Show und Pomp auf Hufen
«Cavalluna» gastierte am Wochenende in Basel. Die Pferdeshow ist seit Jahren beliebt. Der Einsatz der Tiere sorgt aber immer wieder für Kritik.

Da, wo sich noch vor wenigen Wochen die Elite der Pferdesportwelt bei den CHI Classics traf, standen am Samstag und am Sonntag wiederum Pferde auf der Bühne. Allerdings unterschied sich das Publikum – die Show «Cavalluna» zog vor allem Familien mit Kindern an, die sich schon vor der Show mit Plüschpferden am Souvenirstand eindeckten.
«Cavalluna» ist die Nachfolgeshow von «Appassionata» und seit vielen Jahren ein fester Eventtermin in der St. Jakobshalle. Die Shows warten mit spektakulären Stunts zu Pferd, feinfühliger Freiheitsdressur und zahlreichen Special Effects auf; ihre Beliebtheit ist seit Jahren ungebrochen.
29 LKWs und 58 Pferde
Hinter «Cavalluna» steckt ein enormer logistischer Aufwand. Sowohl der spezielle Sand für den Boden als auch Heu, Stroh und Späne werden zu jeder Location transportiert. Insgesamt 29 Lastwagen transportieren Waren und Tiere von einer Showstätte zur nächsten. Auch die 58 Showpferde fahren jedes Wochenende an Spielorte in Deutschland, Österreich, Belgien oder der Schweiz. Nach der Show reisen die vierbeinigen Athleten am gleichen Abend wieder zurück in ihren Heimatstall bei Düsseldorf, wo sie zwischen den Wochenenden leben. Die Veranstalter erklären, dass die Pferde dort ein glückliches Leben mit Weidegang und genügend Freilauf geniessen können. Die Tournee dauert neun Monate, drei Monate im Sommer pausiert die Show.
Eigentümer der Pferde sind einzelne Showformationen, die ihre Pferde selbst trainieren. Die Ausbildung dauert Jahre, schliesslich müssen die Tiere neben der Dressur an Musik, Applaus sowie diverse Special Effects gewöhnt werden. Jedes Jahr können sich entsprechend qualifizierte Reiterinnen und Reiter bewerben.
100 Mitarbeitende sind vor Ort beschäftigt, etwa 35 arbeiten zusätzlich in administrativen Aufgaben.
Ein trauriger Clown und seine Erinnerungen
Die Geschichte der diesjährigen Show «Grand Moments» geht so: Trol, ein in die Jahre gekommener Clown, ist nach seiner letzten Show allein zu Hause und hat Angst, seine Freunde aus der Showwelt nicht mehr wiedersehen zu können. Sol, die Quelle des Lebens, teilt ihm mit, dass es nur eine einzige Chance gäbe, seine Lieben für immer bei sich zu haben: die Erinnerungen der besten Shows wieder aufleben zu lassen. Dadurch soll sein Herz wieder gefüllt werden. Trol durchläuft in der zweieinhalbstündigen Show diverse Emotionen, bis sein Herz am ende wieder strahlt.
Wer nun aber witzige Clowneinlagen erwartet hat, muss enttäuscht werden. Stattdessen zeichnet «Cavalluna» eine Geschichte von Schmerz, Trauer und Freude. Ob die Rahmengeschichte wirklich das Richtige ist für die zahlreichen kleineren Gäste? Die Showeinlagen der Reiterinnen und Reiter jedenfalls begeistern. Ein kollektives «Jö!» durchströmt die Halle, als Bartolo Messina mit seinen niedlichen Miniponys die Arena betritt. Andere Formationen zeigen spektakuläre Akrobatik auf den Pferden oder bringen Feuer in das Viereck.
Ein weiteres Spektakel: Diego Giona, der mit seiner «Ungarischen Post» insgesamt acht Pferde in verschiedenen Positionen über Sprünge schickt – während er selbst auf dem Rücken zweier Pferde steht. Der Applaus ist brechend.
Zwischen Kritik und Standing Ovations
Doch neben den vielen begeisterten Stimmen kommt immer wieder Kritik an «Cavalluna» auf. Tierschutzorganisationen wie etwa Peta kritisieren den Einsatz von Pferden bei den Shows; unter anderem die langen Transporte und die teilweise waghalsigen Nummern mit Elementen wie Feuer erklärt die Organisation für nicht tiergerecht.
Klar ist: «Cavalluna» hält sich an die Tierschutzverordnungen. Ein Augenschein im Stallzelt zeigt: Viele der Pferde stehen vor der Show ruhig in ihren Boxen. Während die einen Heu fressen, wirken andere aber tatsächlich etwas apathisch. Das durchzogene Bild in der Boxengasse zieht sich in der Show weiter. Während viele Pferd-Reiter-Paare sehr harmonisch auftreten, laufen andere Pferde verspannt. Einige Lektionen (Dressurübungen) wirken mühevoll, teilweise gezwungen. Gut möglich, dass die Pferde nach den beiden Vorstellungen vom Samstag schon etwas müde sind. Dennoch: Zuweilen würde der Show weniger Pomp und Spektakel, dafür aber mehr ehrliche Verbindung zwischen Pferd und Reiter guttun.
Dem Publikum in Basel aber gefällt’s. Es gibt lange Standing Ovations.