Ein «Identifikationsort» für Musizierende

Nach fast 20 Jahren Diskussionen stimmt Reinach am 19. November über ein «Haus der Musik» ab.

Zukunftsmusik: So soll das Gebäude dereinst aussehen. Visualisierung: zVg

Auf acht verschiedene Orte in der Gemeinde ist die Reinacher Musikschule derzeit verteilt. Dabei ist sie mit über 1000 Schülerinnen und Schülern eine der grössten in der Region und gilt als eine der renommiertesten. Doch jetzt soll sie auf einen Standort konzentriert werden. Für den Kauf und die Anpassung des Gebäudes an der Römerstrasse 50 soll die Gemeinde 8,9 Millionen Franken ausgeben. Über dieses neue «Haus der Musik» stimmt Reinach bald ab.

Der Einwohnerrat befürwortete das Vorhaben ohne Gegenstimme, ebenso deutlich die Planungskommission und die Sachkommission Bau, Umwelt und Mobilität. Zur Abstimmung kommt die Vorlage nur, weil die Höhe des Betrags dies zwingend notwendig macht. In der Bevölkerung ist bisher kein Widerstand laut geworden. Das künftige «Haus der Musik» scheint also eine unbestrittene Sache zu sein.

Das Stimmvolk sagte 1993 Nein

Selbstverständlich ist das nicht, denn in den vergangenen Jahren wurde in Reinach viel über ein «Haus der Musik» diskutiert. Ein Ja am 19. November wäre der Abschluss eines langen Ringens um eine geeignete Lösung für die Musikschule, die derzeit stark verzettelt nur unbefriedigend funktionieren kann und zudem aus allen Nähten platzt. Der Wunsch nach einem zentralen «Haus der Musik» führte bereits Anfang der 90er-Jahre zu einem Musikschulprojekt beim Schulhaus Weiermatten, das jedoch 1993 an der Urne abgelehnt wurde. 2004 nahmen die Stimmberechtigten eine SP-Initiative an, welche die «Bereitstellung eines Gebäudes, das den Raumbedarf der Musikschule abdeckt», forderte. Der Einwohnerrat unterstützte das Anliegen, und der Gemeinderat nahm es in seine Leistungsziele auf. Doch realisiert wurde es nicht, es musste «wegen höher priorisierter Schulprojekte und der sich verschärfenden finanziellen Lage der Gemeinde immer wieder hinausgeschoben werden», wie es in einem Bericht der Sachkommission Bildung, Soziales und Gesundheit heisst. 2022 packte der Gemeinderat das Thema dann doch wieder an. Lange stand die Frage im Raum, ob man ein Gebäude mieten oder kaufen solle, wobei sich der Erwerb über 30 Jahre gerechnet als halb so teuer erwies als die Miete. Für einen Neubau fehlten das Geld und geeignete Grundstücke. Als das ehemalige Gebäude der Firma Obrist AG an der Römerstrasse frei wurde, entstand die Idee, dort das «Haus der Musik» einzurichten. Der Bau soll zum Musizieren umgebaut werden. Damit erhofft sich Musikschulleiter ­Franco Tosi «einen Identifikationsort, wo wir professionell Unterricht erteilen können», wie er in einem Beitrag auf Birs­stadt TV erklärt. Fächerübergreifender Unterricht lasse sich besser realisieren, der Austausch unter den Schülerinnen und Schülern und den Lehrern sei «nicht mehr so kräftezehrend».

Doch nicht nur für die Kunst wäre das «Haus der Musik» eine Verbesserung. Die Primar­schulen, in denen die Musikschule derzeit beheimatet ist, wachsen und brauchen deshalb mehr Platz. Die Konzentration des Musikunterrichts würde Platz frei machen und so teure Provisorien für die Primar­schule unnötig machen, wie der Gemeinderat im Abstimmungsbüchlein festhält.

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