«Unterhaltung mit Haltung!»

Am kommenden Sonntag wagt das Theaterkabarett Sibylle und Michael Birkenmeier mit brasilianischen Gästen bei neues-theater.ch den Sprung aus der Zappelkiste der Angstgesellschaft. Das «Wochenblatt» hat nachgefragt.

Sibylle und Michael Birkenmeier: Hintergründig, vielseitig, gewandt in Wortspielen und musikalisch versiert.  Foto: zVg
Sibylle und Michael Birkenmeier: Hintergründig, vielseitig, gewandt in Wortspielen und musikalisch versiert. Foto: zVg

Wochenblatt: Das Programm «Vive! Luft unter die Füsse!» ist Ihre dritte Produktion dieser Saison. Der Titel ist etwas versöhnlicher als derjenige des Programms «Freiheit, Gleichheit, Kopf ab!» Was hat das Publikum zu erwarten?

Sibylle Birkenmeier: Einen warmen Sommerabend mit uns, viel Musik, Texte und Lieder von uns und Adaptionen, Neufassungen von Liedern der Música Popular Brasileira. Kurz: Unterhaltung mit Haltung! Es gibt ab 18 Uhr brasilianisches Fingerfood von Joseline aus Brasilien.


Mit dem Sieg des herzkranken Salvador Sobral und seiner Schwester beim Eurovision Song Contest 2017 scheint sich eine Wende zur Authentizität in der Musik und zur Geschwisterlichkeit anzubahnen. Die Birkenmeiers sowie Maria Bethania und Caetano Veloso sind auch Geschwister. Zufall?

Michael Birkenmeier: Nein, was sich anzieht, hat was miteinander zu tun!


Die Stand-up-Comedy hat ja weitgehend das politische Kabarett abgelöst. Sie knüpfen an die Tradition des «Cabaret Cornichon» und «Cabaret Fédéral» an. Sind die Schweizer auf der Humorebene politikverdrossen?

Sibylle Birkenmeier: Ach, das ist alles so nicht zu sagen. Tatsache ist, dass in der Schweiz eigentlich seit Hohler kaum wirklich politisches Kabarett existierte. Es gibt aber viele junge Kabarettisten, vor allem in Deutschland, die ein Kabarett machen, das für uns massgebend ist. Die ganze Branche in der Schweiz ist leider ziemlich verkommerzialisiert. Es geht kaum um einen Gedanken, sondern um die Zahl der Lacher und den Platz in den Medien, also den lohnenden Auftritt auf den vielen Bühnen, die wir hier haben. Die Szene ist auch lächerlich wettbewerbsorientiert…


Was kann gutes Kabarett, was Journalismus nicht vermag?

Michael Birkenmeier: Das Wichtigste ist: Wir leben als total Freischaffende, sind nicht mal einer Zeitung verpflichtet und können sagen, was wir wollen, können singen, wie wir wollen und sind nur uns selber verpflichtet. Wir begegnen den Leuten immer live. Mit uns kann man danach reden und so ein Theaterabend ist ein Gemeinschaftserlebnis, an dem auch viel gelacht und mitgefühlt wird. Die Zeitung ist ein Papier, auf dem sich ein Journalist ausdrückt, und das wird dann von einer Redaktion gegengelesen. Der Leser bleibt dem Journalisten meistens verborgen… ausser es gibt Reaktionen im Netz, aber das ist auch nicht die Begegnung live!               
               
Sibylle Birkenmeier: Übrigens gibts bei «Vive!» am 18. 6. 2017 vor- und nachher sogar noch was zu essen, es ist eigentlich auch ein gemeinsames Saisonabschlussfest vom Neuen Theater.

Das Theaterkabarett Sibylle und Michael Birkenmeier and Guests: Vive! Luft unter die Füsse!, neuestheater.ch, Bahnhofstrasse 32, Dornach, So, 18. 6. 2017, 19.30 Uhr (brasilianische Küche ab 18 Uhr).

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