Der Feuerteufel von Dornach
Im zweiten Teil der «Chroniken von Dornach» thematisiert Michelle Steinbeck den Brand des ersten Goetheanums. Regie führt wieder Jonas Darvas. Das auf Recherchen fussende Stück verspricht jede Menge Spannung.
Am letzten Freitag war das Ensemble mit Ilja Baumeier, Meret Bodamer, Jonas Gygax und Noëmi Steffen noch intensiv am Proben. Immer wieder lässt Regisseur Jonas Darvas wiederholen, gibt dramaturgische Anweisungen. Der zweite Teil der Dornacher Trilogie bei neuestheater.ch trägt den Titel «Der zerbrochene Spiegel», was an Kleists «Der zerbrochene Krug» denken lässt. Tatsächlich ist hier wie dort der im Titel genannte Gegenstand das Corpus delicti. In der Silvesternacht auf das Jahr 1923 brannte das erste Goetheanum bis auf den Sockel nieder. Ein Höllenbrand, bis weit ins Land hinaus zu sehen.
Und der Brand bewegte die Gemüter, treibt sie bis heute um. Es war Brandstiftung, aber wer legte den Schwelbrand? War es der Uhrmacher Ott? Der alte Hetzpriester? Oder gar ein beleidigtes Eurythmiefräulein? Oder der Teufel selbst? Fragen über Fragen, die im Stück gestellt, aber nicht abschliessend beantwortet werden. «Der zerbrochene Spiegel» basiert auf historischem Material, will aber kein Dokumentartheater sein, sondern ein Ermittlungs- und Gerichtskrimi.
Geschichten erzählen
«Die Idee, sich für den zweiten Teil der Chroniken von Dornach den Brand des ersten Goetheanums vorzuknöpfen, war schon von Beginn des Projektes 2017 an klar», sagt Regisseur Jonas Darvas, «und da ich mütterlicherseits aus einer Anthro-Dynastie stamme, wusste ich, dass es da Stoff für einen Krimi gibt.» Das Stück entstand in Gesprächen zwischen Darvas und der Autorin Michelle Steinbeck sowie auf deren Schreibtisch und auf einer Korkpinnwand, wie es sich für einen Kriminalfall gehört. «Ich habe Michelle, wie im ersten Teil auch schon, mit Halbwahrheiten und Hörensagen aufgeladen», so Darvas, «danach ist sie ins Staatsarchiv Solothurn gegangen und hat Akten gewälzt.» Die Chroniken von Dornach setzen sich mit historischen Ereignissen der Region auseinander. «Sie sind Ausgangslage für unsere Stücke. Aber was uns interessiert, sind die Geschichten hinter den Ereignissen. Ich möchte nicht bis ins Detail genau rekonstruieren, wie etwas geschehen ist, sondern eine Geschichte erzählen.»
Heilende Wirkung
Der Regisseur antwortet auf die Schwierigkeiten bei der Inszenierung: «Das Material ist unglaublich umfangreich und verwirrend. So wird man auch beim Erarbeiten des Stoffes auf Irrwege geschickt.» Darvas macht darauf aufmerksam, dass der «Bluthügel» nicht zum ersten Mal Schauplatz eines schrecklichen Ereignisses war. Aus seiner Warte als «Anthro-Kind» sagt er: «In Hinblick auf das, was ich über die Geschichte wusste und was ich durch die Recherchen erfahren habe, ist es skandalös, wie viel Halbwissen und Gemeinheiten über diesen Brand im Umlauf sind. Ich glaube aber, dass man in der Region in den 1920er-Jahren dem ersten Goetheanum und der Anthroposophischen Gesellschaft gegenüber weitaus feindlicher gesinnt war als der später neu gegründeten Gesellschaft und dem Betonbau. Vielleicht hatte dieser Brand eine Art heilende Wirkung für unseren Bluthügel.»
«Chroniken von Dornach II – Der zerbrochene Spiegel», neuestheater.ch, Dornach; Premiere 3. Mai, 19.30 Uhr (ausverkauft); weitere Daten: 4.5., 19.30 Uhr; 5.5., 18. Uhr; 7.-11.5., 19.30 Uhr.
2 × 2 Tickets zu gewinnen
Das Wochenblatt verlost als Medienpartner für die Sonntagsvorstellung vom 5. Mai, um 18 Uhr 2 × 2 Tickets. Einfach eine E-Mail mit dem Betreff «Chroniken von Dornach» an die Adresse <link mail>wettbewerb@wochenblatt.ch senden. Einsendeschluss ist der 3. Mai, 14 Uhr.