Wie viel Kaffeekonsum ist (noch) gesund?

Zwei Absolventen der Wirtschaftsmittelschule Reinach haben sich in ihrer Abschlussarbeit mit der Frage beschäftigt, was Kaffee mit dem Körper macht und wann es zu viel ist.

Kaffeefans: Tim Gehrig und Dana Könemund sind wegen ihres eigenen stattlichen Koffeinkonsums auf die Idee ihrer Abschlussarbeit gekommen. Foto: Caspar Reimer

Dana Könemund und Tim Gehrig verbindet nicht nur persönliche Zuneigung, sondern auch die Liebe zu Kaffee und anderen koffeinhaltigen Getränken. Die beiden Absolventen der Wirtschaftsmittelschule Reinach haben sich in ihrer ­Abschlussarbeit dem Thema Koffeinkonsum am Arbeitsplatz gewidmet: «Eigentlich stand der Gedanke im Raum, etwas zum Thema Sucht zu machen. Da wir beide viel Koffein zu uns nehmen, hat sich die Idee mit dem Kaffee ergeben», sagt Dana Könemund. «Wenn wir gemeinsam in die Schule fuhren, kam es oft vor, dass wir einen Stopp bei einem Shop einlegten, um einen Kaffee oder ein Red Bull zu holen», erzählt Tim Gehrig.

Obwohl sie beide ihren Berufseinstand nun in verschiedenen Branchen hinlegen – er in einer Bank, sie in der Administration eines ADHS-Zentrums –, verbindet sie doch die Erfahrung des Büroalltags: «Das Thema Kaffee spricht jeden an, der in einem Büro arbeitet», sagt sie.

Müdigkeitsanfälle überbrücken

In ihrer Arbeit gehen die beiden Schulabsolventen der Frage nach, ob Kaffee tatsächlich der Konzentration förderlich ist und welche Auswirkungen ein übermässiger Konsum auf den Menschen hat. Dafür haben sie als Experten den Psychotherapeuten und Autor des Buches «Koffein – Genussmittel oder Suchtmittel?», Wolfgang Beiglböck, sowie François Matthey, Mitbegründer und CEO eines ADHS-Zentrums, befragt.

Unbestritten sind die physiologischen Vorgänge, die Koffein bewirkt: Durch die Einnahme wird der Stoffwechsel angeregt und die Ausschüttung von Adenosin, umgangssprachlich Schlafhormon, unterbrochen, was dem Menschen das Gefühl von Wachheit vermittelt. Schon bei einem starken Konsum über ein bis zwei Wochen verändern sich die Nervenzellen nachweislich und der Körper gewöhnt sich an die Zufuhr von Koffein – eine gewisse Abhängigkeit entsteht. Diese ist aber nicht von langer Dauer: Wird auf Koffein verzichtet, verschwindet die aufgebaute Resistenz schnell wieder.

Laut François Matthey habe Koffein bei über 50 Prozent der Konsumenten einen positiven Einfluss. Doch bei einem Teil der Menschen bewirke die Substanz negative Symptome wie Herzrasen oder Nervosität. Laut dem Experten spielt der Zeitpunkt der Einnahme eine Rolle: Nehme man innerhalb der ersten eineinhalbstunden nach dem Aufstehen das erste Mal Koffein zu sich, sei das Schlafhormon im Körper noch nicht vollständig abgebaut. Dieser physiologische Prozess werde gestört. Sobald die Wirkung des Koffeins nachlasse, produziere der Körper wieder Schlafhormone. Es folge das Nachmittagstief. «Ich habe mir deshalb angewöhnt, meinen ersten Kaffee nicht schon zu Hause, sondern erst auf der Arbeit zu trinken», erzählt Dana Könemund.

Kurzzeitiger Wachmacher

Gehrig und Könemund haben sich einem zweiwöchigen Selbsttest unterzogen: Eine Woche konsumierten sie mehr Koffein, in der darauffolgenden Woche verzichteten sie darauf. Koffein steigerte bei Tests zunächst Reaktionsgeschwindigkeit und Effizienz. Am fünften Tag war die durchschnittliche Reaktionszeit mit am kürzesten, bevor sie wieder anstieg – ein Hinweis auf eine mögliche Toleranzentwicklung.

Während der Entzugswoche verlängerte sich die Reaktionszeit und: «Ich war wirklich erschrocken, hatte ich anfangs dieser zweiten Woche doch starke Kopfschmerzen. Ich habe gelesen, dass dies bei Koffeinentzug passieren kann.» Allerdings verbesserte sich ihr Kurzzeitgedächtnis gegen Ende der Woche, was darauf hindeute, dass Koffein zwar kurzfristig kognitive Vorteile bietet, langfristig aber nicht zwangsläufig die Lernleistung steigert. Dana Könemund und Tim Gehrig ziehen das Fazit: Wie bei allem gilt auch beim Koffein die Frage des Masses. Und selbst dieses ist individuell verschieden.

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