Bakelit-Museum Breitenbach eröffnet
Erstaunlich viele Interessierte fanden sich am letzten Sonntag auf dem Areal der Brac ein, um der Eröffnung der weltgrössten Sammlung von Gegenständen aus dem frühen Kunststoff Bakelit beizuwohnen.
Über 10000 unterschiedliche Gegenstände aus Bakelit haben Jörg und Manon Zimmermann seit 1985 in der ganzen Welt zusammengetragen. Breitenbach ist nun fester Standort für die international bedeutende Sammlung, die in eine Stiftung überführt werden soll. Im Museum findet man alles, vom Armleuchter bis zur Zuckerdose. Diese Dinge bilden eine Epoche ab: die Ära des Bakelits. All die Föhne, Radios, Telefone und anderen Haushaltsgegenstände sind Industrieware: Alltag 1906–1966. Noch ist erst ein kleiner Teil der Sammlung zu sehen. In nur zwei Tagen haben Zimmermanns die ersten Exponate in den zweiten Stock geschleppt. Doch sie wollten nach langer vergeblicher Suche nach einem neuen Standort ein Zeichen setzen. Zuerst war das Museum in einer Kellerhalle in Arlesheim untergebracht. Doch erhielten Zimmermanns die Kündigung der Halle. Ein Plan in Arlesheim-Dorf zerschlug sich, weil die Dauer beschränkt und die Auflagen hoch waren. Ein Hallenbesitzer in Reigoldswil bot der Sammlung einen Standort, verkaufte aber die grosse Halle unerwartet. Und plötzlich — wie bei Ali Babas «Sesam öffne dich» — vermietete die Brac in Breitenbach Zimmermanns einen hellen grossen Raum im 2. Obergeschoss.
Was ist Bakelit?
Die nach 1960 Geborenen wissen kaum mehr, was Bakelit ist. Tatsächlich war zwischen 1906 und etwa 1966 fast alles im Alltag aus Bakelit, einem nicht verformbaren Kunststoff auf der Basis von Phenol und Formaldehyd. Erfinder des Bakelits war Hendrik Baekeland, der den in alle Formen pressbaren, spröden und isolierenden Kunststoff Bakelit erfand. Ab 1906 verbreitete sich dieser Werkstoff rasch in der ganzen industriellen Welt. Dieses Phenolharz prägte ein halbes Jahrhundert Technik-, Design- und Sozialgeschichte. Man könnte die Zeit als «Epoche des Bakelits» bezeichnen. Schon die Vorläufer des Bakelits wurden aus dem bürgerlichen Streben nach Luxus geboren. Bakelit war billig herzustellen, hatte eine holzartige Anmutung und wurde auch von grossen Glaskünstlern wie Gallet und Lalique, den Bauhausdesignern oder Raymond Loewy, dem Erfinder des Stromlinien-Designs (Streamline), verwendet. Ohne Kunststoffe wie dem Bakelit wäre die zunehmende Elektrifizierung nie gelungen.
Zukunftsaussichten
Um die Finanzierung des ambitionierten Projekts zu sichern, wird noch dieses Jahr ein Verein gegründet, der unter anderem den Zweck hat, eine Stiftung zu errichten. Zum Vorstand gehört bisher neben Jörg Zimmermann auch Lutz Gebhard, Designer und Dozent für Industriedesign an der FHNW in Basel. Zum Verein können alle stossen, die dieses exklusive Museum lieben oder sich für seinen Erhalt einsetzen wollen. Auf alle Fälle waren die Rückmeldung des Publikums am Sonntag sehr positiv, und Jörg Zimmermann begeisterte die Menschen mit seiner Fachkompetenz und seinem Humor. Die zum Apéro gereichten Köstlichkeiten taten das ihre dazu.
Bakelit-Museum Breitenbach, Passwangstrasse 35-4 (Zugang via Bodenackerstrasse). Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 17 Uhr; Sonderführungen auf Anfrage. www.bakelite.ch.