Brückenjahr zwischen Schulabgang und Berufslehre

Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle gefunden haben oder sich über die Berufsrichtung nicht im Klaren sind, gewährt das «Brückenjahr Hauswirtschaft» ein Jahr zum Verschnaufen.

Zuversichtlich: «Miteinander werden wir für Veronika, die bei uns das Brückenjahr Hauswirtschaft absolviert, eine Lehrstelle finden», sagt ihre Ausbildnerin Rita Hänggi-Saner.   Foto: Benildis Bentolila
Zuversichtlich: «Miteinander werden wir für Veronika, die bei uns das Brückenjahr Hauswirtschaft absolviert, eine Lehrstelle finden», sagt ihre Ausbildnerin Rita Hänggi-Saner. Foto: Benildis Bentolila

Am Mittagstisch bei der Bauernfamilie Rita und Blasius Hänggi-Saner in Nunningen geniessen neben den Eltern ihre Tochter Michaela, ihre Nichte Claudia und die 18-jährige Lernende im Hauswirtschaftsjahr, Veronika Tester, das feine Essen. Die Atmosphäre ist locker und vertraut. Es wird gelacht und gescherzt. Die Jugendliche ist in der Familie völlig inte-griert. Sie hat das Mittagessen zubereitet, und zwar Fleischvögel, Kartoffelgratin, Bohnen und Salat. Zum Dessert gibts eine köstliche selbst gemachte Creme, garniert mit selber angefertigten Bricelets. Veronika hat nicht alle Speisen selbstständig gekocht, sondern wurde hier und dort von ihrer Ausbildnerin angeleitet. Der Bauer griff ein, als er sah, dass die Kartoffeln zu dick gescheibelt wurden.
«Eigentlich wollte ich keine jungen Frauen mehr ausbilden», sagt Rita Hänggi, «nachdem unsere vier Kinder mehr oder weniger ausgeflogen waren.» Doch eine Verantwortliche des Berufsverbands Hauswirtschaft Solothurn hatte sie Mitte November angefragt, ob sie eine Lernende aufnehmen würde, welche an ihren zwei vorherigen Ausbildungsstellen Pech gehabt habe. «Hätte ich Nein sagen sollen?», fragt die Bäuerin. «Wir haben ein offenes Haus und helfen gern.» Das war das Erste, woran sich die Schulabgängerin gewöhnen musste: Dass bei Hänggis Verwandte und Bekannte ein- und ausgehen, ohne sich anzumelden. Eine wichtige Lektion für die Lernende, die von Natur aus scheu ist. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die junge Frau ein Glücksfall ist für Hänggis. Die Ausbildnerin verunglückte beim Skifahren und verbrachte zwei Wochen im Spital Interlaken. In dieser Zeit kutschierten Blasius Hänggi und Veronika miteinander. «Ich sagte ihr am Morgen, was ich mittags gerne essen möchte», lacht er. «Wir blätterten in Kochbüchern und ich druckte ihr aus dem Internet heruntergeladene Rezepte aus.» Alle bestätigen, dass sie einwandfrei assen und einmal sogar ein wunderschöner, herrlich duftender Zopf auf dem Tisch lag.

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Veronika kämpft in der Schule vor allem mit den Zahlen. Rita Hänggi lehrt die junge Frau nicht nur, was in einem Haushalt wichtig ist, sondern betätigt sich geduldig auch als Rechenlehrerin. Zudem unterstützt sie die Suche nach einer Lehrstelle Richtung Hauswirtschaft und ist zuversichtlich, dass sie zusammen eine finden werden. Sie sieht mit jedem Tag, wie die junge Frau selbstsicherer wird.

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