Machbarkeitsstudie positiv – Schwingfest trotzdem fraglich
Am Mittwoch vergangener Woche präsentierte der Basellandschaftlichen Kantonalschwingerverband die lange angekündigte Machbarkeitsstudie zum Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Aesch. Sie besagt, nicht wenig überraschend: Das Fest wäre in Aesch Nord machbar.
WoB. 220 000 Besucher an drei Tagen
Urs Lanz, Präsident des kantonalen Schwingerverbands, verriet die Dimensionen des geplanten Schwingfests auf Aescher Boden. Die mobile Arena ist in der Grösse der Ausgabe 2010 in Frauenfeld geplant, würde also 47 000 Zuschauer fassen. Der Verband rechnet damit, dass an den drei Festtagen Ende August 2022 gegen 220 000 Menschen auf das Gelände strömen würden. Bei den jüngsten drei «Eidgenössischen» kamen deutlich mehr Besucher: in Burgdorf (2013) wurden 300 000 gezählt. Das Festgelände würde sich «nur» über das Gebiet westlich der Löhren-ackerhalle erstrecken. Die mobile Arena wanderte auf den Plänen in Richtung Süden (siehe Karte).
Eine Herausforderung ist der Verkehr. Die Besucher sollen möglichst nicht mit dem Auto anreisen. Die Tickets könnten deshalb auch für die Anreise mit dem öV gültig sein – BLT und SBB müssten dann den grössten Teil der Besucher transportieren, hinzu kämen Shuttle-Busse. In Aesch selber soll es keine Parkflächen geben. «Das gäbe ein Chaos», sagte Lanz. Die Parkplätze könnten andernorts erstellt werden, etwa im Laufental oder in Muttenz.
Auf die Bedenken der Naturschützer ging Marcel Züger, Biologe und Inhaber des Kulturlandschafts-Unternehmens Pro Valladas, ein. Züger gilt in der Umweltschutz-Szene als Querdenker. Die seltenen Vogelarten, die vom Schwingfest bedroht sein sollen, seien gar nicht derart stark gefährdet, führte Züger aus. Auch die Feldhasen könnten eine Störung von einigen Wochen ertragen – die Bestände würden sich nach dem Fest wieder erholen. Vorausgesetzt, man treffe Vorkehrungen, etwa Ruhezonen und eingezäunte Waldränder.
Auch zum Untergrund gab Marcel Züger eine Einschätzung ab. Um die Böden sorgen sich die Landwirte am meisten, etwa wegen des tonnenschweren mobilen Stadions. Züger sagte, die Angst vor Bodenverdichtungen sei weitgehend unbegründet. So sei es etwa bei den dynamischen Ruderalflächen normal, dass diese von Zeit zu Zeit «umgepflügt» würden.
Interne Kritik macht sich breit
Dass die Machbarkeitsstudie den Widerstand von Bauern und Umweltschützern zu brechen vermag, ist allerdings mehr als fraglich. Die Bauern machen bis heute keine Anstalten, ihr Land für die Veranstaltung herzugeben. Genau darum macht sich in Schwingerkreisen zunehmend Nervosität breit.
Interne Kritik trifft vor allem den Verbandspräsidenten, Urs Lanz. Er habe den Kontakt zu den Landwirten nicht gesucht. In der Basellandschaftlichen Zeitung sagt Willi Wenger, Ehrenmitglied des BLKSV: «Wenn der Verband am 4. Juni einen eingeschriebenen Brief von den Bauern bekommt und darauf nicht reagiert, dann ist das schlechter Stil.»
Und Wenger betont: «Wenn wir das Land nicht haben, gibt es in Aesch kein Schwingfest, selbst wenn gemäss Machbarkeitsstudie alle anderen Aspekte geklärt sind.» Wolfgang Rytz, Redaktor der in Luzern erscheinenden Schwingerzeitung «Schlussgang», kommt aus einer externen Perspektive zum Schluss: «Urs Lanz hat sich vergaloppiert, die Situation ist verkachelt.» Eine Möglichkeit, das Fest in Aesch zu retten, sieht er höchstens dann, wenn es Baselbieter Prominenz gelänge, bei den Bauern das Eis zu brechen.