Früh übt sich ...

Nachhaltigkeit, Saisonalität und Foodwaste: Für diese Themen versucht das «Slow Mobil», Kinder zu sensibilisieren. Aktuell ist das Mobil auf dem Gelände des Schulhauses Fiechten zu Gast.

Zeigten sich begeistert: Schüler einer fünften Klasse des Primarschulhauses Fiechten mit Projektleiter Jörg Waldmeier im Slow Mobil. Foto: Benedikt Kaiser

Seit letzter Woche und noch bis morgen steht es prominent mitten auf dem Pausenhof: Die Rede ist vom Slow Mobil, einer mobilen Küche des gleichnamigen, gemeinnützigen Vereins in einem Bauwagen. Mittlerweile hätten sich die Schülerinnen und Schüler an den Anblick gewohnt, schmunzelt Jörg Waldmeier, Vorstandsmitglied des Vereins Slow Food und Projektleiter vor Ort. «Als wir letzte Woche angekommen sind, gab es sehr viele Fragen.»

Die Zeit, diese Fragen zu beantworten, nimmt sich Waldmeier gerne. Es sei zentral, Kinder möglichst schon im jungen Alter mit Themen wie Nachhaltigkeit, Saisonalität und Foodwaste zu konfrontieren. «Früh übt sich, wer ein Meister werden will», meint er augenzwinkernd.

Unterwegs in der ganzen Schweiz

Das Konzept des Slow Mobils ist simpel: Auf Einladung von Schulen, Horten, Tagesstätten und Kindergärten besucht es schweizweit entsprechende Institutionen und führt Kochaktivitäten oder andere Projekte zum Thema Lebensmittel durch. Ebenfalls im Einsatz ist das Slow Mobil an Märkten mit entsprechenden Themen. Im Fall des Schulhauses Fiechten sind es fünf Klassen zwischen Kindergarten-Stufe und sechster Klasse, die verteilt über zwei Wochen je einen Tag gemeinsam im Slow Mobil kochen.

Als das Wochenblatt das Slow Mobil besucht, ist gerade eine fünfte Klasse im Einsatz. Die Gruppe vor der Pause habe eine Gemüsesuppe gemacht, erklärt Projektleiter Waldmeier den sieben Schülern, die mit roter Schürze ausstaffiert auf beiden Seiten der sich durch den ganzen Bauwagen ziehenden Arbeitsfläche verteilt sind. «Wir machen jetzt den Salat, Gemüsestangen und einen Dip.» Bevor es allerdings losgehen kann, haben die Schüler eine ganze Reihe von Fragen. Ob es auch ein Fast Mobil gebe, will einer wissen und erntet dabei Gekicher der ganzen Mannschaft. Auch Waldmeier schmunzelt, nimmt die Frage aber zum Anlass, zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen Anet Knol und Tonie Oester den Schülern zu erklären, dass der Name «Slow Mobil» an die Bezeichnung «Slow Food» angelehnt sei, was vereinfacht gesagt Lebensmittel beschreibe, die gut, sauber und fair produziert seien. «Slow Food meint das Gegenteil von Fast Food, wie wir es beispielsweise von McDonald’s kennen», fasst Waldmeier seine Ausführungen zusammen.

Zusammenspiel von Schule und Eltern

Kurz darauf geht das Rüsten und Schnippeln los. Die Gruppe ist mit viel Enthusiasmus am Werk, der selbst dann nicht erlischt, als es später ums Aufräumen geht. «Es hat sehr Spass gemacht!», sagen etwa die beiden zehnjährigen Ilyas und Cyrill und strahlen dabei um die Wette. Auf die zugegeben etwas gemeine Frage des Wochenblatts, was es denn nun mit diesem «Slow Food» auf sich habe, zögern die beiden. Dies sei nicht weiter tragisch, meinen Projektleiter Waldmeier und Klassenlehrerin Tanja Vogt darauf angesprochen. «Konzepte wie Slow Food oder Nachhaltigkeit sind äusserst komplex und für Kinder nicht auf Anhieb verständlich.» Es gehe bei der Erfahrung «Slow Mobil» vielmehr darum, eine tolle Erinnerung und einen Anknüpfungspunkt zu schaffen.

Nachhaltigkeit rund ums Essen sei in der Schule immer wieder Thema, erklärt Klassenlehrerin Vogt. «Wir haben uns beispielsweise vor dem Besuch des Slow Mobils im Rahmen des Themas «Körper» mit der Lebensmittelpyramide beschäftigt.» Es gelte nun, in einer Art Nachbereitung die Erfahrung «Slow Mobil» zu verarbeiten und die angesprochenen Themen zu festigen. Diesen Punkt unterstreicht Waldmeier. «Die Einbettung des Besuchs des Slow Mobils durch die Lehrpersonen ist zentral.»

Bei allem Effort ist es aber sowohl Waldmeier als auch Vogt bewusst, dass ihrem Einfluss klare Grenzen gesetzt sind. «Wie stark die Kinder ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit rund ums Thema Essen entwickeln, hängt in erster Linie von ihrem Zuhause ab.»

«Die Einbettung des Besuchs des Slow Mobils durch die Lehrpersonen ist zentral.» Jörg Waldmeier, Vorstandsmitglied Verein Slow FooD

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