Von der Lust, die Welt detailgetreu nachzubauen
Zum neunzehnten Mal fanden die Modellbau-tage statt. Am Wochenende zeigten 15 Modellbauclubs im Kuspo ihre schönsten Stücke.
Vor dem Kultur- und Sportzentrum Münchenstein steht das Zelt der IG RC Panzer Schweiz, eine Interessengemeinschaft, die Panzer und andere Fahrzeuge im Massstab 1:35 bis 1:6 nachbaut. Gerade rattert ein rund 60 cm langer Panzer ferngesteuert über den Platz. Aus dem Inneren dröhnen Kettengerassel, Kanonengrollen und das Geräusch von schiessenden MGs. Sogar die Geschwindigkeit ist massstabgenau kalibriert. Ein Bub sieht dem kleinen Koloss fasziniert zu. In der Halle dann schweift der Blick über eine Unzahl von Modellen: Zivilfahrzeuge, Schiffbaumodelle – und vor allem Militärflugzeuge.
Dreiteilig seien die Modellbautage strukturiert, erklärt Peter Müller, Präsident der International Plastic Modelers’ Society (IPMS) Schweiz, die rund 270 Mitglieder zählt. «Einerseits zeigen die Clubs ihre Arbeiten, andererseits werden die schönsten Stücke von einer Jury bewertet», erklärt Müller, «und schliesslich bieten Händler Bausätze und Zubehör an.» Im Gegensatz zu früher stehen sieben Tische weniger in der Halle. «Aus verschiedenen Gründen mussten wir uns dieses Jahr beschränken. Wir kamen nicht umhin, einige Anbieter abzulehnen.»
Qualitätssteigerung
Die Qualität habe sich in den letzten beiden Jahrzehnten massiv gesteigert. «Modelle, die vor zwanzig Jahren noch als vorbildlich galten, würden heute nicht mehr angeschaut», so Müller. «Das Know-how hat sich verbessert, so gibt es für Schiffsholzdecks von Modellen 1:350 Holz, das so dünn ist wie Papier.» Am Tisch von Wolfgang Zimmermann aus dem Zürcher Oberland stösst man auf diverse Varianten der Sturmgeschütze III der deutschen Wehrmacht, die von 1939 bis 1945 im Gebrauch waren. Zimmermann baut sie nicht nur nach, sondern befasst sich auch mit ihrer Geschichte. Zwei Bände umfasst das Werk über die StuG III, bei denen Zimmermann als Co-Autor mitwirkte. Das Interesse an diesen Fahrzeugen habe nichts mit der Verherrlichung der Nazi-Zeit zu tun. «Es geht um die Geschichte der Technik unter Absehung des ideologischen Hintergrunds.»
Für Nachwuchs ist gesorgt
An einem Tisch sitzen junge Leute der IG Tabletop Models aus Thun. Sie befassen sich mit Fantasy und kreieren Spielwelten, die teilweise Spielanleitungen von über 100 Seiten benötigen. Auf der Bühne bewertet die Jury verschiedene Prachtstücke aus allen möglichen Kategorien. Roger Unternährer, der Sekretär der IPMS und Juryleiter, erklärt die Kriterien: Nahtstellen, Anstrich, Darstellung der Verwitterungsspuren, Asymmetrien, Cockpit, Gesamteindruck. Drei Dinge fallen dem Laien auf: Erstens ist der Modellbau praktisch eine reine Männerdomäne, zweitens muss man um den Nachwuchs nicht bangen und drittens scheinen militärische Fortbewegungsmittel handwerklich und von den Details her eine grössere Anziehungskraft auszuüben als zivile Fahrzeuge.