«Die Armee braucht Geld»

Brigadier Romeo Fritz sprach vor Mitgliedern des Bunkervereins Kleinlützel zu aktuellen militärpolitischen Fragen.

Nach dem Vortrag: Beat Wyser, Präsident des Bunkervereins, dankt Brigadier Romeo Fritz für seine Darlegungen. Foto: Thomas Immoos

Der Bunkerverein Kleinlützel feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Dessen Mitglieder kümmern sich insbesondere darum, die Bunkeranlagen aus dem Ersten Weltkrieg in Grenznähe zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Regelmässig führt er auch Veranstaltungen durch. Dieses Jahr erwartete die Mitglieder ein Vortrag von Brigadier Romeo Fritz, auf dem Programm: «Auf dem Weg zurück zur Landesverteidigung».

In seinem Vortrag ging der Offizier auf die derzeitige Weltlage mit den zahlreichen Krisenherden und Kriegen ein. Nach dem Fall der Mauer habe Optimismus die Weltpolitik ergriffen; man ging davon aus, dass Kriege auf immer der Vergangenheit angehören würden. Die bipolare Welt — Westen gegen den Eisernen Vorhang bzw. Nato gegen Warschauer Pakt — habe ein Ende gefunden.

Von der Armeereform 21

In der Folge dieser Zuversicht hätten die meisten Armeen Europas abgerüstet. Die Schweizer Armee wurde im Rahmen der Armeereform 21 massiv reduziert. Von einst 625000 Soldatinnen und Soldaten ging der mobilisierbare Bestand auf rund 100000 zurück. Die Feldarmeekorps wurden aufgehoben wie auch viele der rund 16000 Bunkeranlagen. Auch die Zahl der Militärflugplätze wurde auf drei reduziert (Payerne, Meiringen, Emmen). Früher gab es mehr als zwei Dutzend unterirdische Militärspitäler, heute noch ein einziges. Weil ökonomische Überlegungen eine immer grössere Rolle spielten, wurden viele unterirdische Anlagen ausser Betrieb gestellt. Dies erfolgte aufgrund des immer kleiner werdenden Armeebudgets und war politisch gewollt.

Aber nicht nur die Mannstärke wurde abgebaut: Es gibt auch weniger Armeeflugzeuge, weniger Panzer. Früher habe man über 200 Kampfflugzeuge besessen, heute seien es noch deren 30. Die Art der Bedrohung habe sich seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ebenfalls verändert: Die Sicherheitsbemühungen von Staaten fokussierten sich mehr auf den Kampf gegen den Terrorismus und weniger auf die klassische Landesverteidigung.

Brigadier Fritz ging auch auf die aktuelle Debatte um den Finanzbedarf der Armee ein. Gemäss Armeechef Thomas Süssli kostet die Wiedererlangung der Verteidigungsfähigkeit etwa 50 Mrd. Franken. Davon entfallen 40 Mrd. Franken auf Waffen, Geräte und Systeme und etwa 10 Mrd. Franken auf die Beschaffung von Munition. Dieser Betrag sollte mit einer Budgeterhöhung des regulären Armeebudgets auf ein Prozent des Bruttoinlandproduktes 2030 bereitgestellt werden. Das Parlament hat entschieden, diesen Budgetanstieg aber erst auf 2035 zu vollziehen. Diese Verzögerung führe dazu, dass die Erneuerung von Waffensystemen vor allem bei den Heerestruppen nur mit Verzögerung stattfinden kann und im schlimmsten Fall zu einer Ausserdienststellung von Waffen, Geräten und Systemen führt, ohne dass vorher ein Nachfolgesystem beschafft wurde, so Fritz weiter.

Cyber-Abwehr immer wichtiger

Dabei gehe es aber nicht nur darum, die Verteidigungsfähigkeit am Boden und in der Luft zu erhalten oder wieder herzustellen. Vielmehr müsse auch massiv in die Cyber-Abwehr investiert werden. Denn gerade im Netz drohen viele Gefahren. Potenzielle Angreifer könnten die elektronische Steuerung militärischer Anlagen und Geräte lahmlegen, noch bevor sie wirksam eingesetzt werden können.

Die Fragen aus dem Publikum befassten sich mit der Zusammenarbeit mit dem Ausland und der Frage nach der Neutralität. Brigadier Fritz betonte, dass es wichtig ist, dass die Schweiz in gewissen Bereichen mit ausländischen Armeen zusammen Übungen durchführe und illustrierte dies am Beispiel der Luftwaffe. Auch gewisse Ausbildungslehrgänge erfolgten gemeinsam mit anderen Armeen. Deshalb werde die Schweizer Armee künftig noch mehr Übungen mit ausländischen Truppen zusammen durchführen. Im Ernstfall müsse sichergestellt sein, dass die Verteidigungs-systeme kompatibel sind. Im Vordergrund stehe aber klar, dass die Schweizer Armee nur die Schweiz verteidigen werde. «Ein Nato-Beitritt sei mit der vermehrt gesuchten Zusammenarbeit mit dem Ausland aber kein Thema», schloss der Brigadier seine Ausführungen.

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