Vereine und Veranstalter in Platznot
Arlesheim plant ein Kulturzentrum und in Münchenstein wird bald der Hofmatt-Saal in Betrieb genommen. Die zusätzliche Belebung des kulturellen Angebots wird aber auch neue Kosten verursachen.
In Arlesheim warten die Vereine nun schon seit Jahrzehnten auf ein Kulturzentrum, nun ist ein grosser Veranstaltungssaal endlich in Griffweite. Für das Projekt «Unser Saal», der bei Konzertbestuhlung 600 Personen fassen soll, hat der Gemeinderat bereits ein Kostendach von sechs Millionen Franken definiert, die Standortfrage soll in Bälde ebenfalls geklärt sein. Die Gemeinde steht mit zwei interessierten Landeigentümern an zentraler Lage in Verhandlungen.
Ein bisschen weiter ist man derweil in Münchenstein. Hier hat die Bürgergemeinde letztes Jahr das Hotel-Restaurant Hofmatt erworben, mit der Absicht, den grossen Saal des Komplexes wieder für kulturelle Veranstaltungen und Vereinsanlässe zu reaktivieren. Im April nächsten Jahres wird es so weit sein. Damit wird das Angebot an grösseren Veranstaltungsräumen im Birseck mittelfristig gleich um zwei Säle aufgestockt. Da stellt sich auch die Frage, ob dafür auch tatsächlich die Nachfrage vorhanden ist. Schliesslich gehört eine Mehrzweckhalle heute selbst für Kleinstgemeinden zur Grundausstattung, das ist in den grossen Agglomerationsgemeinden im Birseck nicht anders. Schliesslich geht es um viel Geld und noch viel mehr, wenn die Säle leer bleiben.
Das Münchensteiner Kultur- und Sportzentrum Bruckfeld, das gleich neben der Hofmatt steht, kostete die Gemeinde letztes Jahr 126 642 Franken, obwohl die Auslastung kaum besser sein könnte. Rund die Hälfte der Mieteinnahmen wurde durch kantonale Schulen generiert, die für den Sportunterricht die Dreifachturnhalle nutzen.
Und es reicht trotzdem nicht
Das Münchensteiner Kuspo ist aber längst nicht die einzige voll ausgelastete Mehrzweckhalle im Birseck. Auch die Aescher Löhrenackerhalle ist dauerausgebucht. «Für einmalige Veranstaltungen müssen Vereine teilweise mehrere Jahre im Voraus reservieren», weiss Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger. Gegen eine zweite Halle im Dorf hätte sie nichts, wenn man es sich denn leisten könnte. Darum hätte man auch das Velodrom begrüsst, dessen Innenraum hätte genutzt werden können.
Ähnlich tönt es auch in Reinach. Gerade im Bereich der grösseren Räume sei eine Lücke vorhanden, meint der Präsident des Vereins Kultur in Reinach Heiner Leuthard. Vor allem geeignete grosse Räume scheinen das Problem zu sein. Die Weiermatt- und Fiechtenhalle gelten als nicht sehr attraktiv. Ähnlich wie die Arlesheimer Mehrzweckhalle beim Domplatzschulhaus, die den Bedürfnissen der Vereine nicht mehr gerecht wird. Mit dem Bau eines neuen Kultursaals, der nicht auch noch für sportliche Zwecke genutzt werden kann, steigt seine Attraktivität auch für externe Veranstalter. Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller erwartet denn auch «mehr und neue Events von den Vereinen im Dorf und Externen», wenn «Unser Saal» dereinst in Betrieb ist. Das ist nicht unrealistisch. Für den Hofmatt-Saal in Münchenstein flattern bereits jetzt Anfragen rein, obwohl er noch nicht genutzt werden kann.
Knackpunkt Finanzierung
Trotz grosser Nachfrage lassen sich solche Kulturräume kaum kostendeckend betreiben. Zumal sie für die Nutzer erschwinglich bleiben müssen. Wie teuer die neuen Säle in Münchenstein und Arlesheim im Unterhalt sein werden, ist aber schwer abzuschätzen.
Für die Hofmatt ist die Bürgergemeinde Münchenstein willens für den Unterhalt bis zu 60000 Franken zu investieren. «Ein kostenneutraler Betrieb wäre uns aber auch recht», meint Präsident Clive Spichty. In Arlesheim überlegt man sich, das gleiche Trägerschaftsmodell wie für die Dreifachturnhalle auch beim Kultursaal anzuwenden. Bei der Turnhalle war dieses Modell erfolgreich und ermöglichte einen kostendeckenden Betrieb.