Viel mehr als ein Stück Stoff

Die Zunft zu Rebmessern hat ein neues Banner erhalten. Beim Bruderholz-Denkmal wurde dieses Ereignis mit einer feierlichen Zeremonie gewürdigt.

Bannerwechsel: In der Zeremonie verabschiedete die Zunft ihr altes Banner (links) und begrüsste das neue. Foto: ZVG / Urs Geiger

Passanten, die am vergangenen Freitagnachmittag von der Fleischbachstrasse in die Binningerstrasse wollten, staunten nicht schlecht, als sie von der Polizei ­angewiesen wurden, das Gebiet um das Bruderholz-Denkmal zu umfahren. Anlass war die Zeremonie zur Bannerweihe der Zunft zu Rebmessern: Die traditionsreiche Reinacher Zunft hat nach 41 Jahren ein neues Banner und feierte dieses Ereignis mit einer zünftigen Bannerweihe.

Dass es sich dabei nicht einfach um ein neues Stück Stoff handelt, machten die Worte von Meister Pietro Buonfrate der E. E. Zunft zu Gartnern Basel, der als Bannergötti amtet, deutlich. In feierlicher Manier sagte er: «Euer Banner ist ein Symbol für Lebensfreude und Geselligkeit, aber es ist auch ein Zeichen für die Treue zur Heimat, zur Geschichte der Zunft zu Rebmessern, zur Zusammengehörigkeit, zu den eigenen Gewohnheiten und edlen Bräuchen.»

Der Aufmarsch aus regionalem Zunftwesen mit zwei Reinacher und vier Talzünften sowie der zugewandten Basler Zunft und Vertretern aus Politik, Bürgergemeinde und Kirche war beachtlich, kam dem Unbedarften einem Staatsempfang gleich.

Auf die Frage an Zunftmeister Fredy Fecker, was es mit diesem Banner auf sich habe, sagt er: «Die Idee des Banners entstammt natürlich militärischen Überlegungen, man konnte Freund und Feind unterscheiden. Heute ist es einfach das Aushängeschild unserer Zunft und ihrer Traditionen», sagt der 68-Jährige, der seit 2021 der Zunft zu Rebmessern vorsteht. Das neue Banner unterscheidet sich nicht wesentlich vom alten, nur das Emblem aus Hoggemässer, Trauben und Reinacher Wappen sei im Laufe der Zeit geringfügig verändert worden und prangt oben links auf dem Banner.

Das Bannernähen ist eine Wissenschaft für sich

Hergestellt wurde das Banner von einer solothurnischen Firma, die Fahnen in Handarbeit anfertigt. «Ein halbes Jahr haben zwei Frauen daran gearbeitet. Dabei wurde nicht gedruckt, sondern von Hand mit hochwertigem Stoff gestickt und genäht. Es ist eine Wissenschaft für sich», erzählt Fecker lachend.

Und wozu es einen Bannergötti brauche? «Wir haben zur Basler Gartnernzunft enge zünftige Beziehungen. Deren Zunftstein, der früher den Eingang ihres nicht mehr existierenden Zunfthauses schmückte, steht bei uns in Reinach im Heimatmuseum.» Aufgrund dieser engen Beziehung entstand die Idee, den Bannergötti aus dieser Basler Zunft zu wählen. Im Grunde sei es aber eine reine Formsache: «Er steht nun als Götti gewissermassen für unser Banner, hat aber sonst keine Verpflichtungen.»

Die Zunft zu Rebmessern hat sich für die Bannerweihe bewusst den vergangenen Freitag ausgesucht, war dieser doch der Gedenktag an das Gefecht beim Bruderholz vor 525 Jahren. «Das Gefecht fand ja damals etwas weiter oben in der Hohlen Gasse statt. Dort steht heute noch ein Gedenkstein auf einem kleinen Stück Land, das unserer Zunft gehört. Wir fühlen uns also diesem Gedenken verbunden und haben uns deshalb entschlossen, die Bannerweihe hier durchzuführen.»

Es geht um Traditionen

Nach der Zeremonie zog die 80-köpfige Festgemeinde schliesslich zum Ernst-­Feigenwinter-Platz, wo die Zunft von Fahnendelegationen anderer Reinacher Vereine feierlich empfangen wurde.

«Dies zeugt davon, dass Reinacher Vereine noch immer Traditionen pflegen. Es war ein schönes Bild, wie sie uns in Reih und Glied stehend erwarteten», sagt Fecker. Der Anlass wurde mit einem zünftigen Festmahl abgerundet.

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