Therapeuten auf vier Pfoten

Pablo und Jango haben mit ihren Besitzerinnen die Ausbildung zum Therapiehunde-Team besucht und bestanden. Nun können sie Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen besuchen.

Therapiehunde-Team: Renata Kaufmann mit Pablo (r.) und Elisabeth Partyka mit Jango.  Foto: Jay Altenbach
Therapiehunde-Team: Renata Kaufmann mit Pablo (r.) und Elisabeth Partyka mit Jango. Foto: Jay Altenbach

Jay Altenbach

Wenn Elisabeth Partyka ihrem Hund Jango die rote Schabracke mit dem Aufdruck «Therapiehund im Einsatz» anzieht, weiss der sechsjährige Goldendoodle, dass er jetzt in einer speziellen Mission unterwegs ist: Er besucht Rolf. Der junge Mann leidet an Parkinson, und wenn er einen schlechten Tag hat, ist Jango der Einzige, der ihn motivieren kann. Dann steht Rolf auf und seine Schritte werden sicherer und seine verkrampften Muskeln lockerer. Jango ist bei allen im Heim ein gern gesehener Gast und begrüsst auch andere Patienten, lässt sich knuddeln oder bringt brav einen Ball zurück.

Renata Kaufmann holt mit ihrem grossen Blonden im Einsatz Noemi in der Heilpädagogischen Schule ab und die Drei spazieren zusammen nach Hause. Pablo gibt sich als ganz zahmer Hund, obwohl er es sonst faustdick hinter den Ohren hat und ständig mit Jango raufen will. Der dreijährige Hund folgt aber Noemis Befehlen und trottet brav neben ihr her. «Es sei ganz erstaunlich, wie behutsam die Hunde im Einsatz werden und spüren, wie viel Energie angebracht ist», betonen beide Hundehalterinnen.

Besser als jede Kontaktbörse
Beim Hundespaziergang haben sich die beiden Frauen Renata Kaufmann und Elisabeth Partyka kennen gelernt und realisiert, dass sie beide den gleichen Goldendoodle, eine Mischung aus Königspudel und Golden Retriever, haben. Diese verstanden sich auf Anhieb ausgezeichnet. Renata Kaufmann hatte schon immer den Wunsch gehegt, mit einem Hund zu arbeiten und die Vorstellung, die Ausbildung zum Therapiehunde-Team zu absolvieren, gefiel ihr. Als ihre beiden Söhne gross genug waren, kam der Moment, sich einen Hund anzuschaffen und das Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Elisabeth Partyka ist mit ihrer Familie viel in der Welt herumgekommen und lebt erst seit ein paar Jahren in Münchenstein. «Über den Hund ist es so einfach, mit den Menschen in Kontakt zu treten. Man hat von Anfang an ein Gesprächsthema», erklärt sie. «Und wenn die Hunde zudem wohlerzogen sind und sich streicheln lassen, dann erst recht.»

Gemeinsam zur Aufnahmeprüfung
Die grösste Hürde war für beide Frauen die Aufnahmeprüfung. Hier mussten die Hundehalterinnen zeigen, dass der Hund ihnen folgt und gehorsam ist. «Und alles ohne eine Belohnung und vor den gestrengen Augen der Prüferinnen», erinnert sich Renata Kaufmann, deren Hund Pablo ein richtiges Alphatier ist. Aber beide Hunde benahmen sich vorbildlich und so konnten sie einige Zeit später die Ausbildung beginnen.

Im Kurs lernten die beiden Frauen ihre Hunde besser kennen und ihre Reaktionen zu deuten. Die Tiere lernten, nicht zu erschrecken, wenn sie überall angefasst würden oder es plötzlich sehr laut oder hektisch zu und her ging. In weiteren Modulen kamen die angehenden Therapiehunde mit dem Rollstuhl und dem Rollator und mit Menschen mit psychischen oder physischen Beeinträchtigungen in Kontakt.

Zum Abschluss gab es eine praktische und eine theoretische Prüfung. Als Auszeichnung erhielten die Hunde eine kleine Medaille, welche im Einsatz getragen werden muss und sie als geprüfte Therapiehunde ausweist. Seither sind die beiden Teams regelmässig ehrenamtlich im Einsatz und geben nicht nur viel sondern erhalten auch viel zurück.

Der Verein Therapiehunde Schweiz VTHS (www.therapiehunde.ch) bietet die Ausbildung zum Therapiehunde-Team an. Zurzeit bilden 37 Trainerinnen aktiv aus. Jährlich werden auch Fortbildungen und Schulungen angeboten. Im Einzugsgebiet des Wochenblatts sind rund 10 Hunde-Teams im Einsatz. Gesamtschweizerisch gibt es über 600 aktive Teams. (40 Prozent sind Fachleute aus dem medizinischen, sozialen oder pädagogischen Bereich).

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