Wahlkrimi in Münchenstein – Resultat am Tag nach der Wahl noch gedreht

Während das bürgerliche Fünferticket anstandslos gewählt wurde, verlor die SP ihren zweiten Sitz im Gemeinderat an die Grünliberalen. Bis am Montag plötzlich noch 196 Stimmcouverts auftauchten …

Lukas Hausendorf

Der Münchensteiner Wahlausgang ist an Dramatik kaum zu überbieten. Am Sonntag noch herrschte bei der SP grosse Konsternation, nachdem ihr zweiter Kandidat Felix Bossel die Wahl um Haaresbreite nicht geschafft hat. Ihr bisheriger Lukas Lauper schaffte die Wiederwahl souverän mit 1226 Stimmen, dem drittbesten Ergebnis über alle Kandidierenden gesehen. Der Newcomer Bossel aber hatte eine einzige Stimme weniger als der Grünliberale Daniel Altermatt, der sich statt seiner über die Wahl in den Gemeinderat freuen konnte. Der Sitzverlust fuchste die Sozialdemokraten. Eine Stimme nur. Und trotzdem wurde im Wahlbüro keine zweite Zählung angeordnet.

 «Das ist schon irritierend», meinte SP-Co-Präsident Dieter Rehmann am Sonntagabend an der Wahlfeier der Partei im «1. Stock». Man diskutierte bereits, ob nach amtlicher Publikation der Ergebnisse im «Wochenblatt» eine Wahlbeschwerde eingereicht werden solle. Der Match sei noch nicht gelaufen, es gehe noch die Verlängerung. Am Montagabend dann aber die unerwartete Wende. Es sind noch rund 196 Wahlcouverts aufgetaucht, die dazugezählt werden mussten. Und siehe da: Felix Bossel hatte plötzlich sieben Stimmen mehr als Daniel Altermatt und zieht demnach mit 913 Stimmen in den Gemeinderat ein. Die SP konnte in extremis ihren zweiten Sitz verteidigen.

Post entschuldigt sich

Wie konnte das Malheur überhaupt passieren? Die Post hatte einen Behälter mit Wahlcouverts am Wochenende irrtümlicherweise nicht der Gemeinde ausgeliefert. Das Unternehmen spricht in einem Communiqué von einem «bedauerlichen Fehler im Prozess» und entschuldigt sich dafür in aller Form. Das Wahlbüro fand sich dann am Montagabend zur Nachzählung der nachträglich eingegangenen Stimmen ein.

Bürgerliche Übermacht

Die Einzigen, die sich schon am Sonntagabend in Sicherheit wiegen durften und ihren Erfolg in der Pizzeria Münch ausgelassen feiern konnten, waren die fünf bürgerlichen Kandidaten. Das gemeinsame Ticket der drei bürgerlichen Parteien Münchensteins war ein voller Erfolg. Alle wurden gewählt. Allen voran CVP-Mann Giorgio Lüthi, der mit 1293 Stimmen das beste Wahlresultat für sich verbuchen durfte und seinen Anspruch auf das Gemeindepräsidium endgültig legitimiert sieht. Problemlos wiedergewählt wurden auch Jürg Bühler vom Komitee Pro Münchenstein (1149 Stimmen) und SVP-Vertreter René Nusch (969 Stimmen).

Neu gewählt wurden auch die beiden FDP-Frauen Heidi Frei (1240 Stimmen) und Sektionspräsidentin Christine Pezzetta (1136 Stimmen), für die damit ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung geht. Sie freute sich auch generell über das Abschneiden ihrer Kantonalpartei, die sie interimistisch führt. Da wusste sie allerdings noch nicht, dass beide SP-Kandidaten gewählt sind, und freute sich über Altermatts Wahl, was die Zusammenarbeit im Gemeinderat künftig noch mehr erleichtere. Jetzt bleibt der linke Block doch bestehen. An der bürgerlichen Phalanx ändert das aber wenig.

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