Shoppingtempel aus den 70ern soll in fit werden für die Zukunft
Der Quartierplan Mischeli- Center sieht keinen totalen Abriss, sondern eine Modernisierung und Aufwertung des Geländes vor. Am Mittwoch informierten Gemeinde und Eigentümer über die Pläne.
Im Jahr 1971 erbaut, war das Mischeli-Center der erste Shoppingtempel nach amerikanischem Vorbild in der Nordwestschweiz. Es glänzte mit regionaler Ausstrahlung, lockte Kundinnen und Kunden an, die mit dem Auto aus grösserer Entfernung nach Reinach fuhren, um sich den süsslichen Verlockungen des Einkaufens hinzugeben. Von diesem Glanz, dem Nimbus von Fortschritt und Entwicklung, ist heute nichts mehr zu spüren – das Zentrum wirkt eher etwas trist, als hätte die Zeit die Hand des Vergessens über den Ort gelegt. Migros und Denner sind zwar weiterhin als Ankermieter vertreten, die übrigen Flächen jedoch schwer zu vermieten. Geht es nach dem Willen von Gemeinde und der privaten Eigentümerin, soll sich das aber bald ändern: Diese haben die Absicht, das Mischeli-Center zu modernisieren und rund 54 zusätzliche Wohnungen zu realisieren. Die Grossverteiler Migros und Denner sowie zusätzliche Verkaufsflächen bleiben erhalten, sollen aber erneuert werden. Die Gemeinde hat dazu ein ordentliches Quartierplanverfahren initiiert, gestern Mittwochabend (nach Redaktionsschluss) fand im Saal der reformierten Kirchgemeinde ein Informationsanlass für Anwohnerinnen und Anwohner statt. Mit dem Quartierplan Mischeli-Center biete sich die Chance, einerseits die Einkaufsmöglichkeiten im Quartier Mischeli und Surbaum zu erhalten und zu modernisieren sowie andererseits zeitgemässe Wohnungen zu schaffen, sagt Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP) auf Anfrage.
Bestehendes Wohnhaus wird ergänzt
Das Büro Nissen Wentzlaff Architekten wurde von der Eigentümerin mit der Erarbeitung eines städtebaulichen Konzepts beauftragt: Demnach soll das bestehende Wohnhaus oberhalb des Zentrums nicht verändert, der Gebäudekomplex aber durch einen Punktbau mit Attikageschoss und einer zusätzlichen Wohnzeile ergänzt werden. Auf höhere Gebäude wird verzichtet, damit der nahegelegene Kirchturm weiterhin architektonischer Blickfang des Quartiers bleibt.
Die Ladenflächen sollen zudem nicht – wie bisher – nach innen, sondern nach aussen hin zur neu gestalteten Begegnungszone ausgerichtet sein. Nach dem Neubau des Kirchgemeindezentrums und der Realisierung des Generationenparks Mischeli in den vergangenen zehn Jahren stelle die Planung Mischeli-Center einen weiteren wichtigen Baustein in der Entwicklung des Quartiers dar.
Verdichtung nach innen
Der Quartierplan Mischeli-Center entspricht dem Siedlungskonzept, das auf dem eidgenössischen Raumplanungsgesetz abgestützt ist und eine Siedlungsverdichtung nach innen vorsieht. Ein Grossteil der Gebäude in Reinach ist in den 1960er- und 1970er-Jahren erbaut worden, während die Bevölkerung Reinachs von 6000 auch 18000 Menschen anwuchs. «Die bestehenden Wohnungen, aber auch die Einkaufsflächen sind in die Jahre gekommen. Sie entsprechen nicht mehr den heutigen Bedürfnissen und haben von der Bausubstanz her, aber auch energetisch grosse Mängel», so Buchs. Der Gemeinderat begrüsse es, wenn die Eigentümer die Gebäude sukzessive totalsanieren oder neu bauen. So werde nicht auf der «grünen Wiese» gebaut, sondern dank der Gebäudeaufstockung der vorhandene, knappe Boden optimaler genutzt.
Die öffentliche Mitwirkung zum Quartierplan Mischeli-Center dauert bis zum 6. Oktober. «Wir gehen derzeit davon aus, dass die Quartierplanung in der ersten Jahreshälfte 2024 von Gemeinderat und Einwohnerrat beschlossen wird und die Genehmigung durch den Regierungsrat gegen Ende 2024 folgen könnte», so Buchs.