Eine neue Freundschaft zwischen Reinach und Osaka

Im Rahmen eines Schüleraustausches besuchten zehn Jugendliche aus Japan die Schweiz. Einer von ihnen ist Asahi Takehara, der bei der Familie Elsässer in Reinach lebte.

Koffer gepackt: Für Asahi Takehara (links) hiess es am Samstag, wieder Abschied von der Schweiz 
und seinem neuen Freund Nikolaj Elsässer zu nehmen. Foto: Caspar Reimer
Koffer gepackt: Für Asahi Takehara (links) hiess es am Samstag, wieder Abschied von der Schweiz und seinem neuen Freund Nikolaj Elsässer zu nehmen. Foto: Caspar Reimer

Nikolaj Elsässer und Asahi Takehara verbindet eine neue Freundschaft über 9500 Kilometer hinweg. Asahi ist 15 Jahre alt und wohnt in der japanischen Millionenstadt Osaka. Für zwei Wochen – bis zum vergangenen Samstag – war im Leben des Jungen alles anders: Im Rah-men des Programms Jugendaustausch Schweiz – Japan lebte er bei der Familie Elsässer an der Mischelistrasse in Reinach. «Ich wollte lernen, wie sich die Schweizer und die japanische Kultur unterscheiden», erzählt Asahi. Beim auf Englisch geführten Interview im Haus der Familie Elsässer – mit dabei am Tisch Vater Hanno Elsässer und sein Sohn Nikolaj, die ihrem jungen japanischen Freund helfen, kommen Asahi die Worte nicht gleich in den Sinn. Im Interview erwähnt er Dinge, die ihm ins Auge fielen – da wären etwa die Basler Trams oder öffentliche Brunnen, an denen die Menschen gratis Wasser trinken können – alles Dinge, die es in Osaka so nicht gibt. Innerhalb von zwei Wochen hat Asahi zusammen mit neun anderen Jugendlichen aus Japan – oft in Begleitung der Gastfamilie – die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Schweiz besucht. «Als wir auf dem Buochserhorn waren, kam er aus dem Staunen über die Schönheit der Landschaft nicht mehr raus», erzählt Hanno Elsässer.

Auch das Matterhorn, die Stadt Luzern, ein Fondueplausch in Zermatt oder eine Führung durchs Bundeshaus durch die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (Mitte) fehlten nicht. Und damit Asahi es nicht versäumt, zu erfahren, wie es ist, ein «richtiger» Schweizer zu sein, durfte er sich auch an ein Alphorn heranwagen. Eigentlich ist er leidenschaftlicher Pianospieler und hat dies der Familie Elsässer beim gemütlichen Beisammensein demonstriert. Man spürt – die Familie Elsässer und Asahi hatten eine gute Zeit.

In Japan gegründet

Beim Jugendaustausch Schweiz – Japan handelt es sich aber nicht um einen herkömmlichen Schüleraustausch. «Das Projekt geniesst in Japan, wo es gegründet wurde, eine hohe gesellschaftliche Reputation», sagt Christine Bächer-Hofmeier, Präsidentin der Vereins Jugendaustausch Schweiz – Japan, der den Austausch von Schweizer Seite aus organisiert. Gegründet wurde das Programm 1984 von Hosai Hyuga, einem der einflussreichsten japanischen Ökonomen der Nachkriegszeit, und finanziert aus einem Fonds der Nippon Steel Corporation, einer der grössten Firmen Japans. «Hygua zeigte sich von der Schweiz begeistert und wollte das Land deshalb japanischen Jugendlichen näherbringen.»

Dazu gehören aber nicht nur Sehenswürdigkeiten und Einblicke in die Kultur, sondern auch politische und wirtschaftliche Komponenten – so hatte die japanische Delegation auch den Botschafter ihres Landes in der Schweiz besucht oder den Baselbieter Volksschulleiter Beat Lüthy getroffen. Auch die Reinacher Schule hat Asahi besucht. Nachdem es anfangs nur japanische Jugendliche gewesen waren, welche die Schweiz besuchten, wurde das Programm in einen Jugendaustausch umgestaltet. «Heute steht das Programm ganz im Sinne der Wechselseitigkeit.» Jedes zweite Jahr reist eine schweizerische Delegation nach Japan und im Zwischenjahr eine japanische Delegation in die Schweiz. Für Nikolaj steht also im Sommer 2024 die Reise nach Japan an, wo er bei der Familie von Asahi wohnen wird. Auf die Frage, was seine Motivation sei, sich für das Programm zu bewerben, sagt er kurz und bündig: «Neue Freunde kennen lernen, ihnen die Schweiz zeigen und umgekehrt ihr Land ansehen.»

Bekannter machen

Bächer-Hofmeier arbeitet eng mit dem Kanton Baselland zusammen – dieser unterstützt das Programm seit diesem Jahr offiziell. Movetia, eine nationale Agentur zur Förderung von Austausch im Bildungssystem, trägt den Austausch mit Fördergeldern des Bundes mit. Auf Schweizer Seite gäbe es eine gewisse Hemmschwelle, sich für das Programm zu bewerben – dabei spielten Sorgen um Kosten und Anforderungen eine Rolle. Bächer-Hofmeier dazu: «Der Austausch ist grundsätzlich so ausgelegt, dass die Teilnehmenden weder gross finanzielle Mittel noch akademische Kenntnisse mitbringen müssen. Als Einziges wird ein Interesse an der fremden Kultur und eine Offenheit gegenüber Neuem gefordert.» Sogar der teure Flug könne für Familien in einer finanziell schwierigen Situation übernommen werden.

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