Das Letzte war sein Erstes

Vor kurzem ist Michail Schischkins Debüt «Die Eroberung von Ismail» in Deutsch erschienen. Am nächsten Mittwoch stellt der Autor in der Stedtlibibliothek dieses 500-seitige Werk persönlich vor.

Der Autor und sein Buch: Michail Schischkin. Foto: zvg (Evgeniya Frolkova)
Der Autor und sein Buch: Michail Schischkin. Foto: zvg (Evgeniya Frolkova)

Bekannt wurde Michail Schischkin in der Schweiz mit «Venushaar», seinem ersten ins Deutsche übersetzten Roman. Wenig später folgte die Übersetzung von «Der Briefsteller», und nun, vor wenigen Wochen erst, ist auch sein Erstling «Die Eroberung von Ismail» in Deutsch erschienen.

«Die drei Romane gehören zusammen, bilden eine Art Trilogie», erklärt Michail Schischkin, der seit 2011 mit seiner Familie in Kleinlützel wohnt. Der Roman «Die Eroberung von Ismail», in dem der Autor als kunstvolles Mosaik sein Leben in Russland erzählt, hinterfragt und damit auch ein kritisches Bild seiner Heimat vor und nach der Wende zeichnet, ist in der Originalsprache Russisch im Jahre 2000 erschienen. «Es ist eigentlich ein ‹Schweizerbuch›», sagt er beim Besuch des Wochenblatts. «Obschon ich schon in Russland damit begonnen hatte, bevor ich 1995 in die Schweiz übersiedelte, musste ich hier (damals noch in Zürich wohnhaft – Anm. Red.) noch einmal von vorne beginnen», fügt er an. «Weil sich von hier aus ganz andere Sichtweisen auf mein Leben in Russland ergaben», begründet Schischkin.

In seinen Romanen beschreibt Michail Schischkin das Leben. Sein Leben und seine Empfindungen in seinem Umfeld von den jüngsten Lebensjahren an. «Genau genommen, verflechte ich das, was mich in meinem Leben stört, und die daraus entstehenden Fragen zur Geschichte», sagt er.

Antworten? Schischkin sucht solche, lässt aber viele auch stehen, «weil ich keine Antwort gefunden habe».

In «Die Eroberung von Ismail» begibt sich der Autor auf eine Reise durch die Zeit. Auf rund 500 Seiten beschreibt er Szenen um sich, wo er – Michail Schischkin – immer wieder selber mitten drin steht. In den oft abrupt wechselnden Szenen geht der Autor mit seinem Herkunftsland hart ins Gericht. Er geht beim Schreiben kompromisslos vor. «Wenn ich meine Geschichte schreibe, darf ich nicht auf meine Leserschaft Rücksicht nehmen, sonst ist es nicht mehr meine Geschichte.»

Für den Leser oder die Leserin von Schischkins Büchern bedeutet das Schwerstarbeit – vor allem beim Einstieg ins Buch. Das scheint nicht ganz unabsichtlich. «Ich will meine Leserschaft ‹gewinnen›», argumentiert er schmunzelnd. Denn, wer an seinen Texten – die, wie er selber zugibt, Ausdauer erfordern – dranbleibt, wird von einer virtuosen Sprachmacht belohnt und von Schischkins eigener Schreibweise fasziniert und begeistert sein.

In der deutschen Ausgabe kommt diese literarische Meisterleistung aus der Feder von Schischkins Übersetzer Andreas Tretner. «Tretner ist der beste Übersetzer, den ich mir wünschen kann, trotzdem gelingt es kaum, die ganzen Sprachfeinheiten aus dem Russischen in eine andere Sprache zu übertragen», sagt Schischkin. Nur weil Übersetzer und Autor möglichst viele Finessen aus der Originalversion widergeben wollten, dauerte es über zwei Jahre länger als geplant, bis «Die Eroberung von Ismail» nun endlich auf deutsch vorliegt.

Am kommenden Mittwoch, 14. Juni, 19.30 Uhr, liest Michail Schischkin aus seinem neu in Deutsch erschienenen Buch «Die Eroberung von Ismail» in der Stedtlibibliothek Laufen.

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