Wenn altes Eisen erzählt …
Der Münchensteiner Autor und Theatermann Jörg Jermann bringt am 4. Dezember im Mönchskeller sein Einmannstück «Edgar Läder» auf die Bühne. Jermann setzt dabei auf die Kraft des Dialekts.
Thomas Brunnschweiler
Vom Theatervirus wurde der Germanist und Historiker Jörg Jermann schon früh infiziert. Er war an der Regieschule in Graz, arbeitete unter anderem als Schauspieler und Clown, führte Regie in Studententheatern und war auch im Schultheaterbereich tätig. Als Theaterkritiker ist er mit dem, was in der Region punkto Theater geschieht, bestens vertraut. Gerade das Schultheater, das nicht überall subventioniert wird, hält Jermann für wichig. «Es hilft bei der Sprachentwicklung und der gegenseitigen Rücksichtnahme, ist gut für das Selbstbewusstsein und eine ideale Möglichkeit, dass alle sich beteiligen können», erklärt Jermann.
Desillusionierte Rückschau
Jermanns Stück «Edgar Läder» wird im Rahmen des erst vor kurzem gegründeten Basalttheaters gezeigt. Läder ist ein Durchschnittsmensch, ein ehemaliger Eisenwarenvertreter, der – halb dement und in einer Geriatrieabteilung lebend – desillusioniert auf sein Leben zurückblickt. Schon der Name «Edgar» hat etwas Nostalgisches, da er in der Schweiz seit 1960 konstant rückläufig ist. «Läder» ist ein Sinnbild schweizerischer Zähigkeit und verweist auch auf das Ledermäppchen, das der Protagonist mit sich trägt. Das Stück ist eine Parabel, ein Gleichnis zum Ausgeliefertsein an teilweise falsche oder geschönte Erinnerungen, an das Vergessen. Wie viele Menschen hat auch Läder seine Leichen im Keller. Da er einerseits einen kleinen sozialen Aufstieg erlebt hat, andererseits buchstäblich «zum alten Eisen» gehört, öffnet sich ein Zwiespalt. «Wer bin ich?», fragt er sich. Damit wird im Stück, das Anklänge an das absurde Theater hat, aber nie ganz absurd ist, die Identitätsfrage gestellt.
Der Basler Schauspieler und Musiker Kurt Wegmüller mimt Edgar Läder. Die mit dem «Swiss Ambassodor’s Award 2015» ausgezeichnete Akkordeonistin Viviane Chassot spielt gleichsam die Musik im Hinterkopf Läders und illustriert dessen Gefühle, ohne selbst als Bühnenfigur zu sprechen.
Bodenständige Sprache
Das Publikum kann sich ganz auf eine Person konzentrieren, die oft an die Rampe tritt. Jermann hat sein Bühnenwerk, das ursprünglich eher als Hörspiel gedacht war, auf Hochdeutsch geschrieben, für die Bühne aber in ein alltägliches Baseldeutsch übersetzt. Sein Dialekt hat nichts mit der Sprache der Schnitzelbänke oder des Häbse-Theaters zu tun, weil das Stück kein Schwank ist und jegliches Chargieren seinem Charakter widerspricht. Die Uraufführung im «Palazzo» in Liestal wurde sehr gut aufgenommen. «Unprätentiös» sei das Stück und «bewegend», hiess es in der ersten Besprechung. Jörg Jermann hofft, dass im Kanton Basel-Landschaft weiterhin nicht nur die Grosskultur unterstützt wird. «Die Gelder, die bisher gesprochen wurden, muss man weiterhin sprechen», sagt er. Er ist überzeugt, dass Subventionen sinnvoll sind, weil jede Eingabe nach Qualitätsmassstäben seriös geprüft werde.
Edgar Läder: Mönchskeller, Münchenstein, 4. Dezember, 20 Uhr; Unternehmen Mitte, Basel, 29. und 30. Januar 2016, 20 Uhr; weitere Gastspiele sind geplant: www.basalttheater.ch.