Morgen steigt der Händel im Mischeli

Im Rahmen der Mischeli-konzerte führt morgen Freitag das Ensemble Liberati Händels «Judas Maccabäus» auf. Die Formation hat mit ihrer aus-ser­gewöhnlichen Auf­führungspraxis grosse Aufmerksamkeit erregt.

Im Rückspiegel: Von der Orgel aus hat der Organist das Orchester im Blick. Hier die Aufführung im Mischeli 2022. Foto: zvg

Im Herbst 2022 strömten Freunde klassischer Musik in die Kirche, um «Messiah» von Georg Friedrich Händel zu hören. Das Konzert fand im Rahmen der Mischelikonzerte statt. Das Spezielle dabei: Das Orchester spielte das Werk, wie es Händel in seiner Zeit tat, ohne einen Dirigenten mit Taktstock, sondern mit einer fast unsichtbaren Leitung des Ensembles von der Orgel, vom Cembalo und von der ersten Violine aus. Zudem war das Orchester – statt wie üblich in einem Halbkreis – in Linien aufgestellt. «Das Spielen ohne Dirigent und die ­Aufstellung in Linien haben starke mu­si­kalische Auswirkungen», sagt der Reinacher Organist und Begründer der Mischelikonzerte, Marc Meisel. «Der visuelle Kontakt zwischen den Musikern ist re­duziert, was sie dazu zwingt, sich vollständig auf ihr Gehör, ihre Atmung, ihr gegenseitiges Vertrauen und ihre ge­meinsame Interpretation der Musik zu verlassen.» Durch die andere hierarchische Struktur ergäben sich für die einzelne Musikerin, den einzelnen Musiker andere Möglichkeiten, sich einzubringen.

Bei den Proben wird das Anspielen mit geschlossenen Augen geübt: Einen Moment der Stille, gefolgt von einem gemeinsamen Atemzug, stellt die Verbindung zwischen den Einzelnen her. Aus diesem musikalischen Experiment ist das Ensemble Liberati, bestehend aus 50 Instrumentalisten und Sängern, entstanden. Dieses in Europa «einzigartige Orchester nutzt die kollektive Intelligenz der Künstler, um dem Publikum einen völlig anderen Klang zu präsentieren», ist auf der Internetseite des Ensembles zu lesen.

Das Ensemble ist unter anderem an die im Sommer stattfindenden Händel-­Festspiele in Halle eingeladen worden. Zudem wurde über das Projekt ein Dokumentarfilm gedreht. Morgen Freitag präsentiert Liberati in der Mischelikirche nun Händels «Judas Maccabäus». An der Abendkasse sind noch Tickets zu haben.

Internationales Renommee

Das Händel-Konzert bildet einen Höhepunkt der aktuellen Saison der Mischelikonzerte. Seit ihrer Gründung 2011 ­haben sie sich zu einer in der ganzen Region viel beachteten Konzertreihe ­entwickelt – manche Liebhaber der klassischen Musik, die sich zu Stammgästen des Stadtcasinos Basel zählen, machen sich auf den Weg, um sich in der Mischelikirche das Konzert anzuhören. Meisel hat die Konzertreihe allein gegründet, mittlerweile gestaltet er sie aber zusammen mit seiner Lebensgefährtin Saskia Salembier. Sie ist ihrerseits im Management des Ensembles Liberati tätig. Beide sind gefragte Konzertmusiker und verfügen über ein grosses Netzwerk renommierter Kolleginnen und Kollegen, die sie zur Teilnahme an den Konzerten einladen. Der Fokus liegt zwar auf Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert, aber die Konzertreihe hat sich auch in andere Gewässer vorgewagt – etwa mit dem «Sommernachtstraum» nach Shakespeare.

Von Anfang an waren die Konzerte auf die Grosszügigkeit des Publikums angewiesen, der Eintritt war frei, es gab einzig eine freiwillige Kollekte. Mit der Gründung des Vereins «Die Freunde der Mischelikonzerte» vor fünf Jahren wurde der Kulturanlass mit einer soliden finanziellen Basis unterlegt. Zudem konnte der Verein Unterstützung des Kantons und der Gemeinde beantragen, um grössere Projekte zu realisieren. Das morgige Konzert sprengt allerdings auch diesen finanziellen Rahmen, weshalb diesmal ein Konzerteintritt verlangt wird.

«Judas Maccabäus», Freitag, 11. April, 19.30 Uhr, Mischelikirche.

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