Mehr Wildnis für die Birsstadt

Die Birsstadt-Gemein- den wollen weg von ein­tönigem Asphalt und langweiligen Wiesen hin zu vielfältigeren Lebens­räumen für Stadttiere.

Ahorn erhält zweites Leben: Stephan König, Leiter der Gemeindegärtnerei in Reinach,
zeigt die Wurzelstöcke, die bald von Insekten bevölkert werden sollen. Foto: ZVG
Ahorn erhält zweites Leben: Stephan König, Leiter der Gemeindegärtnerei in Reinach, zeigt die Wurzelstöcke, die bald von Insekten bevölkert werden sollen. Foto: ZVG

Industrie- und Gewerbezonen sind oft graue Mäuse. Selbst die Umgebung von öffentlichen Werken und Anlagen ist meist von Asphalt und eintönigem Grün geprägt. Die Birsstadt-Gemeinden wollen das ändern und vielfältigere Lebensräume für Bienen, Vögel oder Eidechsen schaffen.

Reinach geht dafür in der Birsstadt voran. Für die Bestrebungen in der Gemeinde mitverantwortlich ist Stephan König als Leiter der Gemeindegärtnerei. Sämtliche Massnahmen hätten das Ziel, die Biodiversität, die in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hat, zu stärken. Die Gemeinde Reinach nutze bei ihren Projekten und Umgestaltungen jede Möglichkeit, Grünflächen und Strassenrabatten für die heimische Biodiversität aufzuwerten, und strebe so auch eine Vorbildfunktion an, erklärt König.

Grundlage für das Mehr an Wildnis ist ein gemeinsam erarbeitetes Konzept der Arbeitsgruppe Birspark Landschaft der Birsstadt. Es sieht vor, dass die beteiligten Gemeinden ihre Zonen der öffent­lichen Werke und Anlagen unter finanzieller Beteiligung des Kantons ökologisch aufwerten. Für Laien am ­augenfälligsten sind gemäss Stephan König in Reinach mehrere Wurzelstöcke und übereinanderliegende Baumstämme, die von einem Ahorn beim Friedhof stammen, der gefällt werden musste. Jetzt finden Wildbienen in den unzähligen Löchern, die die Mitarbeitenden der Gärtnerei in das tote Holz gebohrt haben, eine Nistmöglichkeit. Bald werde Leben einkehren in die Ritzen und Nischen zwischen Bruchsteinen, die aufgeschichtet wurden.

Gemeindegärtnerei soll Vorbild für Private sein

«Wir möchten aufzeigen, wie heimische Natur aussieht, was sie zu bieten hat und wie den Stadttieren geholfen werden kann.» Die Reinacher Gemeindegärtnerei verwendet bei Rabatten einheimische Stauden, sät Wildblumenwiesen und ersetzt wenn nötig geschwächte Bäume. Auch werden Bäume gesetzt, von denen es zuvor noch keine hatte. Auch bei privaten Areal­entwicklungen setzt sich die Gemeinde für eine hochwertige und vielfältige Gestaltung der Aussenräume unter Berücksichtigung des ökologischen Ausgleichs ein.

Heimische Tiere und Pflanzen geraten durch die Siedlungsentwicklung, die teils intensive landwirtschaftliche Nutzung und wegen des Verlustes von natürlich belassenen Flächen immer mehr unter Druck, geben die Fachpersonen der Gemeinde Reinach zu bedenken. «Es ist deshalb umso wichtiger, dass die verbleibenden Flächen naturnah gestaltet werden: Sie tragen so zu einem artenreichen Reinach bei, bieten Rückzugsgebiete, bilden Trittsteine oder stellen Verbindungsachsen für diverse Arten dar.» Stephan König hofft, dass die Gemeindegärtnerei mit ihren eigenen Massnahmen Vorbild für Private wird und ihnen Ideen mitgeben kann.

«Es gibt kein festgeschriebenes Rezept»

Die Gärtner der Gemeinde Reinach haben von Februar bis Mai den eigenen Werkhof umgestaltet. Nicht einheimische Stauden und Sträucher wurden durch einheimische Arten ersetzt. Dazu wurden ein Bienenhotel und blumenreiche Wiesenstreifen geschaffen und diverse Steinhaufen und Wurzelstöcke für Insekten und Kleintiere platziert. Zudem wurde die Werkhoffassade begrünt.

Ein Gewinn in Sachen Biodiversität werde insbesondere dann erzielt, betont Stephan König, wenn unterschiedliche Strukturen geschaffen werden. Diese werden durch eine Abwechslung von Gehölzen, offenen Flächen, aber auch Kleinstrukturen wie Ast- oder Steinhaufen erzeugt. Generell gelte: «Einfach ausprobieren. Es gibt kein festgeschriebenes Rezept. Vielfalt soll gelebt werden und verschieden sein.»

Wie Reinach werden auch die anderen Gemeinden in der Birsstadt vermehrt auf Biodiversität setzen und auf dem eigenen Gemeindegebiet Massnahmen ergreifen, um diese zu stärken.

Beim schweizweit durchgeführten Festival der Natur vom 18. bis zum 28. Mai werden mehrere Veranstaltungen in Birsstadt-Gemeinden durchgeführt. Die Veranstaltungen stehen unter den Schwerpunktthemen «Ökologische Infrastruktur», «Entsiegeln» und «Mission-B-Projekte».

Die einzelnen Veranstaltungen sind via Website festivaldernatur.ch abrufbar.

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