Individuell und integrativ

Das Kompetenzzentrum Pädagogik, Therapie, Förderung veranstaltet am 5. November eine hauseigene Herbstmesse, die in die Welt von Kindern und Jugendlichen mit einer Seh-, Körper- oder Mehrfachbehinderung eintauchen lässt.

Lesetraining: Farben und Muster helfen dabei. Fotos: zvg

Lesetraining: Farben und Muster helfen dabei. Fotos: zvg

Hoch hinaus: An der Herbstmesse ist die Kletterwand eines von vielen Highlights.

Hoch hinaus: An der Herbstmesse ist die Kletterwand eines von vielen Highlights.

Impression aus dem Unterricht: Hier wird fleissig 
das Rechnen geübt.

Impression aus dem Unterricht: Hier wird fleissig das Rechnen geübt.

Vielen dürfte das Kompetenzzentrum Pädagogik, Therapie, Förderung in Münchenstein (KPTF) noch besser unter dem Namen TSM bekannt sein. Es wurde im Jahr 1982 als Zusammenschluss von vier kleineren Sonderschulen gegründet, die damals in Basel verstreut und deren Standorte zu eng geworden waren. Im Laufe der Jahre habe sich viel verändert, in allererster Linie die Klientel, erklärt Schulleiterin Sabine Pfeifer: «Durch den Fortschritt in der Medizin können heute viel mehr Kinder mit schwersten Erkrankungen länger leben. Das hat natürlich direkten Einfluss auf unseren Auftrag.» Mit den immer komplexeren Diagnosen verändert sich auch das Betreuungsangebot. Waren vor sechs Jahren bei Pfeifers Stellenantritt noch rund 50% der Kinder und Jugendlichen der Sonderschule auf «hohen Förderbedarf» angewiesen, so sind es heute über 75%.

Integration in Regelklasse

Neben dem medizinischen Fortschritt spielt der zunehmende Paradigmenwechsel von der Separation hin zur Integration eine zentrale Rolle. Wo immer möglich, wird versucht, die Kinder und Jugendlichen in einer Regelklasse unterzubringen und mit Betreuungsleistungen zu unterstützen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Sonderbeschulung: «Der Unterrichtsalltag hier vor Ort ist geprägt von Schülerinnen und Schülern mit schweren oder mehrfachen Behinderungen, was auch eine grosse Anpassungsleistung der Mitarbeitenden erfordert», erklärt Schulleiterin Pfeifer. Früher habe man teilweise auch Jugendliche betreut, die trotz ihrer Behinderung die Matura machen konnten. Heute gibt es neu eine Palliativklasse mit Kindern, die mit ihrer Behinderung nur eine begrenzte Lebenserwartung haben.

Das heutige Angebot umfasst vier Fachbereiche: Schule, Sozialpädagogik, Therapie und Integration. Letztere macht mit rund 200 Kindern und Jugendlichen den grössten Fachbereich aus. Im Haus selbst werden 92 Schülerinnen und Schüler in 16 Klassen vom Kindergarten bis zum Ende der Sekundarstufe unterrichtet. Schulleiterin Pfeifer erklärt: «Die Stundenpläne sind völlig individualisiert, weil auch die Bedürfnisse sehr unterschiedlich sind. Das reicht von einzelnen Kindern, die nahe am Unterrichtsstoff der Regelklasse sind, bis hin zur basalen Stimulation, um grundlegende Fähigkeiten zu erlernen.»

Verdeutlicht werden die unterschiedlichen Bedürfnisse bei einem Rundgang durch das Haus, dessen wirkliche Grösse von aussen nur zu erahnen ist. Die Räume sind alle mit verschiedenen Kommunikationsmitteln ausgestattet. So hängt an Pfeifers Bürotür ein Porträt, auf dem sie die Geste «Pfeifen» imitiert – diese Methode nennt sich «Porta» und ist eine vereinfachte Gebärdensprache. Ausserdem hängt z. B. an der Tür zum Musikraum ein Tambourin, so dass man sich über den Tastsinn oder den Klang orientieren kann.

Eigene Herbstmesse als Jahreshighlight

Im herausfordernden Alltag der Menschen im und um das KPTF sticht die bevorstehende eigene Herbstmesse besonders hervor: «Im Vordergrund steht das Festen und Feiern. Für unsere Kinder und Jugendlichen und ihre Familien ist ein Messebesuch, der für viele selbstverständlich ist, oft nicht möglich. Diese schönen kleinen Alltagsmomente möchten wir hier im Haus aber trotzdem bieten», meint Pfeifer. Die Attraktionen und Stände würden von den Schülerinnen und Schülern so weit möglich selbst betreut, es bliebe aber auch genügend Zeit, um selbst auf Entdeckungstour zu gehen. Das Angebot reicht von Essensständen und einer Kletterwand bis hin zu den  Klassikern Dosenwerfen, Torwandschiessen und Glücksrad, die jeweils auf die unterschiedlichen Fähigkeiten und Sinneswahrnehmungen abgestimmt sind. Pfeifer meint: «Erst durch den Kontakt und die Begegnung kann Verständnis und somit ein positiver Austausch stattfinden. Unsere Herbstmesse versucht, dazu einen Beitrag zu leisten.»

Herbstmesse im KPTF, Dienstag, 5. November, von 17 Uhr bis 19.30 Uhr, Baselstrasse 43, Münchenstein

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