Auch Überzeugung kann Berge versetzen

Cédric Gugler (24) aus Breitenbach hatte Ende August in Crans-Montana seinen grossen Auftritt. An den Omega European Masters, einem Turnier der DP World Tour, spielte Gugler vier Tage auf höchstem Niveau und schaffte sensationell den vierten Platz.

Wie im Traum: Cédric Gugler bei einem Abschlag, verfolgt von vielen Zuschauenden. Foto: Keystone/zvg

Cédric Gugler sitzt locker auf seinem Stuhl, nimmt einen Schluck seines Cappuccinos und lacht. «Ich hatte natürlich einen gewissen Druck, aber ich konnte dank der Entwicklung, die ich zuletzt gemacht habe, irgendwie den Schalter kippen. Ich träumte früher oft davon, wie es sein würde, wenn ich als Profigolfer an einem wichtigen Turnier meinen Schläger aus dem Golfbag nehme und die vielen Leute, die mir zuschauen, bitten muss, etwas Platz zu machen. Das mag jetzt für manche seltsam klingen, aber es zeigt, dass ich mich immer als Golfer sah, und so war es dann in Runde drei und vier eine Art Déjà-vu, und ich fühlte mich richtig wohl dabei.» Dass er bis zum letzten Schlag — vor so vielen Zuschauenden, Fotografen und TV-Kameras — auch den letzten Schlag so brachte, dass ihm der Applaus entgegenbrandete, sei für ihn eine Art «Bestätigung» gewesen. «Ja, Bestätigung für mich, meinen Weg, den ich 12 Jahre mit Überzeugung ging, aber auch ein Dank an meine Eltern, die seit Jahren so viel für mich machen. Sie haben früh erkannt, dass ich nicht nur immer von Golf, von einer Karriere als Profi redete, sondern den Willen hatte, dafür alles zu tun.» Einfach sei es nicht gewesen. Aber das Familienunternehmen Gugler liess sich von Rückschlägen nie entmutigen. «Die Familie glaubte immer an mich».

Eltern Fussballprofi und Top-Volleyballerin

Dass seine Eltern seinen Weg begleiteten und in jedem Bereich unterstützten, hängt auch mit ihrer sportlichen Geschichte zusammen. Vater Christian war Fussballer (FC Aarau) und ein Spitzenzehnkämpfer. Er nahm 1988 in Seoul an den Olympischen Spielen teil. Mutter Caroline war unter ihrem ledigen Namen Otto eine Top-Volleyballerin. Zusammen führen sie in Riehen das Fitnessstudio Sportarena.

12 Jahre war Cédric Gugler als Amateur unterwegs. Er sagt, dass er in dieser Zeit zu einem gewissenhaften Golfspieler gereift sei. «Dank Swiss Golf hatte ich dann diverse Einladungen zu Turnieren der Profi-Tour erhalten. Ich habe 2023 den Schritt ins Profilager gewagt.» In den ersten Wochen machte er sich oft Gedanken über den Schritt. «Mein Hobby, nein, meine Leidenschaft, wurde plötzlich mein Beruf. Niederlagen bekamen eine andere Bedeutung und, dass die Ernährung, der Schlaf, ja die Freizeitgestaltung plötzlich mitentscheidend sind für das Ergebnis auf dem Golfplatz.» In diesem Jahr explodierte seine Entwicklung richtiggehend. Im Sommer gewann Gugler das Gradi Polish Open mit einer Topleistung. Es war 2024 der dritte Titel auf der Pro Golf Tour. Dank dieser Ergebnisse stieg er vorzeitig in die Challenge Tour auf. «Wir haben beim Einstieg zum Profigolfer einen Fünfjahresplan aufgestellt. Bis in fünf Jahren muss ich mich auf der DP World Tour etabliert haben, muss Ergebnisse erreichen und mit den Preisgeldern meinen Lebensunterhalt bestreiten können.»

Cédric Gugler genoss es, in Crans-Montana im Schweizer Mittelpunkt zu stehen. «Ich gebe zu, dass es mir gefiel.» Optisch hat sich der Erfolg in der Walliser Höhenluft bereits bemerkbar gemacht. Er erhielt von seinem Auto-Sponsor BMW ein Upgrade in Form eines X1. «Ich bin gerne sportlich unterwegs und es macht mich stolz, dass ich ein Markenbotschafter der Autofirma aus München sein darf.»

Ich bin gerne in Breitenbach zu Hause

eh. Die Saison ist bald vorbei, dann werde wieder hart trainiert und die neue Saison müsse geplant, Flüge und Hotels gebucht werden. Einen Manager hat Cédric Gugler (noch) nicht. «Im Moment passt es so, wie es ist. Crans-Montana war ein schöner Moment und brachte auch Geld. Aber ich weiss, dass ich noch nicht so weit bin, dass Crans jedes Wochenende ist.» Deshalb sei sein Leitsatz: «Auf dem Weg zum Erfolg gibt es keinen Lift, man muss die Treppe benützen.» Gugler sei Basler, ist in jedem Beitrag über ihn zu lesen oder zu hören. «Erklär einem Schweden oder Amerikaner, wo Breitenbach liegt. Wenn ich Basel angebe, kann man sich etwas darunter vorstellen. Mir ist wichtiger, dass ich weiss, wo meine Wurzeln sind. Ich bin gerne zu Hause in Breitenbach.»

Vor Tiger Woods

Gugler ist aktuell zweitbester Schweizer, hat im Ranking einen grossen Sprung gemacht und Tiger Woods hinter sich gelassen. Und die Olympischen Spiele 2028 sind ein Fernziel. Wir bleiben dran!

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