Würdige Erstaufführung

Am letzten Samstagnachmittag brachte der Basler Projektchor im reformierten Kirchgemeindehaus zwei gewichtige geistliche Stücke zur Aufführung, darunter das Requiem von João Domingos Bomtempo.

Konzentriert, homogen, einsatzsicher: Der Basler Projektchor unter Simon Reich konzertierte in Münchenstein.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Konzentriert, homogen, einsatzsicher: Der Basler Projektchor unter Simon Reich konzertierte in Münchenstein. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Dirigent Simon Reich aus Basel bewies mit seiner Stückauswahl für das Osterprogramm eine gute Hand. Mit Mozarts Kyrie d-Moll KV 341 kann man gar nicht falsch liegen, ist doch dieses Glanzstück der Kirchenmusik in seiner Knappheit ein Meisterwerk musikalischer Architektur und «derart, dass man auf die Knie sinken möchte», wie der Mozart-Biograf Alfred Einstein schrieb.

Die Erbarmungsbitten, die in der wohl 1781 entstandenen Fassung zwischen Verhaltenheit und Dramatik schwanken, wurden glücklicherweise applauslos stehen gelassen, sodass das anschliessende Requiem des portugiesischen Komponisten João Domingos Bomtempo auf einer konzentrierten Stille aufbauen konnte. Bomtempo wurde 1775 in Lissabon geboren; damals war Mozart gerade einmal 19 Jahre alt. Das Requiem in c-Moll, op. 23, wurde 1819 geschrieben – 28 Jahre nach Mozarts Tod – und zum Gedenken an Luis de Camões in Paris uraufgeführt. Es ist noch der Klassik verpflichtet, aber die Besetzung entspricht bereits der Frühromantik. Obwohl dem Werk nicht die Abgründigkeit und die existenzielle Dichte des mozartischen Requiems eignen und durch die solistischen wie chorischen Teile eine oft fast befremdliche zuversichtliche Heiterkeit weht, ist Bomtempos Totenmesse doch ein Meisterwerk von grosser Kraft und Originalität. Man fragt sich augenreibend, weshalb dieses Stück bisher in der Schweiz noch nie aufgeführt worden ist.

Überzeugende Leistung
Es ist Simon Reich hoch anzurechnen, dass er das Publikum in der Region am Requiem von Bomtempo teilhaben liess, und dies in einer beachtenswerten, klanglich ausgewogenen und stimmigen Umsetzung. Der Projektchor zeigte sich gut disponiert, homogen und von einer soliden Klangkultur getragen. Das Orchester, zusammengestellt von der vorzüglichen Konzertmeisterin Stefanie Bischof, hatte keine Mühe, dem klaren Dirigat Reichs zu folgen. Der für dieses Requiem wichtige Paukist Thomas Waldner überzeugte ebenso wie Bläser und Streicher.

Die solistischen Passagen wurden von Nicola Meier Jäggi, Sopran, Silke Gäng, Alt, Andreas Gisler, Tenor, und Christian Villiger, Bass, interpretiert. Die vier Stimmen harmonierten wohltuend, ihre Träger waren jedoch optisch zu wenig präsent, da keine Podeste zur Verfügung standen. Simon Reich gelang es, die inneren Spannungen des Werks, die einerseits in der unterschiedlichen Dynamik, andererseits in Rhythmus- und Stimmungswechseln liegen, optimal herauszuarbeiten. Besonders schön war dies im Offertorium festzumachen, das bei Bomtempo nicht den gängigen Vertonungstechniken folgt. Der Hörgenuss – dies ein kleiner Einwand – wäre bei einer etwas weniger trockenen Akustik und einem stärker besetzten Chor noch intensiver gewesen.

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