«Die Transformation macht nur über das gesamte Geviert Sinn»
Wo Aumatt- und Bruggstrasse aufeinandertreffen, soll künftig nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt werden. Die Initiative für eine Umnutzung kommt von der Eigentümerschaft.
Reinach schreibt rote Zahlen, ein strukturelles Defizit belastet den Finanzhaushalt. Ein möglicher Weg aus der Situation ist, mit neuem, qualitativ hochstehendem Wohnraum zusätzliche Einwohnerinnen und Einwohner zu gewinnen und so bei den Steuern auf der Einnahmenseite zuzulegen – so die Idee des Gemeinderates. Deshalb unterstützt dieser in aller Regel Projekte, die für Reinach mehr Wohnraum bringen. Im Gebiet zwischen Römer-, Industrie-, Aumatt- und Bruggstrasse, das heute vollständig gewerblich genutzt wird, soll eine neue Überbauung mit Gewerbe, Wohneinheiten und Aussenräumen entstehen.
Damit wird ein weiterer Ort in Reinach, auf dem traditionell gearbeitet wird und dem der Geist von Geschäftigkeit anhaftet, nun auch zum Wohndomizil umfunktioniert. Das Projekt befindet sich aber noch in den ersten Zügen. «Das Begehren, das Areal zu transformieren, stammt von der privaten Grundeigentümerschaft», wie Gemeindepräsident Ferdinand Pulver (FDP) auf Anfrage erklärt. 2020 hat die Grundeigentümerin einer Parzelle an der Römerstrasse den Gemeinderat angefragt, ob er eine Quartierplanung über ihr Gebiet unterstützen würde, um etwa eine Mischnutzung zu ermöglichen. «Aus Sicht der Gemeinde macht eine Transformation nur über das gesamte Geviert Sinn und nicht über eine isolierte Parzelle», so Pulver.
In der Folge wurden die Absichten aller Grundeigentümer in diesem Geviert abgeklärt. Das Resultat: Die Beteiligten zeigten sich gegenüber einer Transformation des gesamten Areals offen.
Studienauftrag für das Areal
Auf dem betroffenen Gebiet wird ein Quartierplanverfahren zur Anwendung kommen: «Um qualitativ gute städtebauliche Konzepte zu erhalten, haben sich die Grundeigentümer in Absprache mit der Gemeinde für einen Studienauftrag entschieden. Vorteile dieses Vorgehens sind, dass alle Beteiligten den Prozess begleiten und die Entwicklung der Bebauungsvarianten mitsteuern können», so Pulver.
Verantwortliche des Studienauftrags ist die Grundeigentümerschaft, vertreten durch ein Unternehmen zur Entwicklung und Realisierung von Immobilienprojekten. «Im Rahmen des Verfahrens sollen städtebaulich und architektonisch überzeugende sowie aus politischer Sicht bewilligungsfähige Projektvorschläge erreicht werden.» Im Zentrum stünden auch die Aussen- und die Zwischenräume sowie die Interaktion zwischen dem Aussen- und dem Innenraum – kurz: «Es soll ein attraktiver neuer Lebensraum für Gewerbetreibende und Wohnende geschaffen werden.»
Baustart frühestens 2030
Im laufenden Monat startet nun die Präqualifikation: Dabei werden drei Architekturbüros bestimmt, sich für das weiterführende Verfahren zu qualifizieren. «Anschliessend wird in einem Workshopverfahren über mehrere Varianten ein Basisprojekt für den anschliessenden politischen Entscheidungsprozess und die Quartierplanung entwickelt», so Pulver. Auf die Frage, wann das Vorhaben realisiert werde, sagt er: «Der Start des Quartierplanverfahrens ist frühestens im ersten Quartal 2026 möglich, und mit dem Baustart einer ersten Etappe ist ab 2030 zu rechnen.»
Bis es so weit ist, stehen in Reinach noch andere Quartierpläne zur Umsetzung bereit: So ist etwa der Quartierplan «Angensteinerplatz» rechtskräftig und die Bauherrschaft an der Planung. Zu diesem Quartierplan ist eine Information zeitnah in Aussicht gestellt, wie der Gemeindepräsident verrät. Der Quartierplan «Mischeli» wird aktuell von der zuständigen Kommission im Einwohnerrat bearbeitet.