«Wir können bestimmen, was wir denken und dementsprechend fühlen»

Mentaltrainer Michel Emmenegger rät zu Struktur im Alltag und positiven Gedanken, auch wenn diese zurzeit nicht immer leichtfallen.

Mentaltrainer und Ausdauersportler: Michel Emmenegger – hier am Ironman in Rapperswil 2016 – gibt Tipps, wie wir die Corona-Krise besser meistern können.  Foto: ZVG
Mentaltrainer und Ausdauersportler: Michel Emmenegger – hier am Ironman in Rapperswil 2016 – gibt Tipps, wie wir die Corona-Krise besser meistern können. Foto: ZVG

Homeoffice oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr zur Arbeit gehen können, wenig frische Luft und Bewegung und kein direkter Kontakt zu Freunden und Verwandten – das Coronavirus fordert nicht nur unsere physische Gesundheit heraus, sondern auch die psychische. Als Mentaltrainer und Ausdauersportler berät der Münchensteiner Michel Emmenegger im Normalfall Menschen in ihrem privaten, beruflichen oder sportlichen Alltag. Die persönlichen Beratungsgespräche fallen aber zurzeit wegen des Kontaktverbots aus. So bietet er Menschen, denen der Umgang mit der aktuellen Situation schwerfällt, kostenlose 30-minütige Beratungen online und per Telefon an. Doch das Angebot hat bis anhin niemand in Anspruch genommen. «Es gibt zurzeit so viele kostenlose Hilfsangebote. Das Angebot übersteigt offensichtlich die Nachfrage, denn viele Angebote werden nicht in Anspruch genommen», resümiert Michel Emmenegger. Es sei möglich, dass es einzelnen auch schwerfalle, Hilfe anzunehmen oder zuzugeben, dass die aktuelle Situation zu schaffen macht. Es sei aber klar, dass nicht alle gleich mit der Krise umgehen können. «Die psychische und physische Belastung ist zurzeit gross.» Dass da auch mal negative Gedanken aufkommen, sei ganz natürlich. «Dann gilt es, sofort ‹Stopp› zu sagen und wieder an etwas anderes zu denken. Wir können bestimmen, was wir denken und dementsprechend fühlen.» Dankbar sein für das Schöne und Glück im Leben, sei es aktuell auch etwas ganz Einfaches, sei hilfreich.


Eine gewisse Normalität walten lassen
Gedanken an eine positive Zukunft fördern das eigene Wohlbefinden, ist Emmenegger überzeugt. «Jetzt haben wir Zeit, Pläne für den Herbst oder den Winter, für die kommenden Ferien oder sonst ein besonderes Ereignis zu schmieden – und zwar ganz detailliert.» Somit könne die Vorfreude auf die Zukunft gesteigert werden.

Fast den ganzen Tag zu Hause zu sein ist eine Herausforderung. Ob mit oder ohne Arbeit, Mentaltrainer Michel Emmenegger rät zu einem geregelten Tagesablauf. «Zur gewohnten Zeit aufstehen, duschen und sich etwas Richtiges anziehen. Wenn ich zur Arbeit gehen würde, hätte ich ja auch nicht den ganzen Tag die Jogginghose an.» Solche Abläufe und Strukturen seien auch mental wichtig, um eine gewisse Normalität in dieser abnormalen Situation herzustellen. Und sie erhöhen die Produktivität im Homeoffice, glaubt Emmenegger.


Auch zu Hause in Bewegung bleiben
Eine grosse Herausforderung ist die Corona-Krise auch für Seniorinnen und Senioren, die eigentlich mobil wären, aber nicht mehr nach draussen sollten. Einsamkeit und Bewegungsmangel drohen. Michel Emmenegger ruft die Angehörigen von älteren Menschen auf, sich regelmässig bei ihnen zu melden. «Meine Mutter hat sich jahrelang gegen ein Handy gewehrt. Jetzt habe ich ihr eines besorgt und Whatsapp darauf eingerichtet. Jetzt will sie es nicht mehr missen.» Die ausfallenden Wanderungen können zwar nicht vollends ersetzt werden, aber kleinere Spaziergänge ohne persönliche Kontakte seien ja nach wie vor erlaubt und auch wichtig, findet der Mentaltrainer. Für zu Hause braucht es auch mal aussergewöhnliche Ideen, um in Bewegung zu bleiben. Während Jüngere oft eine Gymnastikmatte und vielleicht sogar Hanteln zu Hause hätten, fehlt solches Equipment bei Älteren zumeist. «Aber man kann alles ersetzen», betont der Coach: Die gefüllten PET-Flaschen könen als Gewichte dienen und das Spazieren kann an Ort und Stelle vor den Fernseher verschoben werden. Wichtig sei, dass man sich regelmässig bewege. Zur Erinnerung könne auch ein Wecker hilfreich sein. «Natürlich mutet dies alles merkwürdig an. Aber im Moment sind Kreativität und Überwindung gefragt, und erlaubt ist, was dem eigenen Wohlbefinden guttut.»

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