A Voice of Germany aus Beinwil
Wer hätte gedacht, dass Beinwil einmal in «The Voice of Germany» präsent sein wird? Das Gesangstalent Jay Jeker gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen einer der erfolgreichsten Musikshows der Welt.
Jay Jeker ist 22 Jahre alt und ursprünglich aus Beinwil. Zurzeit arbeitet und lebt sie in Basel als Barista — doch ihr Herz schlägt für die Musik. Ende des letzten Jahres erhielt Jay ein E-Mail von «The Voice of Germany», in der stand, dass sie es in die nächste Auswahlrunde geschafft habe. Für Jay war das eine grosse Überraschung, denn sie wusste nichts von einer Anmeldung bei einer der grössten Castingshows der Welt. Doch schnell war klar, wer hinter der Anmeldung steckte: Jays Mutter war schon immer einer ihrer grössten Fans und unterstützt sie, wo sie kann. Die Anmeldung hatte sich mehr als gelohnt: Jay Jeker schaffte es durch alle Vorauswahlverfahren und sicherte sich dadurch einen Platz in den Blind Auditions, die auch im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Die Sängerin aus Beinwil brachte nicht nur ihre traumhafte Stimme in diese Show mit, sondern auch Diversität und deren Repräsentation. Jay Jeker identifiziert sich als nichtbinäre Person. Dabei handelt es sich um einen Menschen, der sich nicht (ausschliesslich) mit den Geschlechterkategorien «Frau» oder «Mann» identifiziert.
Für Jay war die Erkenntnis, sich als nichtbinäre Person zu fühlen, ein Aha-Moment. Es führte sie zu mehr Selbstvertrauen. Deshalb war es Jay wichtig, diese Repräsentation durchzuziehen, und sie wurde damit nicht enttäuscht. Sie bzw. er (im Text bleiben wir der Lesbarkeit wegen beim «sie») hat durch ihr Coming-out seither viele berührende Nachrichten und ausschliesslich positives Feedback erhalten.
Gefühlvoll bis zum Schluss
Im ersten grossen Auftritt in den Blind Auditions präsentierte Jay eine eigene Version des berühmten Songs «Mercedes Benz» von Janis Joplin. Allein mit einer Ukulele und einer unvergesslichen Stimmfarbe überzeugte sie mit ihrer gefühlvollen Performance gleich zwei Coaches: Stefanie Kloss, Frontsängerin der deutschen Band Silbermond, und Peter Maffay. Beide kämpften darum, Jay Jeker in ihrem Team haben zu dürfen. Stefanie Kloss überliess dem Talent sogar ihren Coach-Stuhl und sang Jay ein Lied von Bob Dylan vor — da konnte Jay nicht Nein sagen und wurde Teil des Teams Stefanie. Als Nächstes galt es, sich den Battles zu widmen, in welchen Jay gegen Teammitglied Ayham Fayad antreten musste. Leider war dies für das Gesangstalent aus Beinwil der letzte Auftritt in dieser Show, dafür definitiv unvergesslich. Jay und Ayham brachten eine Performance auf die Bühne, wie nur wenige es können — ein Moment voller Emotionen, Gänsehaut und Tränen.
Eine starke Community
Als sich Stefanie Kloss in den Battles schweren Herzens für Ayham entschieden hatte, freute sich Jay für ihren neugewonnenen Freund. Auch wenn sie es bedauert, dass diese aussergewöhnliche Erfahrung nun vorbei ist, ist Jay vor allem eins: dankbar. «Ich habe gelernt, zu meiner Musik zu stehen. Manchmal verspürte ich eine Unsicherheit, doch jetzt weiss ich, dass es tatsächlich Menschen gibt, die mir gerne zuhören. Es tut gut, das zu wissen.» Neben dieser Erkenntnis verlässt Jay die Show mit neuen Freundschaften. Hinter den Kulissen verbrachten die Teilnehmenden von «The Voice of Germany» viel Zeit miteinander, öfters war bei den Proben langes Warten angesagt. «Doch im Warteraum sassen viele Menschen mit einer Leidenschaft, die verbindet: Singen. Die Stimmung war immer ausgelassen und alle unterstützten sich gegenseitig«, erzählt Jay. Unterstützung bot auch Jays Coach Stefanie Kloss. Sie sei in dem ganzen Prozess sehr präsent gewesen und sei ihren Teammitgliedern immer auf Augenhöhe und mit viel Empathie begegnet. «Ich habe viel von ihr gelernt», fügt Jay an.
Obwohl Beinwil nun nicht mehr in «The Voice of Germany 2022» präsent ist, heisst das noch lange nicht, dass Jays musikalische Reise vorbei ist. Sie arbeitet bereits an neuen Projekten, unter anderem an der Veröffentlichung eines eigenen Songs.