Ein Abschied und kritische Töne
Am letzten Donnerstag durften 137 von 140 Maturanden des Gymnasiums Münchenstein im Kuspo ihr Maturitätszeugnis entgegennehmen. Elf von ihnen wurden mit Preisen für besondere Leistungen ausgezeichnet.
Dieses Jahr fand durch die Umstellung auf die vierjährige Schulzeit an den Baselbieter Gymnasien auch die Maturfeier in Münchenstein erstmals vor den Sommerferien statt. Musikalisch umrahmt wurde der feierliche Anlass mit gesanglichen Darbietungen der vierten Klassen unter der Leitung von Rolf Urech. «Mit der bestandenen Abschlussprüfung haben sie einen wichtigen Meilenstein in ihrer Karriere erreicht», betonte Rektor Gabriel Hänggi in seiner Einleitung.
Abschied nach fast vierzig Jahren
Wie die 137 Maturanden verlässt auch Konrektor Reinhard Straumann die Schule und geht nach 39-jähriger Tätigkeit am Gymnasium Münchenstein, 26 Jahre davon als Mitglied der Schul-leitung, in Pension. «Er hat die Schule wesentlich geprägt und sie zu dem gemacht, was sie heute ist», würdigte Ga-briel Hänggi seinen Schulleitungskollegen. Wie Reinhard Straumann dem Wochenblatt nach der Feier mitteilte, habe er stets mit Freude an der Weiterentwicklung des Gymnasiums mitgearbeitet. Er war auch in verschiedenen kantonalen Arbeitsgruppen tätig, die mit vielen Reformen das Basellandschaftliche Gymnasium gestaltet haben. Von Anfang an engagierte er sich besonders für die politische Bildung. «Stets stand dabei für mich im Vordergrund, dass es um junge Menschen geht und um die Qualität ihrer Ausbildung. Der menschliche Ton, der am Gymnasium Münchenstein im Umgang mit Schülerinnen und Schülern immer bestanden hat, war mir ein zentrales Anliegen», so Straumann.
An der Maturfeier vom Donnerstagabend hielt Reinhard Straumann anlässlich seiner Pensionierung die sonst von externen Fachpersonen gehaltene Rede. In Anlehnung an Poetry-Slammerin Julia Engelmanns «Also los, schreiben wir Geschichten, die wir später gerne erzählen werden» wünschte er den Jugendlichen, dass sie sich ihre Unbekümmertheit bewahren werden und ihrer Jugendlichkeit eine Chance geben. Er ermunterte sie, auf sich selber zu vertrauen und sich weiterhin Bildung anzueignen. Auch warnte er vor zu starker Anpassung und rief die Maturanden dazu auf, ihre geistige Freiheit beizubehalten. «Denn Anpassungsdruck führt zu Lähmung!»
Noten als Druckmittel
Um Druck ging es auch im Plädoyer der diesjährigen Prima der Münchensteiner Maturanden, Anna Ebner. Scharf kritisierte diese, wie das Gymnasium durch die Notengebung Druck auf die Schülerschaft ausübt, anstatt an deren Interessen zu appellieren. Dass Bildung auch anders funktionieren würde, habe sie während ihrer zehnjährigen Schulzeit an der Rudolf-Steiner-Schule erfahren können. «Lasst ein bisschen Druck ab, lasst uns unseren Weg selber finden», bat Ebner in ihrem offenen Brief an das Gymnasium.