«Ich bin immer auf die Wünsche der Gemeinde eingegangen»

Das sogenannte Spitzerhaus im Arlesheimer Dorfkern soll durch einen Neubau ersetzt werden. Jetzt erklärt der Architekt, was er plant und wann er die Gemeinde auf Schadenersatz verklagen würde.

Will so bald wie möglich seinen Neubau realisieren: Architekt Gabriele Libera. Foto: Fabia Maieroni

Seit 2016 will der Architekt Gabriele ­Libera in Arlesheim einen Neubau realisieren. Rasch formierte sich dagegen Widerstand. Der Gemeinderat verhängte vor fünf Jahren eine Planungszone, um zuerst den neuen Teilzonenplan Siedlung Ortskern auszuarbeiten. Dieser liegt inzwischen vor, ist aber wegen Stimmrechtsbeschwerden noch nicht in Kraft. Der Architekt will nun nach dem geltenden Zonenplan aus den 70er-Jahren ­bauen (s. Wochenblatt vom 20. Februar).

Herr Libera, Sie möchten das Haus an der Hauptstrasse 32 durch einen Neubau ersetzen. Weshalb wollen Sie das Gebäude nicht erhalten?

Libera: Das Haus stammt aus den 60er-Jahren und ist baulich in die Jahre gekommen. Eine Sanierung wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll. Zudem benötige ich mehr Fläche für mein Architekturbüro, das sich hier befinden soll. Doch es geht mir nicht nur um eine Erweiterung der Büroräume  – ich möchte mit meinem Neubau auch einen architektonisch ansprechenden, ästhetischen Beitrag zur Dorfmitte leisten. Mein Ziel ist es, die Umgebung nicht nur funktional zu gestalten, sondern das Ortsbild aktiv zu verschönern.

Sie wollten ein dreigeschossiges Haus mit Dachaufbau realisieren.

Richtig. Ursprünglich sollte der Bau gleich hoch werden wie jener der BLKB. Das Projekt wurde jedoch abgelehnt, weil es nicht in das Ortsbild passe, so die Gemeinde. Seit Jahren geht es nun hin und her; unzählige Male habe ich die Pläne überarbeitet. 2016 willigte die Ortskernkommission, die prüft, ob Bauten ins Ortsbild passen, ein erstes Mal ein. Dann allerdings wurde vom Gemeinderat die Planungszone verhängt.

Der Gemeinderat verhängte diese, um zuerst den Teilzonenplan Ortskern auszuarbeiten. Haben Sie das Projekt in der Zwischenzeit angepasst?

Ich bin immer auf die Wünsche der Gemeinde eingegangen: Beispielsweise wurde mir untersagt, Glasziegel zu verbauen, obwohl sie bereits bei meinem und anderen Gebäuden in der Kernzone existieren. Ich habe diese Änderung hingenommen. Am dreigeschossigen Baukonzept halte ich jedoch fest, denn es entspricht sämtlichen gesetzlichen Vorgaben. Aktuell warte ich auf die Bewilligung des kantonalen Bauinspektorats.

Weshalb halten Sie trotz der Widerstände an Ihren Plänen fest? Wieso verkaufen Sie das Haus nicht und bauen Ihre Büroräume an einem anderen Ort?

Ein Verkauf wäre ein finanzieller Verlust, und durch die jahrelangen Verzögerungen habe ich bereits genug eingebüsst. Die Gemeinde scheint das nicht zu interessieren. Ich habe das Gefühl, man möchte mich vertreiben – dabei lebe und arbeite ich seit 20 Jahren in Arlesheim und zahle hier Steuern. Zudem geht es mir nicht nur um mein Büro, sondern auch um eine architektonische Aufwertung des Ortsbildes. Ich möchte mit meinem Neubau nicht nur funktionalen Raum schaffen, sondern auch zur Verschönerung des Dorfes beitragen.

Gemeindepräsident Markus Eigenmann sagte im Wochenblatt, dass ein so hoher Neubau für das Ortsbild nicht förderlich sei. Was entgegnen Sie?

Die Frage ist doch: Was bedeutet «nicht förderlich»? Mein Projekt orientiert sich an geltenden Bauvorschriften. Andere grosse Bauprojekte, wie etwa die Überbauung beim Badhof, werden ganz anders beurteilt. Warum gilt für mein Vorhaben ein anderer Massstab? Es entsteht der Eindruck, dass eine kleine Gruppe darüber entscheidet, wer hier bauen darf und wer nicht. Dabei könnte mein Neubau das Ortsbild modern und harmonisch ergänzen.

Als Grund für die Verzögerung gibt der Gemeinderat an, dass die Gemeinde den Teilzonenplan Ortskern zuerst überarbeiten musste. Dieser ist noch nicht in Kraft, weil noch Stimmrechtsbeschwerden offen sind.

Ich bezweifle, dass der Teilzonenplan in der aktuellen Form Bestand haben wird. Die Gemeindeversammlung zeigte bereits, dass einige wenige Eigentümer ihre Interessen durchsetzen konnten, während andere benachteiligt wurden. Die offenen Stimmrechtsbeschwerden werden vermutlich nicht einfach abgewiesen. Ich rechne damit, dass auch eine überarbeitete Fassung des Plans auf Widerstand stossen wird und Bauprojekte in Arlesheim weiterhin blockiert werden.

Sind Sie Mitglied bei der IG Fruschd, die sich gegen den Teilzonenplan einsetzte?

Nein, ich habe mich da immer rausgehalten, die IG Fruschd kam nicht von mir.

Derzeit liegt das Projekt beim kantonalen Bauinspektorat zur Bewilligung. Gemeindepräsident Eigenmann hat gegenüber dem Wochenblatt erklärt, der Gemeinderat müsse noch prüfen, ob er gegen die Baubewilligung, sollte sie erteilt werden, vorgehen wolle.

Dann werde ich juristisch vorgehen und die Gemeinde auf Schadenersatz verklagen. Ich habe genug von der Verzögerungstaktik.

Was geschieht, wenn das kantonale Bauinspektorat die Pläne ablehnt?

Ich vermute, das Projekt wird angenommen, und es sind nur Kleinigkeiten, die noch geändert werden müssen.

Herr Libera, wenn Sie die Baubewilligung erhalten – wann fahren dann die Bagger auf?

Dazu kann ich jetzt noch nichts sagen.

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