch die Abwechslung und freute ich mich auf den neuen Job. Ich hatte das Glück, dass damals für Weiterbildungen im Journalismus noch genug Geld vorhanden war. Ich durfte während eines vierwöchigen Praktikums auf einer Redaktion in Solothurn Erfahrungen sammeln und Weiterbildungen zum Thema Lokaljournalismus und Reportagen an der Journalistenschule MAZ in Luzern besuchen.

Was sind die grössten Herausforderungen, denen du in deiner Arbeit als Lokaljournalist begegnest?

«Das Wochenblatt» wurde während meiner Zeit als Redaktor an verschiedene Medienunternehmen verkauft: vom Verlag Jeger Moll in Breitenbach zuerst an die Baag — Druck & Verlag AG in Arlesheim, dann an die Vogt Schild AG in Solothurn und schliesslich an die AZ bzw. an CH Media in Aarau. Diese Wechsel mit neuen Chefs und neuen Ausrichtungen waren nicht immer einfach. Als Journalist erlebe ich keine Probleme und ernte sehr selten Kritik. Als Lokaljournalist ist man natürlich nahe bei den Leuten und, kritisch über einen Anlass zu schreiben, ist aus diesem Grund gerade bei kulturellen Veranstaltungen schwieriger. Denn Kunst ist auch etwas sehr Individuelles. Gefällt mir eine Ausstellung nicht, finde ich aber immer etwas Positives zum Schreiben. Eine Herausforderung ist sicher, unter zahlreichen Fotos, die ich von einem Anlass mache, mich für ein einziges zu entscheiden. Ausserdem erlebe ich immer wieder, dass Leute meinen, ich sei immer noch Redaktor und fragen mich für Berichterstattungen an. Dann verweise ich an dich als Redaktionsleiterin.

Welche Themen oder Geschichten interessieren dich persönlich am meisten und warum?

Obwohl ich politisch interessiert bin und mich als Linken bezeichne, schreibe ich am liebsten über Kulturelles, sei es über Musik, Theater oder visuelle Kunst. Dies auch, weil ich Kulturelles liebe, gerne ­Ausstellungen besuche, selbst Kunst mache und seit 59 Jahren im Musikverein Konkordia Kleinlützel Euphonium bzw. Posaune spiele. Mit dem Euphonium war ich Militärmusiker.

Gibt es ein besonders denkwürdiges Ereignis oder eine Geschichte, die du im Rahmen deiner Arbeit fürs «Wochenblatt» erlebt hast? Erzähl uns davon.

Im Jahr 2016 wurde einer der beiden Hochkamine auf dem ehemaligen Areal der von Roll AG in Breitenbach gesprengt. Das war ein denkwürdiger Anlass, ein Spektakel mit Pressekonferenz. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten ­waren anwesend und es war gar nicht so einfach, zwischen den vielen Menschen eine gute Position zum Fotografieren zu erkämpfen. Auch die Dittinger Flugtage finde ich immer wieder spannend. Negative Ereignisse kommen mir keine in den Sinn. Ich vergesse Schlechtes immer schnell, darum geht es mir so gut.

Was gefällt dir am meisten an der Arbeit beim «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental»?

Ich mag den Kontakt mit den verschiedenen Menschen und besuche gerne Veranstaltungen. Würde ich über diese Veranstaltungen nicht schreiben, wäre ich wahrscheinlich seltener unterwegs. Ich bin überzeugt, dass diese Arbeit jung hält. Als Pensionär ist es toll, dass ich arbeiten darf, aber nicht muss.

Was machst du in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade über lokale Ereignisse berichtest?

Ich reise sehr gerne, bin viel in Deutschland und Frankreich unterwegs und habe immer meine Kamera dabei. Das Fotografieren fasziniert mich, seit ich 18 Jahre alt bin. Als ich jung war, hatte ich zu Hause eine Dunkelkammer und entwickelte die Fotos selbst. Zusammen mit dem Kleinlützler Fotografen Alfred Borer erteilte ich an der Volkshochschule Fotokurse. Seit einigen Jahren experimentiere ich am PC mit den Fotos und drucke die entstandenen Werke auf Plexiglas. Meine erste Fotoausstellung hatte ich 2005, damals noch zusammen mit dem Künstler Andreas Malzach. Als Fotograf erhalte ich auch immer wieder Aufträge, zum Beispiel von der Kirche für Aufnahmen der Erstkommunion.

Gibt es eine Person, die dich besonders inspiriert hat, sei es beruflich oder persönlich?

Eine einzelne Person kann ich nicht nennen. Ich mag in der Kunst, aber auch in der Musik verschiedene Stilrichtungen. Verschiedene Menschen können mich faszinieren, Fan bin ich von niemanden.

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